Von einem “groβartigen Abend” sprach Max Eberl nach dem Spiel und drückte damit den einen Teil der Borussen-Gefühlslage am gestrigen Abend passend aus. Den anderen Teil, der im wesentlichen aus Frust über die verpasste Chance gegen den hohen Favoriten bestand, unterdrückte er dabei jedoch geschickt.  Es war einer jener bittersüβen Momente irgendwo zwischen Stolz und Enttäuschung, die die Borussia in ihrer Europapokalgeschichte immer wieder erleben musste, z.B. fast genau ein Jahr zuvor als man gegen Manchester City mit dem gleichen Ergebnis nach fast identischem Spielverlauf in der Schlussminute durch einen Elfmeter noch verlor. Die gestrige Niederlage ist umso bitterer, da im Parallelspiel in Glasgow Celtic sich die Butter nicht mehr komplett vom Brot nehmen lieβ und nach 3maliger Führung immerhin einen Punkt in Parkhead behielt und damit jetzt im Duell um Platz 3 zunächst mal im Vorteil ist.

Trotzdem tut die Borussia gut daran, zunächst mal das Positive aus diesem Spiel mitzunehmen. Wieder einmal hat man bewiesen, dass man nicht zufällig in der Champions League dabei ist sondern auch auf allerhöchstem europäischem Niveau mithalten kann. Für ein Team mit für CL-Verhältnisse eher bescheidenem Etat, dass keinen aktuellen Nationalspieler  einer der groβen Fuβballnationen (tut mir leid ihr Schweizer, aber nein) in seinen Reihen hat, ist das schon eine bemerkenswerte Leistung. Man kann sich darüber freuen, dass die plötzliche Wandlung Thorgan Hazards vom Chancentod zum Torjäger jetzt auch international bestätigt wurde, dass der von vielen vor kurzem noch abgeschriebene Julian Korb mit einer fantastischen Leistung einen Spieler wie Neymar fast zur Verzweiflung brachte, dass auch Elvedi eine für sein Alter sehr reife Leistung brachte, dass Dahoud auch Zweikämpfe gewinnen kann und überhaupt sein Tal überwunden zu haben scheint.  Vor allem sollte man aber bemerken wie gut die Borussia als Team gearbeitet hatte, diszipliniert und mit Leidenschaft verteidigt hat; etwas was in Manchester noch so bitter fehlte. 

Natürlich war nicht alles  perfekt: Traore wirkte in einigen Szenen überhastet, seine Freistöβe waren auch fern von Champions-League Niveau. Wendt hätte  zuweilen offensiv mehr aus seinen Möglichkeiten machen können. Die Verteidigung bei der Ecke zum 2:1 war schwach, Suarez darf nie und nimmer so frei zum Schuβ kommen; Sommers Parade danach braucht man gar nicht erst diskutieren. Das Gesamtbild jedoch war das einer gut eingestellten intakten Mannschaft, der lediglich etwas Glück (nicht gegebener Handelfmeter, Raffael-Verletzung) fehlte um eine mittlere Sensation zu schaffen. 

Es bleibt zu hoffen, dass die Borussia ihr „zu Hause hui, Auswärts pfui“-Auf und Ab schnell ablegt, denn auch wenn Celtic Glasgow auf dem Papier wie ein machbarer Gegner aussieht, ist der Celtic Park ein heisses Pflaster, wie Pep Guardiolas Mannen gestern erfahren mussten. Dort darf man auf keinen Fall verlieren, wenn man zumindest Platz 3 in der Gruppe erreichen möchte. Mit der Einstellung von gestern ist jedoch auch in Glasgow einiges möglich.