Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 82

Vor wenigen Tagen brachte die Wirtschaftszeitung "Manager Magazin" auf ihrer Online Seite eine Analyse zur Finanzlage der Bundesliga, die für die sonst Erfolgsmeldungen um sich streuende Liga ein recht kalter Guss ist. Erneut, möchte man sagen, denn das Manager Magazin sparte auch in der Vergangenheit nicht mit kritischen Berichten zur Bundesliga. An und für sich dürfte das ruhig öfter der Fall sein, manchmal aber auch etwas tiefgehender recherchiert.

Der Artikel mit dem Titel "Die dunkle Seite der Bundesliga" ist dabei uneingeschränkt lesenswert, das darf zuerst einmal festgehalten werden. Die Autoren verweisen zum Beispiel berechtigt darauf, dass das Linzensierungsverfahren, mit dem sich die Liga gerne brüstet, eine durchaus wackelige Angelegenheit ist und dass Vereine in Geldnot Viagogo in die Arme laufen. Und zusätzlich gibt es noch eine Analyse wirtschaftlicher Kennzahlen der Ligavereine. Die ist leider etwas weniger gelungen, denn die Clubs werden nivelliert und ohne eingehendere Betrachtung mit zwei Bilanzwerten und zwei Kennzahlen dargestellt. Mag sein, dass das nur ein Auszug einer eingehenderen Untersuchung ist, diese Darstellung jedenfalls kann man wohl nicht als Analyse bezeichnen.

Was vielen Lesern auffiel, ist beispielsweise die undifferenzierte Gleichstellung von Verbindlichkeiten, egal ob sie dem Bau eines Stadions dient wie in Mönchengladbach oder ein lange aufgebautes Minus aus dem laufenden Geschäftsbetrieb finanziert, wie in Berlin. Im Fall der Borussen müsste man fast sagen, dass der als Besorgnis erregend dargestellte Wert von 7 Jahren Dauer bis zur Rückzahlung aller Verbindlichkeiten aus dem erwirtschafteten Geldzufluss doch eher ganz passabel wäre.  Und ist es gerechtfertigt, Hoffenheim mit seinen Zuschüssen von über 100 Millionen von Seiten des Herrn Hopp mit einem Verschuldungsgrad von 0 als bilanzielles Muster auszuweisen? So wird der Schrecken aller Fußballfans auch noch zum wirtschaftlichen Vorbild. Sozusagen völlig unverschuldet.

Knackpunkte der eigentlich ehrenwerten Untersuchung sind diese undifferenzierte Herangehensweise und die Datenbasis. Nur Kapitalgesellschaften müssen ihre Zahlen veröffentlichen,   eingetragene Vereine wie Stuttgart und Nürnberg es immer noch sind, müssen es nicht und fehlen schon mal, genauso wie die Konzerntöchter aus Wolfsburg und Leverkusen. Für die anderen kann sich jeder Interessierte die Zahlen selber einmal anschauen, unter www.bundesanzeiger.de gibt es sie kostenlos, soweit sie bereits veröffentlicht sind. Da kann man zum Beispiel nach "Borussia Mönchengladbach" forschen, sich den letzten Abschluss der als GmbH firmierenden Profiabteilung suchen und dort ganz unten die Gewinn- und Verlustrechnung unter die Lupe nehmen. Jedenfalls, soweit das geht: In den im HGB vorgeschriebenen 14 Punkten wird das ganze Geschäftsjahr abgehandelt.

Alle Umsatzerlöse aus Stadioneinnahmen, Fernsehgeldern und Transfererlösen sind in nur einer Zahl ersichtlich, das macht Untersuchungen zum Ergebnis aus dem laufenden Geschäftsbetrieb schwierig. Und bei Analyse des Cashflow müsste man Abschreibungen aus Sachanlagen und den immateriellen Wirtschaftsgütern (also den gezahlten Ablösen für Spieler) von einander trennen, denn die wirtschaftlich kurzfristige Natur der gezahlten Ablösen verändert oder entwertet die Kennziffer.

Wir möchten nicht den Eindruck erwecken, als müsste eine kritische Bemerkung zu Borussia Mönchengladbach direkt aus allen Rohren unter Feuer genommen werden. Im Gegenteil, die fast schon vereinshymnenartige Äußerung "Wir sind nicht reich, aber gesund" darf man gerne handfest auf die Probe stellen. Gut möglich, dass diese Darstellung dann Einschränkungen erfährt. Aber ein Wirtschaftsmagazin, dass eine Untersuchung mit fast wirtschaftswissenschaftlichem Anspruch veröffentlicht (die Analyse stammt vom Centrum für Bilanzierung und Prüfung der Universität des Saarlandes), darf sich mit so wenig nicht zufrieden geben.

Das ist schade, denn damit wird ein größerer Wurf vertan.  Auch tiefergehende, besser analysierte Untersuchungen würden zum Ergebnis kommen, dass bei der Bundesliga vieles auf wackeligen Füßen steht. Und dass die gerne im Vergleich zu ausländischen Ligen dargestellte, wirtschaftliche Solidität in vielen Bereichen richtig abstinkt. Warum kann der HSV seine ausgemusterten Spieler nicht los werden, Ersatz nicht finanzieren und musste sich durch Aogos Abgang weiter schwächen? Warum konnten die Schalker Sascha Riether nicht holen, der ihnen 500.000 € zuviel kostete, während sie um die 12 Millionen € ausgaben, einen Tag nach dem Miroslav Stoch in der Champions League Qualifikation vorm Tor der Königsblauen daneben zielte? Und wie konnte es sein, worauf der Artikel des Manager Magazins kurz eingeht, dass ein verschuldeter Verein Teile seiner Anlagen an seine Tochtergesellschaften verkauft und nur den Erlös, nicht aber die Schulden des Gesamtkonstruktes ausweist?

Die Bitte ans Manager Magazin lautet: Bitte macht das Gleiche noch mal. Eingehender, tiefer mit Zahlen untermauert, differenzierter ausgearbeitet. Stärker ernst zu nehmen. Volle Aufmerksamkeit ist euch gewiss.