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Die Fußball-Weltmeisterschaft steht an. Für SEITENWAHL heißt das Pause vom Alltag. SW-Redakteur Christian Spoo geht noch weiter, denn ihn lässt das Gekicke der Nationen deutlich kälter, als das, was Borussia jedes Jahr von August bis Mai fabriziert. "Die einzige Chance, bei der WM emotional richtig dabei zu sein, wäre gewesen, wenn Roel Brouwers für die Mannschaft der Niederlande nominiert worden wäre", sagt der vaterlandslose Geselle. "Dann hätte ich wohl Oranje unterstützt".
In seinem Beitrag für das WM-Heft der Mönchengladbacher Stadtzeitschrift "Hindenburger" hat Christian klar gemacht, dass er sich dennoch sehr auf die Titelkämpfe in Südafrika freut.


Die Fußball-WM, das ist eine Zeit der Entspannung. Für mich verspricht das Turnier in Südafrika eine tolle Zeit. Jeden Tag Fußball – aber mit minimaler Anspannung.
Natürlich werde auch ich unserer Nationalmannschaft die Daumen drücken, aber meine Verbundenheit zu Löw und Co ist nicht ansatzweise vergleichbar mit der zur Gladbacher Borussia.
Denke ich an die WM 2006, so ist mir ein einziger wirklich emotionaler Moment in Erinnerung: Oli gegen Polen. Das Tor des Borussen Oliver Neuville in der Schlussminute des Gruppenspiels gegen unseren östlichen Nachbarn brachte mich tatsächlich zum Jubeln. Meine Freude beruhte größtenteils darauf, dass das UNSER Oli war, der da die Flanke eines längst vergessenen Dortmunder Leichtathleten ins polnische Tor gedrückt hatte. Als die Deutschen dagegen im Halbfinale ausschieden, war ich ungefähr 30 Minuten lang traurig, vor allem über den Finaleinzug der Italiener.
Die Nationalmannschaft ist für mich keine Herzenssache – und das ist gut so. Borussia reicht da voll und ganz. Es reicht, sich während der Saison den Kopf mit Gedanken zu zermartern, die sich eigentlich außer dem Trainer keiner machen muss. Es reicht, mit Puls 200 im Borussia-Park zu sitzen, weil man fürchtet, dass das Team den 2:0 Vorsprung in den noch verbleibenden zwei Spielminuten verdaddelt. Es reicht, bei Spielen, die man nicht im Stadion sehen kann, das Parkett im Wohnzimmer zu malträtieren, weil Stillsitzen einfach nicht geht. All das ist nervenaufreibend – und natürlich auch wunderschön, weil man diesen Spleen nicht alleine hat, sondern mit vielen Menschen teilt, mit denen dank Internet ein steter Austausch möglich ist und mit denen man am Spieltag und teilweise auch darüber hinaus gerne beim Bier weiterdiskutiert. Trotzdem: Borussia-Fan zu sein ist eine aufreibende Angelegenheit.
Umso mehr freue ich mich jetzt auf die WM: Fußball ohne schwitzige Hände, ohne Herzrasen und ohne hektische Blicke zur Uhr. Für vier Wochen ist das wunderbar. Danach ist dann wieder richtiger Fußball angesagt - mit allen Begleiterscheinungen. Borussia eben.

Dieser Artikel ist in gedruckter Form - neben vielen anderen Texten zur WM - in der aktuellen Ausgabe der Mönchengladbacher Stadtzeitschrift "Hindenburger" erschienen. Das Heft liegt überall in Gladbach aus. Online ist es als pdf verfügbar unter www.hindenburger.de

Anmerkung: für diesen Text und seine Bebilderung wurden keine Tiere gequält oder genötigt. Die Katze auf Christians Schoß würde auf dem Namen "Katze" hören, wäre sie nicht stocktaub. Sie liegt gerne auf ihrem Dosenöffner herum. Weil das während der Spiele von Borussia aus oben geschilderten Gründen nicht geht, ist Katze kein Borussenfan. Sie freut sich auch besonders auf die Weltmeisterschaft, weil es dabei vermutlich des öfteren zu Szenen wie der oben dargestellten kommen wird.