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Es ist nicht leicht, in diesen Tagen Anhänger von Borussia Mönchengladbach zu sein. Nicht nur ziert die Mannschaft zurecht und einigermaßen hoffnungsarm das Tabellenende der Fußball-Bundesliga.
Auch zeigen sich an allen Ecken und Enden die in solchen Grenzsituationen üblichen Auflösungserscheinungen. Indiskretionen, Gestänker, Unsicherheit – das vor der Saison so stabil scheinende Gebilde Borussia 2010 scheint zu zerbröseln. Die Autobahn hat Schlaglöcher, die Leitplanken sind nurmehr aus Pappe.


Selbst wenn man die Schüsse, die die Boulevardpresse dem Verein im 24-Stunden-Rhythmus vor den Bug knallt, einfach ignoriert, ergibt sich ein Bild des Jammers.

Die Spieler, die spielen, kritisieren munter einander. Die Spieler, die nicht spielen, leisten sich trotz vielfacher Ermahnungen lustig weiter Undiszipliniertheiten oder schießen ungeniert via Presse gegen ihre Vorgesetzten. Jeder ist sich selbst der Nächste, rette sich wer kann vom leckgeschlagenen Dampfer Borussia. Bailly, Dante, Bobadilla etc – die vermeintlichen Leistungsträger präsentieren sich in diesen Tagen als Spaltpilze.

Zu allem Überfluss gerät auch noch – ganz ohne Zutun von Julian Assange – ein Zahlenwerk in Umlauf, das zwar dem halbwegs verständigen Betrachter keine Horrorzahlen (wie vom Boulevard fehlinterpretiert) liefert, allerdings einen Satz aufweist, den man eigentlich in Verbindung mit Borussia nie wieder lesen wollte: von den Spielern, die im März 2010 unter Vertrag standen, haben zwei einen Vertrag, der nur für die erste Liga gilt. SEITENWAHL weiß nicht sicher, um welche Spieler es sich handelt. Die Replik von Max Eberl via borussia.de auf diesen von vielen Medien weiterverbreiteten Passus allerdings klingt hilflos und erklärt nichts. Die Frage, ob womöglich einigen wichtigen Spielern ein Abstieg gar nicht so ungelegen kommt, weil sie dann ablösefrei den Verein wechseln können, lässt sich nicht beantworten – stellen kann oder muss man sie gleichwohl. Die Erinnerung an 1999 ist noch nicht verblasst. Damals war nach dem Abstieg ein Großteil der Spielerverträge gegenstandslos, die wirtschaftlichen Folgen waren immens.

Mehr als Durchhalteparolen und Floskeln haben Trainer und Manager in diesen Tagen, da es an allen Ecken knirscht und knackt, nicht zu bieten. Man ist allerdings geneigt, es ihnen nachzusehen: was sollen sie sonst sagen?
Alternativkonzepte sind nicht in Sicht, ihre eigenen Ideen über den Haufen zu werfen, wagen die Verantwortlichen nicht, vermutlich in Ermangelung besserer. Die „Forderungen“ oder „Vorschläge“ aus dem Umfeld, sei es das Setzen auf einen im Profigeschäft völlig unbeleckten U23-Trainer oder das unter schlichteren Gemütern nie verstummende Gerufe nach einem „Drecksack“ vom Schlage Effenberg helfen niemandem weiter. Roulette wäre ein Strategiespiel dagegen.

Was bleibt: den Optimisten noch ein bisschen Hoffnung. Hoffnung auf die Genesung der Verletzten, auf die Heilung der Verrückten oder auf goldene Wintertransfers und eine gloriose Rückrunde. Allein es fällt angesichts der oben beschriebenen Verhältnisse schwer, den Optimismus nicht zu verlieren.

Realistisch betrachtet besteht zum "Durchhalten" zumindest bis Weihnachten keine Alternative. Handeln nur um des Handelns willen führt nicht weiter. Personal zu opfern, um den Mob zu befrieden, taugt nichts, es sei denn, es gibt einen durchdachten Plan B - und den hat bei Borussia mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemand in der Tasche.