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Die Stimmung innerhalb der Anhängerschaft Borussias scheint sich gedreht zu haben. Wo man hinhört, -schaut oder –liest, es scheint weitgehend Einigkeit zu bestehen: Michael Frontzeck muss weg. Auch in der SEITENWAHL-Redaktion ist das heuer die Mehrheitsmeinung. Die Minderheitsmeinung lautet anders und soll hier dargelegt werden. Es gibt sie noch, die guten Argumente gegen den Trainerwechsel.



Vorab: dieser Kommentar wird einigen nicht schmecken, das ist normal und es ist auch in Ordnung. Die Redaktion bittet dennoch alle Wüteriche, von hasserfüllten E-Mails und beleidigenden Forumseinträgen abzusehen. Wir alle bevorzugen die sachliche Auseinandersetzung.
 Aber zurück zur Sache.

Die Argumente gegen die Weiterbeschäftigung von Michael Frontzeck sind mannigfaltig (wie hier nachzulesen) und sie sind sicherlich nicht alle falsch. Frontzeck hatte Pech, aber er hat auch Fehler gemacht. Er hat auf einige Spieler zu lange gesetzt, hatte zu Systemumstellungen womöglich keinen Mut oder er wusste, dass solche Umstellungen mit dem vorhandenen Personal nichts taugen – was dann gegen die Personalauswahl spricht. 
 

Was aber spricht gegen eine Entlassung von Michael Frontzeck?

Da ist vor allem die Frage nach der Alternative. Einen Trainer zu wechseln darf nie ein Selbstzweck sein. Die angeblichen Gesetzmäßigkeiten der Branche scheinen sich in den Köpfen vieler Menschen verselbständigt zu haben. Wenn es nicht läuft, dann macht man das halt so – man schmeißt den Trainer raus.  Was aber kommt dann? Nicht jeder andere Trainer ist automatisch ein besserer Trainer.

Mit einem neuen Trainer kommen in der Regel neue Vorstellungen, neue Konzepte, neues Personal. Bei Borussia aber hat man in den vergangenen 24 Monaten eine eigene Idee entwickelt. Eine Vorstellung, die man unabhängig vom handelnden Personal auf und neben dem Platz umzusetzen gedenkt. Ein solches Konzept wurde von der überwiegenden Mehrheit der Fans über Jahre gefordert. Es muss bei der Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts nicht wundern, dass sich diese Forderung in Nichts auflöst, sobald es sportlich nicht läuft. 
 

Es ist dennoch richtig, wenn die Verantwortlichen bei Borussia an ihrem Konzept gegen solche Widerstände festhalten. Zu einem Konzept gehört passendes Personal, dass die Vorgaben mit trägt. Der passende Trainer muss nicht Michael Frontzeck heißen. Aber so lange es keinen Ersatz gibt, mit dem Borussia die eigenen Vorstellungen weiter verfolgen kann, ist es besser, zum aktuellen Trainer zu stehen, als das Konzept über den Haufen zu werfen. Wenn die Herren Königs, Bonhof, Eberl etc. tatsächlich davon überzeugt sind, den langfristig richtigen Weg gefunden zu haben, sind sie gut beraten, sich davon nicht abbringen zu lassen. Nicht von Platz 18 und gegebenenfalls noch nicht einmal von einem erneuten Abstieg in die Zweite Liga. 
 

Nun werden natürlich in Fankreisen diverse Namen aufs Tapet gebracht. Es sind die Trainer, die halt gerade auf dem Markt sind. Die üblichen Verdächtigen Neururers, Toppmöllers etc., der in Stuttgart vor Jahresfrist gefeierte Christian Gross und natürlich und immer wieder Stefan Effenberg, trotz vollständig fehlender Expertise aus rational nicht nachzuvollziehenden Gründen so etwas wie der feuchte Traum der schlichteren Gemüter unter den Borussenfans. Bei keinem dieser Herren ist anzunehmen, dass sie sich dem Konzept eines Vereins wie Borussia anzupassen bereit wären. Es würde vieles über den Haufen geworfen.
 Ist das wirklich das, was wir uns wünschen sollten?

Wir wären wieder drin in der ewigen Schleife der Prä-Eberl-Jahre: Trainerrauswurf, kurzer Aufschwung, Absturz, Trainerrauswurf, kurzer Aufschwung, Absturz... Diesen Automatismus wollten die meisten von uns dringend durchbrechen, die Chance besteht weiter. Sie besteht aber nur, wenn man nicht den Kopf verliert und hektisch einen der wichtigsten Akteure austauscht. Deswegen: sich von Michael Frontzeck zu trennen hat nur Sinn, wenn es einen echten Ersatz gibt, von dem die Verantwortlichen bei Borussia mindestens genau so überzeugt sind, wie sie es von Frontzeck sind oder waren. Darunter sollten sie es nicht machen – und das sollten wir von ihnen auch nicht verlangen. 
 

Es gibt viele Stellschrauben, an denen Borussia in der Winterpause drehen kann. Es werden neue Spieler kommen, das Spielsystem wird auf den Prüfstand kommen, womöglich werden die „faulen Eier“ im Team aussortiert. Es spricht einiges dafür, dass das auch mit Michael Frontzeck möglich ist. Er und auch Max Eberl werden aus den Vorgängen und Ereignissen der vergangenen Monate gelernt haben. Beide sind noch recht frisch im Job, sie werden lernwillig und –fähig sein. Geben wir ihnen doch die Chance, das zu beweisen.