„Zwei weitere VAR-Eingriffe wären nötig gewesen“. So lässt sich der Projektleiter Videobeweis beim DFB auf der Homepage des Fußball-Bundes zitieren – und meint damit neben einer Situation beim Spiel Dortmund-Hannover das vorentscheidende 1:0 von Oscar Wendt beim Heimsieg der Borussia über den FC Augsburg. Dass man bei diesem Treffer im Nachhinein durchaus zu dem Schluss kommen kann, dass Lars Stindl beim Schuss von Wendt im aktiven Abseits stand, ist richtig. Dass man allerdings zwingend zu diesem Schluss kommen muss, ist falsch. Das zeigt die kontroverse Diskussion in Foren und Sozialen Medien, das sagt abstruserweise auch Jochen Drees selbst in dem PR-Interview auf dfb.de. Wörtlich heißt es da: „Sicherlich gibt es auch Gründe für die getroffene Einschätzung auf dem Platz, dass keine Beeinflussung vorliegt - allerdings überwiegen für uns die Gründe, die für eine strafbare Abseitsposition sprechen.“ Und man fragt sich: Ist es deswegen eine eindeutige Fehlentscheidung? Doch eher nicht. Soll der VAR aber nicht dazu da sein, eindeutige Fehlentscheidungen zu korrigieren? So zumindest wurde es bis dato vom DFB kommuniziert. Wie passt die Aussage des Herrn Drees dazu? Und vor allem: Welche Folgen hat eine Einlassung wie diese? Man darf sie als Aufforderung an die Kollegen im sprichwörtlichen Kölner Keller begreifen, demnächst noch häufiger ins Spiel einzugreifen. Wozu das führt, ist leicht vorherzusagen: Mehr Unterbrechungen, mehr Unsicherheit, mehr Streit. Wozu das vermutlich nicht führen wird: Mehr Gerechtigkeit. Halten wir fest: Es gibt dank der Vorfälle am Wochenende einen noch größeren Graubereich in der Frage, wann der VAR eingreifen soll und wann nicht. Zudem sehen wir an den Diskussionen um die Einschätzung der Absteitsstellung von Lars Stindl, dass es einen großen Graubereich in Regelfragen gibt. Noch krasser und vermutlich unauflösbar ist das Dilemma bei der Frage „Wann ist Hand Hand“? Der VAR hat seine Vorzüge, aber er hat sie ausschließlich da, wo es ein klares „richtig-falsch“ bzw. „schwarz-weiß“ gibt. In den Graubereichen nutzt der VAR überhaupt nichts. Ob eine Ermessensentscheidung vom Schiedsrichter auf dem Platz oder vom Beobachter vor dem Videoschirm gefällt wird, ändert nichts daran, dass es eine Ermessensentscheidung ist. Unter diesen Umständen ist die Dreessche Ermutigung, mehr VAR zu wagen, nur eins: Schädlich für den Fußball.