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SEITENwechsel Es wird Herbst, und der Wind weht so langsam die Haare vom Kopf. Maik kann das nicht daran hindern, sich zu verlieben, und dies gleich zweimal: in Borussia und in einen Stab, der hochspringt. Bravo, juchzen wir, folge Deinen Gefühlen! Unsere Gefühle sind derzeit Platz 5 angemessen, und wir suchen bereits nach passenden E-Dings-Liga-Gegnern, worin wir uns beim VfLog ergehen. Maik kämpft derweil noch mit Dresden, während sich Martin im Urlaub vor so viel positiver Energie nur noch versteckt, und zwar hinter dem SPD-Wahlprogramm.


Lieber Joachim,
 

ich studiere tagtäglich viele Stunden die Klickzahlen unseres Familienblogs: Wer kam woher, wer blieb wie lange, verweilte wo, flüchtete wohin etc. Ich beschäftigte mich also mit denselben Fragen wie die Borussia-Manager nach jeder Saison. Sei’s drum, was ich sagen will: Zahlen sagen eine Menge! Und die fleißigen PR-Bienen von borussia.de, die sonst jeden Tag gern allen Menschen zum Geburtstag gratulieren, ist dir das schon aufgefallen? Die Bienchen also rufen derzeit per Abstimmung zur Zwischenbilanz. Das Ergebnis ist verblüffend. Gestern Abend hatten 48,9 Prozent für „Sieben Punkte aus vier Spielen! Einfach nur stark!“ gestimmt. Zusammen mit den 12,4 Prozent für „Sieben Punkte, wir sind genau im Soll“ reicht das (inklusive meiner Stimme) satt für die absolute Mehrheit, was ja wichtig ist in diesen Tagen.

Jedenfalls: Trotz des reichlich verfehlten Optimums von „12“ goutiert der gemeine Gladbach-Fan das bisherige Abschneiden seiner Borussia und ist – man darf sich wundern: zufrieden. (Liebe Kölner, diese Vokabel müsst ihr euch nicht merken, werdet ihr sie weiterhin und auch auf lange Sicht nicht brauchen.) Die Erwartungshaltung beim VfL ist offenbar realistisch. Das ist doch mehr als bemerkenswert!
 

Martin greint ja darob, und zwar nicht, weil die Borussia so gut gestartet ist, sondern weil er sich im steten Vertrauen darauf, dass es anders kommt, genau diesen Start gewünscht hat. Jetzt, wo es nicht anders gekommen ist, hat er nichts zu Klagen und stürzte holterdipolter in ein tiefes Loch. Anders als „die Linke“ kann er mit solch Höhenflügen nicht umgehen, gute Saisonstarts waren ja auch viele Jahre lang nicht erprobbar. Er ist jetzt erstmal in den Urlaub gefahren.

Jedenfalls: Gladbach langweilt. Borussia spielt gegen jeden Gegner leistungsgerecht, und wenn das so weiter geht, brauchst du nicht mal mehr den Videotext bemühen. Dann werden Ende September zehn oder elf Punkte gesammelt sein, und es fehlt nicht mehr viel, dass Gladbach „graue Maus“ geschimpft wird. Ich will darüber nicht klagen. Nur um Martin mache ich mir Sorgen.

Vielleicht fängt er bald an, über Niederlagen zu jubeln. Das macht man ja offenbar so dieser Tage. Zumindest die SPD kann das vortrefflich, wie du dich auch wundertest. Andererseits kann es für Teams, die gegen den Abstieg kämpfen, unter Umständen wirklich der größte Erfolg sein, am wenigsten hoch verloren zu haben. Denk mal an Borussia und die letzte Saison, 33. Spieltag: Gladbach 0:5 in Leverkusen, aber Bielefeld 0:6 in Dortmund. Wer hat danach voller Zuversicht jubeln können? Gönnen wir der SPD also das Gefühl des sicheren Sieges. Zumal Gladbach keinen begnadeten Spielmacher an einen direkten Konkurrenten verloren hat.

Ich habe meinen Urlaub übrigens nicht in den Niederlanden verbracht, sondern mindestens so mutig auf Balkonien. Weil das Wetter dort recht wechselhaft war, habe auch ich mich auf ansonsten weniger beachtete Sportarten konzentrieren können, nämlich Speer- und Diskuswerfen, 20 Kilometer Gehen und Stabhochsprung. Diese Leichtathletik-WM war eine wahre Wonne: Ich habe mich verliebt in Silke Spiegelburg, die ich nie kennenlernen werde, leider, und im Blog werden wir beschimpft – „was soll das?? was ist das für ein scheiss!!“ – von Lesern, die ich nie kennenlernen werde, bestenfalls. Bitte mehr von beidem!

Sei übrigens getröstet: Wenn du im Borussia-Outfit durch Rotterdam läufst, wirst du nicht bepöbelt. Wenn ich in lila-weiß durch Hamburg laufe, werde ich nicht erkannt. Das ändert sich aber alles, spätestens wenn St. Pauli auf  Normalmaß zurückgestutzt ist und Osnabrück unter Karsten Baumann durchstartet. Kann sich nur noch um Wochen handeln.

Zunächst aber spielt der lila-weiße VfL heute Abend in Dresden – englische Woche statt Länderspielpause – und passend zu unseren friedlichen Freunden aus Sachsen kommt mir deine Hockeyschläger-Anekdote in den Sinn. So braucht es freilich kein Feyenoord für ein bisschen Stimmung in der Bude, darauf können die VfL-Fans nachher bei Dynamo sicher Gift nehmen. Du siehst, auf dem Weg zurück in die 2. Bundesliga muss man sich so mancher schlagkräftigen Truppe erwehren. Drückt uns die Daumen, Borussen!

Vielleicht, lieber Joachim, ist dies bis auf weiteres wieder unser letzter Seitenwechsel gewesen. Du schreibst, anständige Menschen vereinigten feinste Poesie mit einem Hauch Wehmut. Ich bleibe da lieber bodenständig und zurückhaltend, wie früher die SPD, und grüße, gezeichnet von feinster Wehmut, mit einem Hauch Poesie.

Dein Maik