Maik wähnt sich in einer fußballfreien Zeit, spielt Politiker und lädt uns in den Zoo ein, um dort den VfL Osnabrück zu treffen. Wir halten beim VfLog lieber den Ball flach und spielen Reise nach Tadschukistan. Aserbaidschan, Armenien, 1. FC Nürnberg - alles nie gehört; who cares? Hauptsache, der Ball rollt und am Ende gewinnen die richtigen Farben: schwarz-weiß-grün oder schwarz-rot-gold, je nachdem. Wer braucht da noch Jamaika?

Lieber Joachim,

wir sollten nicht lang drum rumreden: Es gibt nichts zu sagen. Borussia macht Pause, Länderspielpause. Das ist ein wenig schmeichelhaft, zugegeben, aber nicht komplett unangemessen. Immerhin durfte der VfL vier Nationalspieler abstellen. Michael Bradley, Juan Arango, Gal Alberman, Karim Matmour verleihen dieser Länderspielpause, die für sie ja gar keine ist, fraglos einen ganz besonderen Glanz. Schließlich sind die USA in der FIFA-Weltrangliste Elfter, Israel rangiert auf Platz 22, Algerien grüßt von Rang 44 und Venezuela schafft es als 51. bestimmt bald, Tunesien zu überholen und in die Top 50 zurückzukehren. Das ist Qualität.

Und doch: Ich will es den Seitenwahl-Lesern, so sie an dieser Stelle überhaupt noch wach sind, doch gern ersparen, das internationale Fortkommen dieser fußballerischen Vorzeigestaaten im Detail zu beäugen. So der Herrgott will und wir noch leben, werden wir sie in einem Jahr in Südafrika wiedertreffen, das sollte dann früh genug sein.

Als Pausenprogramm viel besser taugt der andere VfL aus Osnabrück, allein deshalb schon, weil es in vier, fünf Jahren wieder zu Aufeinandertreffen, zu VfduelLen, im regelmäßigen Ligaspielbetrieb kommen wird. Osnabrück gewinnt schließlich alle Heimspiele, vorzugsweise nach 0:2-Rückstand, und ist nach verhaltenem Saisonstart schon wieder nahe dran an den Aufstiegsrängen. Samstag geht es zum Tabellenletzten nach Wuppertal, dann soll der erste Auswärtssieg her. Wer also nicht mit den Borussen nach Nürnberg fährt, ist herzlich eingeladen ins Stadion am Zoo, um den anderen VfL anzufeuern. Wuppertal ist doch ganz nah an Gladbach!

Bis dahin ist es aber noch eine Weile. Osnabrücks Präsident Dirk Rasch nutzt derweil die Gunst der ruhigen Stunde, via Internet alle VfLer zur Wahl aufzurufen. Nicht zu seiner, zur Bundestagswahl wohlgemerkt. Er zitiert Victor Hugo mit  den weisen Worten: "Wenn der Stimmzettel gesprochen hat, so hat die höchste Instanz gesprochen." Unabhängig davon, dass der gemeine Fußballfan fragen wird "Victor Hugo? Der meint wohl den Sánchez Hugo?" und dass die höchste Instanz, der Fußballgott, immer noch spricht, wann es ihm passt, unabhängig von irgendwelchen Stimmzetteln, ist das doch ein rühriger Präsidenten-Appell. Hoffentlich nützt er. Sowas macht einem den VfL noch ein bisschen sympathischer, wenngleich sowas andernorts auch ungleich schwieriger wäre. Denn was würden wohl die sympathischen Fans von Dynamo Dresden wählen, wenn ihr Präsident sie darum bäte, ihre Stimme "einer der demokratischen Parteien" zu geben?

Wo wir gerade beim Thema sind: Ich habe gestern den Wahl-O-Mat besucht. Das ist nicht besonders spannend, ok, aber in dieser mauen Zeit war andernorts in der Weite des Internets partout keine Geschichte auszumachen, die es wert wäre, sie dir zu erzählen. Nun also dies: Auf den ersten drei Plätzen die Grünen, die MLPD und die Linke. Und im Gesamtergebnis die NPD noch vor CDU und FDP. Was soll man dazu sagen? Bin ich verkappter Dresdner?

Ach, mir gehen die Worte aus. Auch zu klagen gibt es dieser Tage wenig. Aserbaidschan wird Deutschland ohne Robert Enke schlagen müssen, was fraglos auch mit René Adler gelingen wird. Und, hüstel, nicht einmal die Mädchen, also die Damen, brauchen eine Torwächterin in Topform, um den Europameistertitel zu verteidigen.

Damit du aber nicht allzu leicht aus diesem Seitenwechsel entlassen wirst, stelle ich dir noch drei Fragen:

1. Warum fährt Tim Wiese als Nummer Eins zur WM in Südafrika?
2. Was sagt der Wahl-O-Mat bei dir, wenn du als in Belgien lebender Landsmann für die Wiedereinführung der D-Mark bist?
3. Und was ich mich schon länger frage: Warum ist Michi Frontzeck ein guter Trainer?

Eins muss man uns lassen: Wenn es drum geht, aus Nichts 586 Wörter zu machen, können wir's mit jedem Politiker aufnehmen.

Sei gegrüßt.

Maik