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SEITENwechsel Maik möchte nicht mit uns die Gruft teilen und freut sich lieber auf eine Pokalniederlage seines VfL Osnabrück gegen Hamburg. Außerdem hält er Hoffenheim für stärker als Gladbach und würde uns am liebsten zum Seelenklempner nach Südfrankreich schicken. Warum haben wir das verdient? Unsere lieben Zeilen beim VfLog können nicht der Grund sein. Nein, wahrscheinlich ist es ganz einfach: Wir haben uns in der oberen Tabellenhälfte etabliert, und das sorgt nach wie vor für wirre Gedanken.

 


Lieber Joachim,


nur kurz, damit du weißt, an wem du bist: Du schreibst diese Woche mir, Maik, nicht Martin, der immer noch "Urlaub" macht. Schätz dich also glücklich, dass du diesen kranken Geist nicht zu seiner lahmenden Genesung befragen musst. Martin ist in Südfrankreich, möglichst weit weg von Borussia. Der Höhenflug der Fohlen bis zum vergangenen Samstag hatte ihn vollends aus der Bahn geworfen. Er hatte zuletzt den Borussia-SMS-Service abonniert, dieses automatisch von E-Plus generierte Nichts, und anschließend auch noch damit angefangen, auf die Kurznachrichten zu antworten. Ein Jammer, das mit ansehen zu müssen.

Vom jähen Ende der Gladbacher Erfolgsgeschichte (rechne mir hoch an, dass ich auf den naheliegenden Kalauer mit den Nürnberger Würstchen verzichte!) weiß er zwar, die Einzelheiten hat ihm sein Arzt aber noch nicht mitgeteilt. In der kommenden Woche wird er wieder im Lande sein. Hoffentlich geht es ihm dann besser. Geh in jedem Fall behutsam mit ihm um!

Dieses Nürnberg-Spiel macht dich also gründlich fertig. Das muss es nicht. Immerhin war am vergangenen Wochenende schon der fünfte Spieltag, und Borussia hat erst zweimal verloren. Das kennen wir doch ganz anders. Gladbach ist so weit vom Abstieg entfernt wie von der Champions-League und spielt außerdem noch ganz ansehnlichen Fußball. Sicher, dieser Dreisprung wird erwartbar schon kurzfristig nicht mehr hinhauen, doch das ist nur noch ein Grund mehr, nicht jetzt schon gründlich fertig zu sein. Lass dir noch etwas Luft nach unten für Niederlagen in Freiburg und daheim gegen Frankfurt. Übrigens, um dem Eindruck, ich sei ein Miesepeter, leise zu widersprechen: Ich habe Gladbach vor der Saison in einem hochdotierten Tippspiel mutig auf Platz 12 getippt, traue der Mannschaft also den einigermaßen souveränen Klassenerhalt zu. Ich bleibe dabei! (Hoffenheim wird übrigens besser abschneiden, weil Hoffenheim die bessere Mannschaft hat und den besseren Fußball spielt.)
 
Außerdem: Im modernen Zweikampf mit den Disziplinen "Eigene Ambitionen himmelhoch schrauben und krachend auf die Fresse fliegen" und "Immer wieder vor die gleiche Wand laufen" ist der HSV ohnehin ungeschlagen und heiterer Rekordmeister. Dabei sollte es bleiben. Gladbach ist derzeit Neunter. Das ist doch toll?!

An ein paar Stellen in deinem Brief muss ich stutzen. Sieh mir nach, dass ich mich in der fußballlosen Zeit mit Snooker und Tennis bei Laune gehalten habe und dem, was viele für Fußball gehalten haben mögen (Südafrika, Frauen-EM etc.), nur sträflich wenig Beachtung schenkte. Deshalb: Wer ist A-Jan? Im Internet finde ich unter diesem Stichwort ein AIDS-Netzwerk afrikanischer Jesuiten. Meinst du die? Und dann studierst du Flugpläne nach Tromsö und Guimaraes. Du scheinst mir wunderlich zu werden. Ich lese außerdem einen gewissen Zorn aus deinen Worten, wenn die Rede auf die vielen neuen Gladbacher Spieler kommt, die klingen wie Whisky- oder Weinsorten. Zusätzlich lässt du dir deine Eckzähne anspitzen.

Kurzum: Frag Martin mal, wenn er zurück ist. Diese Therapie in Südfrankreich schlägt bei ihm anscheinend hervorragend an.

Was bewegt mich noch? Wenig, muss ich sagen. Ich bin ein genügsamer Geist und Kummer gewohnt. Osnabrück etwa wird Samstag ein schwieriges Heimspiel gegen die zweite Mannschaft vom VfB Stuttgart bestreiten müssen. (Allein in diesem Satz liegt so viel Kummer wie in einer ganzen Gladbacher Saison nicht.) Doch alle in Osnabrück haben das Pokalspiel nächste Woche gegen den geschätzten HSV im Kopf, das Hamburg gewinnen wird und gewinnen muss, allein schon deshalb, um sich noch ein halbes Jahr als Titelkandidat preisen zu können und schließlich im Halbfinale unglücklich an Werder Bremen zu scheitern (siehe oben). Jedenfalls: Im Trubel dieses ein(zig)en großen Fußballabends in der laufenden Saison spricht vieles dafür, dass das wichtige Stuttgart-Spiel mit einem jämmerlichen 2:2 endet (Ausgleich für den VfB in Minute 89). Kommt es so, dann bin ich gründlich fertig.

Ach, ein heiteres Pösslein sei noch kurz mit ein paar Worten bedacht: Falko Götz ist nicht mehr Trainer bei Holstein Kiel. Zwei Kleinigkeiten sind nun bemerkenswert an diesem Irrsinn. Erstens: Götz war vor einem Dreivierteljahr angeheuert worden, als Kiel auf Platz 1 in der Regionalliga stand; seine beiden Vorgänger wurden entlassen, weil man sich mit Götz bis 2012 in der 2. Liga wähnte. Das ist putzig. Zweitens: Die Beurlaubung jetzt dürfte in erster Linie die Herren Andersen, Hecking und Becker beleidigen; wurden die doch allen Ernstes noch vor Götz für untauglich befunden! Gottlob müssen wir uns um das weitere berufliche Fortkommen von Götz wohl nicht sorgen: Berti Vogts räumt bald seinen Platz auf der Bank von Aserbeidschan. Und Michi Frontzeck ist ja auch schon ein Vierteljahr an Bord.

Viele Grüße mit frischer Hamburger Luft in deine Gladbacher Gruft,
 
Maik