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SEITENwechsel So langsam bemühen wir uns wieder ums Kerngeschäft, ähnlich wie marode Banken und zahlungsunfähige Sponsoren. An dieser Stelle heißt das SEITENwechsel, und da trifft es sich gut, daß Martin sein schlechtes Gewissen von vorletzter Woche in die Woche unseres Sieges in Frankfurt hinübergerettet hat. Aber ach, was reden wir von Sieg - NullNull heißt die Devise, wie Martin uns erläutert. Wir kontern beim VfLog, daß Siege noch niemandem geschadet haben. Ob das auch der richtige Michi weiß?


Lieber Joachim,

noch immer zittern meine Finger ein wenig, wenn ich Dir schreibe, so hart hallen Deine Worte in meinem schlechten Gewissen nach, so übel nehme ich mir selbst, Deine klugen Zeilen von vor drei Wochen spät, zu spät gelesen und veröffentlicht zu haben. Zugleich, das musst Du mir zugestehen, hat sich das Prinzip bewährt: Du gibst eine Prognose ab, die im versiegelten Umschlag in den unendlichen Tiefen meiner Inbox verwahrt bleibt, bis der Abpfiff erfolgt. Dann wird das Siegel erbrochen (Grund dafür gibt’s ja oft genug bei Gladbach), die Weissagung verlesen, und alle erschauern in Ehrfurcht: Joachim hatte wieder recht… Irgendwann wirst Du nur noch „Joachim, der Mentalist“ genannt, oder vielleicht gleich „Mental Jo“. Wuuu-huu!

Weniger gut funktioniert’s, wenn wir Deine Prognosen vorab publizieren. Eine Niederlage gegen Stuttgart sagtest Du voraus. Und prompt kam’s anders als gedacht. Wir nähern uns ja langsam dem 100. Seitenwechsel, und ich würde gerne einmal eine kleine Bachelorarbeit an irgend einen geschundenen Kommunikationswissenschaftsstudenten vergeben, der mal statistisch auswertet, wie oft unsere Tipps richtig waren. Meine These: Unser Hauptfehler ist, dass wir nie Unentschieden tippen. Wir hoffen auf Siege, wir fürchten Niederlagen, wir malen uns die Höhen und die Tiefen aus in allen Farben. Und dann kommt ein NullNull.
 
Nun hat die liebe Seel’ a Ruh, und dann geht’s gegen Frankfurt. Das wird ein Spiel, bei dem ich Frontzeck in jedem Fall lieben lernen werde, denn auf der anderen Seite steht Skibbe, der mir differenztheoretisch vorführen wird, dass es immer noch schlimmer ginge. Meine größte Sorge ist, dass Frontzeck und Skibbe irgendwann zeitgleich fliegen, und wir uns dann mit Handyporno-Michi „verstärken“. Dann doch lieber Einwohnermeldeamt-Michi. (Hoffen wir, dass diese Angst, einmal veröffentlicht, auch nie mehr ihren Widerhall in der Realität finden wird!)

Sag, Joachim, wo ich so ins Plaudern komme: Bist Du mir denn noch bös? Ich könnt’s Dir nicht verübeln, zumal Du in meiner Gunst immer weiter, ja ins Unermessliche steigst ob Deiner schönen Briefe. Im letzten stand wieder etwas, das habe ich tief in mein Herz geschlossen: Du schriebst, an mich gerichtet, ich hätte behauptet, ich sei „in Gegenden Deutschlands gewesen, wo Deine emils Dich nicht erreichen konnten (als gäbe es so etwas noch)“. Meine Emils! Sie haben mich nicht erreicht, die Emils. Aber ich habe den Verdacht, dass die Emils immer wissen, wie die nächsten Spiele ausgehen. Zu dumm, dass es so wenige von ihnen gibt, und so furchtbar viele Michis. Und nun öffne ich einen kleinen Martini, auf dass das Zittern meiner Hände nachlasse.

Prost, Jo, auf bald!

Dein
Martin