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SEITENwechsel Wochenlang haben wir den 100. SEITENwechsel gefeiert, doch kaum kehrt der Alltag zurück, ist Martin verschollen. Maik springt für den VfLog in die Bresche, was garantiert, daß im folgenden Text zumindest einmal das Wort "Osnabrück" auftaucht. Ja, richtig, es geht um Abstieg und Zweite Liga in der nächsten Saison, doch natürlich bezieht sich das auf Hertha BSC, wen sonst? Lediglich eine Frage belibt offen: Wer ist dieser Falcon Crest, von dem offentlichtlich eine DVD mit schönen Bildern in Umlauf ist? Wir sagen: Sofort verpflichten, den Mann, solange man noch Geld zum Ausgeben hat.


Lieber Joachim,

Borussias Fanforum sei esoterisch, wie du schreibst. Das nötigt mir einigen Respekt ab. Bedeutet esoterisch doch, einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg zu beschreiten mit Blick auf ein höheres, absolutes Wissen. Dass dir dieser Tage nun aus jenem Forum Frust entgegenspringt, lässt sich zwar schwer vereinbaren mit Innerlichkeit, umso mehr aber mit höherem, absoluten Wissen: Gladbach spielt nicht nur in einer Liga mit dem VfL Bochum, sondern auch auf Augenhöhe. Das ist nicht schön, aber sehr erwartbar, und wie immer, wenn etwas nicht schön ist, aber erwartbar, entsteht Frust. Du alter Kulturpessimist diagnostizierst gleich wieder eine Diskussions-Unkultur, für mich ist das feinste U-Kultur. Unterhaltungskultur, und zwar ganz große. Damit kenne ich mich aus. Ich lebe ja in Hamburg, der Stadt mit dem größten aller Fußballvereine, der sich alle Jahre wieder selbst als Topfavorit für alle möglichen Titel positioniert und erwartbar nie auch nur einen einzigen gewinnen wird. Das allein ist schon hinreißend, aber der Frust der HSV-Fans macht das Spektakel erst so richtig rührig. Was derart Leiden schafft, ist Leidenschaft, von der sich Borussia seit einigen Jahren ein Scheibchen abschneidet. Und Leidenschaft hat nun erst recht nichts mit Unkultur zu tun.

Nun spielen wir also fast so gut Fußball wie Bochum (wenn man den letzten Samstag zugrunde legt) oder etwas besser (wenn wir die Saisonbilanz bemühen). Du schreibst, die Problembereiche bei den Fohlen seien „von kurzfristiger Natur“. Angesichts des nicht ganz leistungsgerechten und eben schmeichelhaften Tabellenplatzes 11 bin ich kurz unsicher, welche Problembereiche du meinst und wähne dich auf – im Wortsinn – bestem Wege in Richtung Frust, aber meinetwegen: Ein Heimspiel gegen Bochum dürfte durchaus gewonnen werden. Gottlob war ich am vergangenen Wochenende noch im Skiurlaub, so dass ich Bobadillas, Arangos und Daems’ Verfehlungen nicht sehen konnte, aber weil wir ein schäbiges, hetzerisches Familienblog (im Internet!!) sind, gebe ich dir trotzdem recht: Die drei waren Totalausfälle. Wer so spielt, steigt ab. Hüstel.

Joachim, man merkt dir dein Rhetorikseminar bei Herbert Grönemeyer an einigen Stellen an: „Nichts von dem ist permanent“, schreibst du: Alles bleibt anders, meinst du. Das stimmt. Auch in diesem Jahr wird Borussia am Ende souveränst den Klassenerhalt besiegeln. Was in dieser Zeile jedoch auch steckt: Bis dahin dauert es aber noch einen Moment.

An einer Stelle in deinem kleinen Brief an mich hast du dich übrigens verschrieben. Trotz Michis bemerkenswerten Trainerqualitäten (erfolgreichster Coach seit Opa Horst!) dürfen wir uns mit Blick auf das Spiel in Berlin, die Aufstellung und das -treten der Fohlen nicht „entspannt zurücklehnen“, wie du fälschlicherweise meinst, sondern gespannt. Aber das sind wir ja schon einige Jahre gewohnt. Dennoch rechne ich in Berlin mit einem Auswärtssieg. Seit Hertha BSC von Friedhelm Funkel trainiert wird, sind nun wirklich alle Unzulänglichkeiten des deutschen Profifußballs in der Hauptstadt versammelt, und deshalb sollte für die Hertha ein Jahr Erholungsurlaub in einer Liga mit unserem anderen VfL aus Osnabrück selbstverständlich sein.

Wenn alle Stricke reißen, da hast du recht, können wir uns in aller Ruhe auf Martin verlassen, jedoch nicht als Motivator. Der feine Herr nämlich lernt in diesen Minuten passenderweise in der Pfalz (!) einiges über Konfliktmanagement. Wenn nicht kurz-, so doch bestimmt mittelfristig wird er sich mit diesem Wissen bei Borussia unentbehrlich machen – so forsch dürfen wir nach vorn blicken. Denn, alte Skifahrer-Weisheit: Nach jedem Gipfel kommt ein Tal, frag mal beim HSV.

Ich empfehle übrigens die Handball-EM statt des Afrika-Cups. Oder die Australian-Open. Oder eine Episode „Falcon Crest“, dessen erste Staffel ich jüngst geschenkt bekam. Jedenfalls irgend etwas, dass gar nicht erst so tut, als sei es Fußball.

Erwartbar leidenschaftlich grüßt:

Maik