Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 81

SEITENwechsel Martin erträgt es kaum, im tabellarischen Niemandsland zu verweilen. "Wo sind die Emotionen?" schreit er, macht es sich dabei aber gleichzeitig gemütlich. Wie das geht, erschließt sich weiter unten (mir nicht, Anmerkung der Redaktion). Wir kontern beim VfLog zielstrebig mit der viel relevanteren Gegenfrage: "Wo ist Behle?" und wundern uns, wie man sich noch für Fußball interessieren kann, wenn doch bald Buckelpisten-Wettbewerbe und Skeleton auf dem Fernsehprogramm stehen. Ganz getreu dem alten Motto: Wie es ausgeht, interessiert uns nicht, Hauptsache, wir gewinnen!


Lieber Joachim,

nachdem wir uns letzte Woche nur über Telegramm erreicht haben, sollten wir uns diese Woche wieder einmal richtig Zeit nehmen. Der Tee steht auf dem Stövchen (und allein für dieses Wort bin ich schon wieder mit meinem Beitrag in dieser Woche zufrieden, es ist einfach so schön), das Licht ist abgedunkelt, das Tord Gustavsen Trio klimpert im Hintergrund, ich atme durch. Ich habe alle Zeit der Welt. Alles ist gut. Ich fühle mich leicht. Meine Augen fallen zu. Ich sehe einen Fallrückzieher vor meinem inneren Auge, das 6:1 für Borussia gegen Nürnberg, erzielt durch Matmour. Ich lächle.

Ehrlich gesagt: Ich grinse. So ein Blödsinn, ich kann es selber gar nicht glauben. Obwohl Borussia in dieser Saison so konsequent antizyklisch spielt, dass jede Prognose ohnehin hinfällig ist. Es ist ja irgendwie auch egal. Abgestiegen wird anders, also was soll’s. Verlieren wir eben gegen Mainz. Wir gewinnen ja gegen Werder. Verlieren wir eben gegen Bochum. Wir triumphieren ja gegen den HSV.

Joachim, ich stelle zunehmend fest: diese Saison geht mir langsam am Arsch vorbei. Meine Hetztiraden gegen Michi, sie kommen zu früh. In dieser Saison kann ich den Trainer nicht rausmobben. Meine Angst vor dem Abstieg, sie ist unbegründet. So schlecht läuft es ja nicht. Jede Hoffnung auf echte Euphorie, sie ist lächerlich. Noch haben wir jede Serie schnell genug beendet, um wirklich etwas reißen zu können. Selbst Frankfurt unter Skibbe ist da erfolgreicher, ja selbst Köln steht ja nun vor uns!

Was also tun, Joachim? Wie soll ich mich motivieren, diese Saison noch Ernst zu nehmen? Soll ich Herthafan werden, damit ich was zu beweinen habe? Unmöglich. Soll ich mit Leverkusen fiebern? Gegen Bayern, OK, das tu ich ja immer, aber für Leverkusen? Wirklich zu viel verlangt.

Die Lösung, sie liegt in Niedersachsen: Osnabrück schenkt Freuden, die die Borussia mir so lang verwehrt. Aber tief in meinem Herzen will ich doch die großen Gefühle mit meiner großen Jugendliebe erleben, nicht mit einer ramponierten lila-Dame, die ich dereinst eher durch Zufall kennengelernt habe.

Joachim, wie retten wir diese Saison? Hilf mir! Wieder einmal.

Bittet

Dein Martin