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SEITENwechsel Martin war im Kino und hat geträumt, daß George Clooney die VfLog-Redaktion entläßt, allerdings auf ganz menschlich-kuschelige Weise, wie es sich für einen Familien-Blog gehört. Wir haben derweil Substanzen konsumiert, die ähnliche Wirkungen entfalten, und träumen beim VfLog von algerischen Rodel-Doppelsitzern im Energie Cottbus-Trikot (oder so ähnlich). All dies ist freilich mal wieder nur die literarische Hülle für nackte Tatsachen, und die heißen diese Woche "drei Punkte bei Plattfuß Sinsheim".


Lieber Joachim,

darf ich Dich kurz von Deiner Olympia-Meditation abhalten und mit einer kleinen Geschichte um Deine Aufmerksamkeit buhlen? Pass auf: Ich war an diesem Freitag nicht im Stadion, sondern im Kino. Und musste an Dich denken.

Schön wäre es nun, zunächst bis nächste Woche ein Preisausschreiben durchzuführen, welchen Film ich gesehen haben könnte, der mir diese kleine Epiphanie schenkte. Vielleicht Avatar – Aufbruch nach Pandora? Nein, so Filme sehe ich nicht, und Pandora würde mir viel eher Michi vor Augen führen als Dich. Es gibt noch viele schöne Optionen, davon einige, die eine brisant homoerotische Lesart erhalten könnten, von „Friendship!“ über „Küss den Frosch“ bis hin zu „Wenn Liebe so einfach wäre“. Aber keine Bange, all das habe ich nicht gesehen. Auch nicht „Verdammnis“ (der Geißbock flackert vor meinem inneren Auge auf), und auch nicht „Zeiten ändern sich“ (mir erscheint Max Eberl, der gerade Stefan Effenberg als neuen Coach in Gladbach präsentiert). Alles Fehlanzeige.

„Up in the Air“ habe ich gesehen, und sicher wird es Dir nicht unrecht sein, dass mich George Clooney an Dich denken machte. Clooney spielt in dem Film Ryan Bingham, einen professionellen „Outsourcer“, also jemand, der tausendfach in Jahr Menschen als Dienstleister für andere Firmen die Kündigung ausspricht. Dies ist jedoch nicht der Bezug zu Dir, lieber Joachim, vielmehr ist es die rhetorische Brillanz, mit der Bingham zu Werke geht, die mich an Dich erinnerte. Aus einer grauenhaften Situation – der Kündigung eines Menschen – macht er immer wieder erneut – wie gespielt, wie zynisch auch immer – ein Gespräch, das Hoffnung machen soll, das eine Perspektive zeigt, wo doch gerade alles zusammenbricht: „Anybody who ever built an empire, or changed the world, sat where you are now. And it's because they sat there that they were able to do it.“

Sag mir Joachim, was hältst Du von diesem Mann? Ist er ein Zyniker? Ein Misanthrop gar? Oder schafft er in der Tragik vielleicht gar doch etwas Gutes, macht wirklich Mut, so abgeklärt er seine Sätze auch immer wieder spricht? Mich dünkt, lieber Joachim, Du bis mein Ryan Bingham. Gottlob kündigst Du mir nicht, doch bist Du’s, der immer das Positive betont, und nie weiß ich, ob Du eigentlich selber daran glaubst oder einfach nur unglaublich routiniert den Optimisten gibst. Dein Schmetterling- vs. Schmeißfliege-Bild der letzten Woche, es könnte von Ryan Bingham sein.

Und so staune ich noch immer ob Deiner undurchschaubaren Brillanz und möchte dem für heute gar nichts hinzufügen. Wie läuft denn Olympia so?

Fragt Dich und sich mit herzlichem Gruß

Martin