Nach den Ergebnissen aus der vorgelagerten Champions League Qualifikation ist klar: Borussia ist bei der Auslosung zu den Play-Offs am Freitag ab 12 Uhr gesetzt. Dann wird sich auch entscheiden, ob Borussia am 16./17. August zunächst Heimrecht genießt oder ob der Borussia-Park erst am 23./24. August Champions-League-Luft schnuppert. Fest steht, dass der Gegner nicht Manchester City, FC Porto, FC Villarreal oder Ajax Amsterdam heißen wird. Die 5 Teams, die stattdessen in Frage kommen, haben wir im Folgenden ein wenig unter die Lupe genommen:

AS Rom: Zu 20 % kommt es für Borussias Fans zu einer Rückkehr auf die spanische Treppe. 2013 wurde diese am Rande des Europa-League-Spiels gegen Lazio Rom durch 10.000 Borussen besetzt. In diesem Monat könnte es gegen den Lokalrivalen gehen, der im Vorjahr mit nur 4 Niederlagen in 38 Partien und nur knapp hinter dem SSC Neapel den 3. Tabellenplatz in der italienischen Serie A eingenommen hat. In den beiden Jahren zuvor war die Roma jeweils Vizemeister geworden, so dass sie hinter Juventus als zweite Kraft Italiens anzusehen sind.

In diesem Sommer wurden zwar 90 Mio. € ausgegeben. Das meiste Geld wurde aber in Spieler investiert, die bislang bereits ausgeliehen waren und jetzt erst fest verpflichtet wurden, darunter namhafte Akteure wie Edin Dzeko, Antonio Rüdiger, Mohamad Salah und Stephan El Sharaawy. Neu hinzugekommen sind mit Mittelfeldspieler Gerson und Torhüter Alisson zwei brasilianische Talente, die keine Rolle in den Play-Offs spielen dürften, und von Tottenham der dreifache argentinische Nationalspieler Federico Fazio, der für die Abwehr ebenfalls zunächst ausgeliehen wurde, um die mit Kreuzbandrissen ausfallenden Mario Rui und Antonio Rüdiger zu ersetzen.

Mit Miralem Pjanic verließ hingegen der Mittelfeld-Regisseur den Verein, so dass der Kader schwächer besetzt sein sollte als in der Vorsaison. Neben den oben genannten Quasi-Neuzugängen gehören im Mittelfeld Daniele de Rossi und Radja Nainggolan zu den namhaftesten Akteuren. In der Defensive ist der Grieche Konstantinos Manolas zu beachten, der zuletzt meist neben Rüdiger in der Innenverteidigung agierte. Der berühmteste Stürmer spielt dagegen nur noch eine Nebenrolle. Mit seinen inzwischen 39 Jahren ist Vereinslegende Francesco Totti nur noch als Edeljoker vorgesehen.

In der letzten Champions League Saison bekamen es die Römer bereits mit einem deutschen Team zu tun. In Leverkusen holten sie ein spektakuläres 4:4, ehe sie daheim mit 3:2 gewannen. Dies war letztlich die Vorentscheidung, um sich punktgleich mit der Werkself hinter Barcelona in der Gruppe durchsetzen. Gegen Real Madrid bestand im Achtelfinale keine Chance mehr. Beide Partien gingen 0:2 verloren.

AS Monaco: Borussias Erinnerungen an den französischen Nobelklub sind nicht sehr erfreulich. 1996 wurde die Elf von Bernd Krauss, die zuvor noch den FC Arsenal souverän ausgeschaltet hatte, u. a. durch einen aufstrebenden Youngster namens Thierry Henry überrascht und beim "Heimspiel" in Köln mit 4:2 geschlagen. Im Rückspiel gelang Michael Klinkert zwar das Siegtor zum 1:0, das aber das Ausscheiden nicht verhindern konnte. Sollte es in den kommenden Wochen zu einem Wiedersehen kommen, so wird dies unter anderen Vorzeichen stattfinden. Beide Klubs würden sich auf Augenhöhe begegnen, denn auch die Franzosen verfügen über internationale Erfahrung, gehören aber nicht zur Topelite des Kontinents. In der französischen Liga wird man regelmäßig durch das katar-finanzierte Paris St. Germain dominiert, die im Vorjahr 31 Punkte Vorsprung auf die nachfolgenden Teams aus Lyon und Monaco herausholten. Europaweit feierte AS 2015 einen Achtungserfolg, als erst im Viertelfinale der Champions League Schluss war gegen den späteren Finalisten Juventus Turin. Weniger erfolgreich verlief die letzte Spielzeit. Die Young Boys Bern wurden in der Qualifikation mit 4:0 und 3:1 deklassiert. Anschließend zeigte der FC Valencia ihnen in den Play-Offs (2:1, 1:3) die Grenzen auf. Zu allem Überfluss geriet die Europa League ebenfalls zum Desaster, da sich Tottenham Hotspur und der RSC Anderlecht in der Gruppe als zu stark erwiesen.

Berühmtester Spieler ist der kolumbianische Stürmer Falcao, dem bei Manchester United und Chelsea der ganz große Durchbruch nicht gelang und der daher zu Saisonbeginn nach Monaco zurückkehrte. In den Qualifikationsspielen gegen Fenerbahce Istanbul zeichnete er sich sogleich für zwei Treffer verantwortlich. Gestern wurde er aber zur Halbzeit mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt, so dass sein Einsatz in den Play-Offs fraglich sein könnte. Held der Quali war ohnehin Sturmkollege Valère Germain, der im Rückspiel zwei Treffer markierte und damit für die Entscheidung zugunsten der Monegassen sorgte.

Verstärkt haben sich die Franzosen insbesondere in der Verteidigung, wo sie seit jeher ihre größten Qualitäten haben. Mit Benjamin Mendy und Djibril Sibidé kommen zwei Außenverteidiger von der Ligakonkurrenz. Aus Turin wechselt der polnischer EM-Teilnehmer Kamil Glik für die Innenverteidigung in die Fürstenstadt. Dort sind mit Joao Moutinho und Ricardo Carvalho u. a. bereits zwei portugiesische Europameister beschäftigt.

Young Boys Bern: Für die Schweizer ist der überraschende Sieg im Elfmeterschießen über Shakthar Donezk bereits ein großer Erfolg. Umjubelter Held war der japanische Doppeltorschütze Yuya Kubo. Der Verein war bislang noch nie für die Champions League-Gruppenphase qualifiziert. Seit 1988 kam er international sogar nicht ein einziges Mal über die Zwischenrunde der Europa League hinaus. Im Vorjahr ließ ihnen der AS Monaco in der CL-Qualifikation keine Chance (1:3, 0:4) und selbst gegen den aserbaidschanischen Vertreter Qarabag Agdem gab es mit 0:1 und 0:3 zwei Niederlagen in der anschließenden Qualifikation zur Europa League. 2015 war der Verein immerhin bis in die Zwischenrunde der Europa League vorgedrungen, wo beim FC Everton (1:4, 1:3) Endstation war. Gegen Borussia gab es in der Vorbereitung einen Achtungserfolg beim Uhrencup, als es nach regulärer Spielzeit 3:3 stand und erst das Elfmeterschießen mit 4:5 verloren ging.

In der Schweiz sind die Berner hinter dem unumstrittenen FC Basel nach zuletzt zwei Vizemeisterschaften so etwas wie die zweite Kraft. In der Mannschaft, die vor 32.000 Zuschauern im altehrwürdigen Wankdorfstadion ihre Heimspiele austrägt, findet sich mit Kapitän Steve von Bergen ein ehemaliger Hertha-Spieler. Sekou Sanogo war zuletzt als Neuzugang in Stuttgart im Gespräch.

Steaua Bukarest: Die großen Zeiten des Vereins liegen bereits einige Zeit zurück, als 1988 das Halbfinale und 1989 sogar das Finale des Europapokals der Landesmeister erreicht werden konnte. In den letzten Jahren waren die internationalen Erfolge überschaubar. 2013 landete man zuletzt in der Gruppenphase der Champions League, wo gegen den FC Basel in beiden Spielen sowie daheim gegen den FC Schalke immerhin je ein Remis erzielt wurde. Die drei Punkte reichten aber am Ende nur für den 4. Platz. Im vorletzten Jahr scheiterten die Rumänen höchst unglücklich im Elfmeterschießen an den Bulgaren von Ludogorets Razgrad. In der anschließenden Gruppenphase der Europa League schieden sie als Dritter aus. Noch schlechter lief es in der letzten Saison, als Steaua in den EL-Play-Offs an Rosenborg Trondheim (0:3, 1:0) scheiterte. In der Liga konnten sie im Vorjahr ebenfalls nicht an vergangene Erfolge anknüpfen. Nach zuvor drei rumänischen Meisterschaften in Serie reichte es nur noch zur Vizemeisterschaft, die zudem erst in den Play-Offs der besten 6 Teams gesichert wurde. Die reguläre Spielzeit hatte der Verein nur auf Platz 5 abgeschlossen. Die Bukarester setzen traditionell vorwiegend auf rumänische Spieler, von denen Nicolae Stanciu und Adrian Popa die bekanntesten sind. Mit Linkaußen Chipciu (Anderlecht) und Innenverteidiger Varela (Saloniki) verließen vor dieser Saison zwei Stammspieler den Verein, so dass ein Qualitätsverlust zu befürchten ist. Der Erfolg über Sparta Prag (2:0, 1:1) in der vorgelagerten Qualifikationsrunde zeigt aber, dass die Mannschaft keinesfalls zu unterschätzen wäre.

FK Rostow: Der aktuelle russische Vizemeister ist ein ziemlicher Neuling auf dem internationalen Parkett. Lediglich 2014 gab es zwei Qualifikationsspiele zur Europa League, die gegen Trabzonspor (0:2, 0:0) erfolglos bestritten wurden, nachdem der Verein zuvor mit dem Pokalsieg den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte verbuchen konnte. Im Vorjahr wäre dies fast noch getoppt worden, als man im Kampf um die russische Meisterschaft nur knapp von ZSKA Moskau geschlagen wurde. Die Mannschaft, die in der Vergangenheit für wenig Aufsehen in der nationalen Liga gesorgt hatte, scheint also so gut zu sein wie nie zuvor in ihrer Vereinsgeschichte, was auch die erfolgreichen Qualifikationsspiele gegen Anderlecht (2:2, 2:0) unterstreichen. Insbesondere die starke Defensive war ein Garant dafür, zuletzt Zenit St. Petersburg und Spartak Moskau hinter sich lassen zu können. Mit Sardar Azmoun kam ein torgefährlicher Stürmer vom Ligakonkurrenten Rubin Kazan. Neben ihm ist u. a. der Kolumbianer Christian Noboa zu beachten, der im Mittelfeld als erfahrener Stratege die Fäden in der Hand hält. Interessant für reisefreudige Borussen: Das Stadion Olimp-2 bietet nur 15.840 Zuschauern Platz.