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Sieben Spieltage sind nun vorbei. Das ist sicherlich zu früh, um ernsthafte Aussagen zum Verlauf der noch jungen Saison zu treffen. Mannschaften wie Mainz, Freiburg oder Hannover 96 finden sich überraschend im oberen Drittel der Tabelle wieder. Teams wie Stuttgart, Bremen oder Schalke 04 nehmen hintere Plätze ein. Bei einem von Überraschungen geprägten Saisonstart, wo jeder jeden überall zu schlagen vermag, darf getrost davon ausgegangen werden, dass dieses Tabellenbild noch kräftig durcheinandergeschüttelt werden wird. Eine Aussage darf man nach sieben Spieltagen aber dennoch machen: Der Saisonstart von Borussia Mönchengladbach ging gehörig daneben.



Bekanntlich hat der Erfolg viele Väter. Beim Misserfolg muss man wiederum nicht lange nach den Besserwissern suchen, welche die Welt, bevorzugt über die Boulevardmedien, mit ihren Pauschalratschlägen beglücken. Gründe für die momentane Tristesse gibt es somit viele. Sicherlich sind hier zuerst die Schiedsrichter zu nennen. Deren unsicheres Händchen in kniffligen Situationen hat bereits manch einen Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen. Auch wenn es das große Komplott gegen Borussia Mönchengladbach wohl nicht gibt, muss die Frage nach der Qualität von Bundesligaschiedsrichtern gestellt werden. Vom DFB darf man hier keine Hilfe erwarten. Kritik an den Unparteiischen führt in Frankfurt reflexartig zur Ablehnung. Vielleicht liegen die Gründe für schwache Schiedsrichterleistungen auch weniger auf dem Platz, als mehr in den Strukturen des DFB, die schon im Fall Amerell ein unglückliches Bild abgaben. Zumindest kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in den letzten Jahren bei qualifizierten Schiedsrichtern „die Breite an der Spitze geringer geworden ist“.


Doch nicht nur die Schiedsrichter sind Schuld, dass es bei den Fohlen derzeit nicht so läuft. Auch an der Mannschaft wird Kritik geäußert. Bei durchschnittlich fast drei Gegentoren pro Spiel ist es keine Überraschung, das vor allem die Defensive bemäkelt wird. Logan Bailly koste der Mannschaft derzeit mehr Punkte, als er rette. Roel Brouwers hinke seiner Leistung der letzten Saison hinterher. Dante wäre wohl auch für jeden anderen Bundesligisten schwer zu ersetzen. Die Abstimmung im defensiven Mittelfeld sei verbesserungswürdig. Zudem stimme die Übersetzung von Defensive auf Offensive nicht, man spiele zu statisch oder die Mannschaft kämpfe ganz einfach nicht genug. Sicherlich sind die meisten dieser Punkte diskutabel. Alleine die Fülle der Argumente zeigt jedoch, dass es wohl „den einen Grund“ für den momentane Misere nicht gibt. Oder vielleicht doch?


Nun hat sich das Orakel von München-Gladbach zu Wort gemeldet. Stefan Effenberg redet via Boulevard Klartext: „Gladbach fehlen die Drecksäcke“. „Jawohl!!!“ tönt es durch die Gladbacher Fangemeinde. Manch einer erinnert sich verträumt an die Neunziger Jahre, als „der Tiger“ die Ärmel hochkrempelte und bereits verloren geglaubte Partien noch gedreht wurden. Unstrittig ist, dass ein Spieler mit dem Kampfgeist eines Stefan Effenberg den Fohlen gut zu Gesicht stehen würde. Nur gibt es leider die Kategorie „Drecksack“ nicht, in der man solche Spieler finden würde. Im Gegenteil. Drecksäcke werden nicht als solche geboren, sie genießen keine fußballerische Ausbildung in diesem Fach und sie können dies auch nicht an der Abendschule erwerben. Um ein Drecksack zu sein bedarf es vielmehr zwei Grundeigenschaften: Die charakterliche Fähigkeit hierzu und Erfahrung! Doch grade am zweiten hapert es noch.


Es ist noch nicht sehr lange her, als das gleiche Medium, in dem jetzt Herr Effenberg seine These verbreitet, die heutige Mannschaft als „die neuen Fohlen“ titulierte. Richtig ist, dass die Stammelf der Borussen noch recht jung ist. Lediglich Filip Daems ist älter als 30, ein großer Teil des Stamms ist jünger als 25 Jahre. Gerade bei den jungen Spielern zeigen ein Tobias Levels oder ein Michael Bradley großen Kampfwillen. Wenn man also einen Drecksack haben will, muss man ihm auch die nötige Zeit zur Entwicklung geben. Das mag im schnelllebigen Fußballgeschäft mühsam erscheinen, Erfahrung und Zeit sind aber nun einmal untrennbar miteinander verflochten. Selbst ein Stefan Effenberg war mit 24 Jahren noch nicht in der Lage eine Mannschaft so zu führen, dass sie das Ruder rum reißen konnte. Zum „Stinkefinger der Nation“ musste auch er sich erst entwickeln. Wer also Drecksäcke haben will, der muss ihnen auch die Zeit geben, sich zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Und genau das tut Michael Frontzeck, genau dies ist der Weg den man in Mönchengladbach propagiert.. Wir brauchen also nicht mehr Drecksäcke, sondern weniger Besserwisser.