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Was macht einen Verein eigentlich erfolgreich? Glück? Ja, das gehört dazu. Gute Spieler? Die sind dafür unabdinglich. Ein guter Trainer? Das ist ganz sicher dazu nötig. All diese Punkte können einen Verein nicht erhoffte Erfolge feiern lassen. Der 1.FC Kaiserslautern der Neunziger Jahre ist hierfür ein gutes Beispiel. Leider ist dies alles kurzfristiger Natur. Glück erweist sich gerne als launisch. Spieler und Trainer sind gerade in Zeiten der fußballerischen Globalisierung nicht planbar. Dies war natürlich auch schon früher so, doch seit afrikanische und asiatische Spieler keine Exoten mehr darstellen, seit das Ausländerkontingent keiner Begrenzung unterliegt, ist Fußball mehr als früher zu einem Wandergeschäft geworden. Auch hierfür gibt der Klub aus der Pfalz ein gutes Beispiel ab. Die Frage muss also lauten, was einen Verein langfristig erfolgreich macht!


Kontinuität ist hierbei ein beliebtes Schlagwort, welches spätestens seit der Amtsübernahme von Max Eberl die Runde machte. So wünschenswert dies in Bezug auf die von ständigen Konzept- und Trainerwechseln gebeutelte Borussia ist, so stellt Kontinuität bei der Borussia eigentlich nichts Neues dar. Über 20 Jahre war der Verein ein Vorbild in dieser Richtung, konnte man sich doch mit einem Präsidium, einem Sportdirektor und lediglich drei Trainer bis in die achtziger Jahre hinein in der Spitze des deutschen Fußballs etablieren. Dann ging die Kontinuität verloren und mit ihr der Erfolg. Zwar konnte man sich kurzfristig in den neunziger Jahren wieder nach oben orientieren, eine fehlende Strategie lies aber vieles Stückwerk bleiben. Die Geschichte des folgenden Absturzes ist bekannt. Eine strategische Ausrichtung zu haben und diese abseits vom Tagesgeschäft kontinuierlich zu verfolgen, scheint also ein Schlüssel dafür zu sein, einen Verein langfristig in der deutschen Spitzenklasse zu etablieren. Dies wiederentdeckt und formuliert zu haben, ist der Verdienst von Max Eberl.

 

„Wäre der Bau der Autobahn das Ziel, wären wir schon fertig, denn die Philosophie ist bereits entwickelt. Nein, sie ist das Fundament, auf dem wir uns alle bewegen.“ (Max Eberl im Interview mit Seitenwahl, 2009)

 

Max Eberl hat dieses Prinzip mit einer Autobahn verglichen. Die Philosophie wird in diesem Bild durch die Leitplanken dargestellt. Der Verein fährt also den vorgegebenen Weg kontinuierlich weiter. Innerhalb der Leitplanken kann er aber flexibel reagieren, zum Beispiel beschleunigen, abbremsen oder ganz einfach einen Spurwechsel vornehmen. Das Ganze klingt logisch und gut. Doch leider ist der Grad zwischen Kontinuität und Sturheit schmal. Der Weg der Borussia gleicht derzeit eben nicht dem entspannten Fahrer, der sich, während er seine Fahrweise an den Gegebenheiten anpasst, kontinuierlich seinem Ziel nähert. Vielmehr fährt man stur auf der Mittelspur, klagt über die LKW statt sie zu überholen und bezieht seine größte Freude am liegen gebliebenen kölnischen Autowrack auf der Standspur. Das ist zwar auch ein Grad der Kontinuität, zielführend ist das aber nicht.

 

Kontinuität alleine ist also nicht die Lösung. Eine ständige, den Gegebenheiten angepassten, Flexibilität innerhalb der Leitplanken ist ebenso notwendig. Doch genau diese tritt derzeit nicht zu Tage. Richtig ist, dass die derzeitige Situation ganz maßgeblich vom größten Verletzungspech der letzten Jahre abhängt. Die Wertigkeit eines Dante und Brouwers zeigt sich genau jetzt. Die Spieler, die als Ersatz vorgesehen waren, erweisen sich allenfalls als Mitläufer, teilweise sogar als hoffnungslos überfordert. Selbst wenn der Heilungsverlauf von Dante und Brouwers optimal verlaufen sollte, ist das Restrisiko eines weiteren Ausfalls einfach nicht tragbar. Ohne einzelne Spieler zu benennen, legt die aktuelle Situation doch die mangelnde Qualität der zweiten Garde schonungslos offen. Das war vielleicht nicht unbedingt erwartet wurden, insofern trifft den Verein keine Schuld an der aktuellen Situation. Diese Mängel aber zu ignorieren und Verstärkungen abzulehnen ist schlicht und ergreifend fahrlässig.

 

Das zweite Problem liegt beim Fahrer selbst. Michael Frontzeck ist ein Trainer, der sich von außen ungern reinreden lässt und seinen Weg geht. Das ist zunächst lobenswert und konsequent. Wer sich aber zu sehr von außen abschottet, läuft Gefahr sich zu verrennen. Als Frontzeck in der letzten Saison eine Krise von sechs sieglosen Spielen zu überstehen hatte, reagierte er auf Mängel, tauschte aus, stellt um. Der Erfolg gab ihm Recht. Diese Flexibilität scheint ihm nun völlig abzugehen. Natürlich ist die Verletztenliste lang, allerdings nicht so lang, dass keine Möglichkeiten bestehen würden. So stellt sich zum Beispiel die Frage, warum er die Baustelle Innenverteidigung um die Baustelle Linksverteidiger erweitert? Statt neben einem einigermaßen stabilen Daems  die Baustelle Innenverteidigung zu bearbeiten, sind nun zwei Verteidigerstellen nicht bundesligatauglich besetzt. Spätestens seit dem Mainzspiel sollte das Experiment mit Daems innen und Schachten links ad acta gelegt werden. Deutlicher wird dies an der Besetzung im defensiven Mittelfeld. Sowohl Marx als auch Bradley haben ihre Bundesligatauglichkeit zu Genüge unter Beweis gestellt. Trotzdem ist das defensive Mittelfeld nicht erst seit dieser Saison die Achillesferse der Mannschaft. Man muss einfach festhalten, dass Marx und Bradley offensichtlich nicht harmonieren oder die taktische Ausrichtung zu diesen Spielern nicht passt. Reaktionen hierauf? Fehlanzeige. Auch bei Bobadilla oder Idrissou gäbe es sicherlich Diskussionsbedarf.

 

Damit es niemand falsch versteht: Ganz sicher mag es Gründe geben, dass die Entscheidungen so fallen. Ganz sicher ist Michael Frontzeck jemand, der über einen hohen Erfahrungsschatz im Fußball verfügt. Seine Kompetenzen sind unbestritten. Allerdings kann es ein „Weiter-so“ nicht mehr geben. Es müssen Veränderungen her, denn das derzeitige Konzept hat sich als nicht tragfähig erwiesen. Der Verein ist nun angehalten, seinen flexiblen Rahmen auszunutzen. Tut er das nicht, könnte die nächste Ausfahrt kontinuierlich in die zweite Liga führen.