Untern normalen Umständen würde man ein 1:1-Unentschieden in Gelsenkirchen wohl nicht unbedingt als Misserfolg werten. Betrachtet man dagegen den Spielverlauf am Samstag und die anderen Ergebnisse des 32. Spieltages der Bundesliga 2017/18, muss man wohl sagen: Das war zu wenig, das war – um eine Metapher aus einer anderen Sportart zu verwenden – ein verschlagener Satzball.

Frankfurt verliert (erwartungsgemäß), Leipzig verliert (unerwartet), Leverkusen verliert und schafft Borussia damit im VfB Stuttgart noch einen weiteren Konkurrenten um die Qualifikation für die Qualifikation zur Europa League. Mit anderen Worten: Ein Sieg gegen Schalke 04 hätte Borussia Mönchengladbach zur Punktgleichheit mit Eintracht Frankfurt auf Platz 7 und sogar zu nur noch einem Punkt Rückstand auf Platz 6 verholfen, auf dem sich derzeit offensichtlich arg schwächelnde Dosenvermarkter wiederfinden.

Dem entsprechend war das Unentschieden zu wenig – vor allem, wenn einem der Spielverlauf so in die Hände spielt wie am Samstag. Nach 13 Minuten war Borussia in Überzahl – in meinen Augen sehr glücklich, weil der Griff von Bentaleb ins Gesicht von Stindl zwar einerseits grenzenlos dumm und natürlich bestrafungswürdig war. Andererseits war Stindls auf den zweifelsohne nicht besonders schmerzhaften Wischer folgende Schauspieleinlage ziemlich unwürdig – da darf man auch mal stehen bleiben und muss sich nicht zwingend auf dem Rasen wälzen als wäre einem gerade das Nasenbein gebrochen worden. Ohne diese Schauspieleinlage wiederum wäre es wohl nicht zum Videobeweis gekommen und hätte es keinen Platzverweis gegeben. Nach 32 Minuten ging Borussia in Führung – nach einem schönen Spielzug, der dem Beobachter vor Augen führte, welche offensive Qualität nach wie vor in der in diesem Jahr oft so mittelmäßig spielenden Mannschaft steckt. Danach war aber leider wieder die andere Borussia zu sehen – und wie so oft wurde das bestraft: Zuerst durch einen berechtigten und von Caligiuri verwandelten Handelfmeter gegen Kramer, danach durch eine von den Schalkern clever heruntergespielte zweite Halbzeit, in der Gladbach mal wieder das „uns fällt gegen gut organisierte Mannschaften einfach nichts ein.“-Spiel spielte.

Richtig bitter wurde der Nachmittag dann noch durch die mittelbaren Folgen des Spiels: Stindl verletzt mit mindestens 3 Monaten Ausfallzeit (also bis weit in die Saisonvorbereitung hinein, wenn nicht darüber hinaus), Kramer, Zakaria und Vestergaard im nächsten Spiel gegen Freiburg gesperrt.  Da fragt man sich schon, wer eigentlich am kommenden Samstag außer Ginter die zentrale Defensive bilden und dann dabei mithelfen soll, die letzten Chancen auf Platz 6 oder 7 zu wahren.

Äußerst unangenehm auch, dass man als Anhänger von Borussia Mönchengladbach nun vehement in den Abstiegskampf der Bundesliga hineingezogen wird und nicht nur dem HSV einen Sieg in Frankfurt, sondern sich auch einen Wolfsburger Sieg gegen das Vermarktungsvehikel wünschen muss, anstelle sich der Hoffnung hingeben zu können, dass das eine Kunstprodukt wenigstens das andere Kunstprodukt aus der Liga schießt und dem HSV vielleicht noch die verdiente Ehrenrunde gegen Holstein Kiel beschert, bevor die Hamburger Bundesligauhr hoffentlich zum Stillstand kommt.  

Alles in allem passt das eigentlich so normale Ergebnis auf Schalke also voll in die verkorkste Saison. Ein verschlagener Satzball eben …