seitenwahl 4So lautet eine Tischtennisweisheit, die immer dann gerne bemüht wird, wenn man den ersten Ball kläglich versemmelt hat. Dass „stets“ grob übertrieben ist, hat Gladbach in Freiburg bewiesen. Dass es klappen kann, am Wochenende: Borussia Mönchengladbach hat 4:1 gegen Hannover 96 gewonnen. Betrachtet man die Tabellenstände und Formkurven beider Teams, so ist das kein gänzlich unerwartetes Ergebnis. Der Blick auf die Tabelle ist weiter sehr erfreulich – angesichts der Resultate der Konkurrenz von „Leipzig“ bis Bremen kann man den Sieg gegen Hannover als so etwas wie einen Big Point einstufen, mit dem das Team sich schon etwas Abstand nach unten verschafft hat.

Während es zum Spiel selbst also nicht viel zu analysieren gibt (gut, vielleicht sollte man die erste Spielminute in der Bundesliga generell abschaffen, das würde es jedenfalls in dieser Saison für Gladbach einfacher machen …), sind es zwei Begleitaspekte, die einer Nachbetrachtung bedürfen:

Da ist seitenwahl 20zum einen die schwere Verletzung von Matthias Ginter, entstanden aus einer Verkettung unglücklicher Umstände, für die man niemanden verantwortlich machen kann – Körperkontakt zwischen Hofmann und dem Hannoveraner, der daraufhin ins Straucheln geriet und mit gesenktem Kopf ungebremst ins Gesicht von Ginter knallte, der das wiederum nicht kommen sehen konnte. Zunächst einmal: Gute Besserung und auf ein baldiges Wiedersehen auf dem Platz! Nun gibt es am Bratwurststand zwei Erzählstränge, wie mit dieser Verletzung umzugehen sei: Mancher, der im Kader von Anfang an eine Lücke und uns in der Innenverteidigung unterbesetzt sah und sich deshalb die Verpflichtung eines weiteren gestandenen Innenverteidigers gewünscht hätte, sieht sich jetzt bestätigt und den Verein gefordert, spätestens in der Winterpause nachzulegen. Begleitet wird das vom Boulevard, der sofort „Christensen!“ ruft, weil der in London unzufrieden auf der Bank hockt und Wechselgedanken für den Winter geäußert haben soll, was sich gut zu einer Rückkehr-Spekulationsstory rund um angebliche Gentlemens-Agreements zwischen Chelsea und Eberl für den Fall einer erneuten Leihe komponieren lässt. Auch wenn Christensen in Gladbach bleibenden Eindruck hinterlassen hat und deshalb sicherlich immer eine interessante Personalie bleibt: Dem ist entgegenzuhalten, dass Borussia auf der Position des Innenverteidigers lange nicht so dünn besetzt ist, wie das manchmal dargestellt wird: Neben dem leider erneut verletzten Doucouré sind da noch Tony Jantschke, Jordan Beyer und nicht zuletzt Tobias Strobl, die Innenverteidigung können. Eine Christensen-Verpflichtung, die ohnehin erst nach der Winterpause wirkt, würde dagegen mittelfristig unweigerlich zulasten von Nico Elvedi gehen. Insofern neige ich eher zu der Auffassung, dass in der Verletzung von Ginter auch eine Chance für die Anderen liegt, die jetzt beweisen können (und natürlich auch müssen), dass sie es können.

seitenwahl 30Das zweite Thema im Umfeld des Hannover-Spiels war die Bekanntgabe der Vertragsverlängerung von Dieter Hecking. Es ist kein Geheimnis, dass die Redaktion von SEITENWAHL in der Sommerpause mehrheitlich für einen Trainerwechsel war, weil wir weder Ergebnisse noch Spielweise befriedigend fanden. Max Eberl sah das anders und jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt muss man wohl festhalten: Max Eberl hatte wohl recht. Abgesehen von kleineren Rückfällen sieht man in dieser Saison ein völlig anderes Team. Die Umstellung auf 4-3-3 hat gefruchtet, mit Plea wurde ein „richtiger Stürmer“ geholt und der hat eingeschlagen. Zudem gibt es deutlich weniger Verletzte und dass, was die Mannschaft spielt, sieht meistens einfach nur schön aus. Es scheint, als habe man die richtigen Steine um- und an den richtigen Stellschreiben gedreht. Insofern ist die Vertragsverlängerung verdient und folgerichtig. Die gewählte Laufzeit von nur einem Jahr lässt beiden Seiten die Möglichkeit offen, die Zusammenarbeit in einem Jahr wieder auf den Prüfstand zu stellen – in meinen Augen eine Win-Win-Situation, die beiden Parteien gerecht wird.