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Dass Borussia dem Fußballfest gegen Sarajevo nicht ein weiteres würde folgen lassen, war schon vor dem Spiel in Freiburg zu erwarten. Dass es allerdings eine derart zähe Angelegenheit werden würde, hätte wohl kaum jemand geglaubt. Borussia ließ im Breisgau alles vermissen, das man unter „attraktiver Fußball“ subsumieren könnte. Allein der Torwart und die Innenverteidiger machten ihre Sache sehr ordentlich. Nach vorne ging dagegen weniger als nichts. Lucien Favre gab sich ungewohnt selbstkritisch. Er müsse wohl in Zukunft in „englischen Wochen“ mehr rotieren, gab der Trainer unmittelbar nach dem Spiel zu Protokoll.

Rotation gab es lediglich auf der linken Seite – anstellte von Dominguez und Johnson durften sich Wendt und Traoré versuchen. In der Tat versuchte Borussia es, wenn überhaupt, häufig über diese Seite nach vorne. Gelingen wollte allerdings wenig und beide Außenpositionen waren häufig Einfalltor für Freiburger Angriffsversuche. Offenbar sehen die Gegner hier Borussias Schwachpunkte – es sollte ein Ziel der Arbeit in den kommenden Wochen sein, diesen Eindruck zu zerstreuen.

Dass sich im defensiven Mittelfeld am Sonntag Abend zwei Spieler mit Führungsansprüchen tummelten, war Borussias Spiel zu keiner Phase anzumerken. Granit Xhaka und Christoph Kramer waren bemüht, aber überhaupt nicht in der Lage Impulse nach vorne zu setzen. Dass Kramer, nach eigener Aussage noch nicht bei 100% seiner körperlichen Leistungsfähigkeit, auch mal ein schwächeres Spiel macht, ist ihm nachzusehen. Zumal ihn auch sein persönliches Sommermärchen nicht zum Übermenschen hat werden lassen – Kramers Kurzauftritt gegen Stuttgart war bemerkenswert, dass der Nationalspieler jetzt aber in jedem Spiel den alles überstrahlenden Regisseur und Antreiber gibt, ist nicht zu erwarten. Auch Granit Xhaka sei nach bisher durchweg ordentlichen Auftritten ein schwächeres Spiel gestattet. Bei der Suche nach Rotations-Kandidaten landet man zwangsläufig schnell bei Mo Dahoud, der Nachwuchsmann ist wohl der einzige, der es in Sachen Spielgestaltung potenziell mit Kramer und Xhaka aufnehmen kann. Havard Nordtveit hat zwar angekündigt, offensiv mehr machen zu wollen, Anspruch und Wirklichkeit klafften in den ersten Spielen dieser Saison allerdings gehörig auseinander. Thorben Marx ist ein grundsolider Defensivmann, gegen dessen Einsatz an der Seite eines spielstarken Partners nichts spricht, mehr ist von ihm aber nicht zu erwarten.

Die größten Rotationsmöglichkeiten hat Favre sicher auf den vier Offensivposten – und hier besteht, die Leistung von Freiburg zugrunde gelegt – auch der größte Bedarf. André Hahn spielte wie immer: willensstark aber mit großen Defiziten in Sachen Technik und Spielverständnis. Patrick Herrmann dürfte inzwischen doch laut mit den Hufen scharren, zumal er gegen Sarajevo einen sehr agilen Eindruck machte. Ibrahima Traoré versucht, wie Hahn, immer wieder Alarm zu machen, ist schnell und technisch beschlagen. Es ist aber auffällig, dass hinter vielen Aktionen keine echte Idee zu stecken scheint, oder aber, dass seine Mitspieler Traorés Ideen nicht folgen können. So gehen zu häufig Pässe ins Nichts oder fliegen Flanken in stürmerlose Strafräume.

Raffael ist in dieser Saison bis dato ein Schatten seines Selbst aus der vergangenen Saison. Der Brasilianer läuft sich oft fest, spielt erstaunliche Fehlpässe, harmoniert schlecht mit seinen Mitspielern. Der Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist Raffael im Moment nicht. Dass er auch in schlechter Form immer für einen genialen Pass gut ist, ist bekannt. Es steht aber zu hoffen, dass Raffael von der nahenden Rückkehr Max Kruses profitiert. Dieser Spieler, der an guten Tagen die Willenskraft eines André Hahn mit Spielstärke und -intelligenz verbindet, fehlt in einem Spiel wie am Sonntag doch sehr. Branimir Hrgota hat bisher nachgewiesen, in Spielen gegen schwache Gegner zu treffen, wie er möchte. Beide Auftritte in der Bundesliga allerdings waren zum Vergessen. Ob das nun an den jeweils vorhergehenden internationalen Spielen lag, oder ob es für den schwedischen Bald-Nationalspieler für die Bundesliga einfach noch nicht reicht, wird sich wohl im Laufe dieser Spielzeit beantworten lassen.

Zwei Unentschieden zum Saisonbeginn, das ist kein verpatzter Saisonstart. Angesichts der kommenden Aufgaben gegen Schalke und in Köln wären zumindest zwei zusätzliche Punkte allerdings schon eine bequemere Basis gewesen. Die beiden Teams aus Baden-Württemberg gehören zudem wohl zu den schlagbareren Gegnern in dieser Bundesliga-Saison. Die zurückhaltende Spielweise, die Borussia eine Halbzeit gegen Stuttgart und 90 Minuten in Freiburg an den Tag gelegt hat, scheint nicht der Weg zum Erfolg zu sein. Hier kann der Trainer mit personellen Veränderungen sicher den einen oder anderen Impuls setzen. Rotation allein, soviel wird auch dem Trainer klar sein, wird aber nicht zu attraktiverem und erfolgreichem Fußball führen.