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Das Aufeinandertreffen von zwei Mannschaften in Bestform hatte erst ein enges und packendes Spiel zur Folge und dann einen klaren Sieger. Vor dem Spiel lieferten sich Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen noch einen Austausch von Sticheleien über Twitter, bei dem die Leverkusener natürlich auf die lange Serie von Gladbacher Heimspielen ohne Sieg verweisen mussten; nach dem Spiel hat nur noch eine Serie Bestand, nämlich die von 12 Bundesligaspielen der Borussen ohne Niederlage.

Der Unterschied in den Spielansätzen mit dem offensiven Pressing der Leverkusener, die sich mit der ganzen Mannschaft in der gegnerischen Hälfte festsetzen und dem sehenswerten Paßspiel der Borussen führte zu einem hochklassigen Bundesligaspiel. Die Leverkusener waren auch ohne Bellarabi und Castro ein knochenharter Gegner, der die Borussen regelrecht ins Tor zurückdrücken wollte. Die erste Phase des Spiels wurde zu einer regelrechten Belagerung und zu einem echten Härtetest für die Abwehrarbeit der Gladbacher, die alles an Konzentration, Laufarbeit und taktischer Disziplin aufbieten mussten, um die Gäste vom Tor fernzuhalten.


Und wieder wurde der Härtetest bestanden. Favres Team kann sich um den eigenen Strafraum versammeln wie ein Bienenschwarm vor seinen Stock und dort so lange herumflirren, bis der nächste Konter sie vom Druck erlöst. Und was für Konter das sind, von Spielern die physisch und gedanklich schneller sind als der Gegner und deren Pässe blind den Mitspieler finden. So war es auch kein Zufall sondern im Spiel der Borussen angelegt, dass die besten Chancen der ersten Halbzeit vor Lenos Tor entstanden, als sich Kruse und Herrmann freie Schussmöglichkeiten boten.

Genutzt wurden diese dann in der zweiten Hälfte, wobei das erste Tor sehr hübsch veranschaulicht, was die Borussen besser machen als ihre Gegner. Bei der Ausführung des Freistoßes schleicht Herrmann sich an die Außenlinie, während die Leverkusener ihn dort schlicht ignorieren. Xhaka erfasst die Situation und spielt den Ball lang, Herrmann startet perfekt und als er den Ball am Strafraum einholt, ist er weit vor allen Gegnern. Ebenso hat Kruse die Situation erfasst und bringt sich vorm Tor in Stellung, Herrmann legt ihm den Ball bemerkenswert genau und gut getimet so vor den Fuß, dass Leno nicht drankommt und Donati ihn nicht erwischt, und Kruse hebt den Ball sauber über Leno zurück ins Tor. Diese Beschreibung des Tores zu lesen dauert etwa drei mal so lange wie die tatsächliche Ausführung.

Zum Ende des Spiels legten die Borussen noch zwei Tore drauf und machten den Feiertag perfekt. Irgendwelche Serien waren am Ende weniger wichtig als die fünf Punkte Abstand auf Leverkusen, die jetzt zwei Spieltage vor Schluss im Kataster stehen. Damit ist ein großer Schritt Richtung Champions League getan, die ihrerseits wieder einen großen Schritt für den Verein darstellen wird. Vier Jahre nach dem fast sicheren Abstieg, nach Fortschritten und Rückschlägen, bringen kluge Transfers und ein herausragender Trainer Borussia Mönchengladbach zu einem neuen Punkt in ihrer Geschichte.

Einer der besten Transfers der letzten Jahre wird dann nicht mehr Teil dieser Geschichte sein, denn der Abschied von Max Kruse nach Wolfsburg wurde nun offiziell verkündet. Damit wird ein Kernstück aus der Gladbacher Offensive gerissen. Kruses Spielwitz, gedankliche Schnelligkeit, seine Laufarbeit und sein Pendeln zwischen Spielmacher- und Stürmerposition haben dazu geführt, dass die Borussia eine der ganz wenigen Mannschaften geworden ist, bei der das Spiel ohne echte Spitze tatsächlich funktioniert. Ein neuer Stürmer, wer auch immer das sein wird, wird das Spiel vermutlich recht deutlich verändern.

Auch Christoph Kramer wird dann nicht mehr Teil der Gladbacher Geschichte sein. Wie Kruse  hat auch er zwei persönlich sehr erfolgreiche Jahre in Mönchengladbach verbracht und sich fußballerisch grandios entwickelt. Auch wenn er nach jahrelangen Ausleihen nun endlich in Leverkusen ankommt, die Geschichte des unbekannten Zweitligaspielers, der ein Jahr später im WM-Finale steht, ist eine Geschichte von Christoph Kramer bei Borussia Mönchengladbach. Nach der blitzsauberen Leistung, die er am Samstag gegen seinen künftigen Verein hingelegt hat, wird er am letzen Spieltag mit den besten Wünschen verabschiedet werden. Höchstverdient, nachdem er zwei Jahre lang Spiel für Spiel die weitesten Strecken zurückgelegt hat. Und wird sich bald aus der Distanz ansehen, wie die Borussia ihre Geschichte weiterschreibt.