Düsseldorf, Darmstadt, Bielefeld, Bremen. Unnötige Pokalniederlagen gegen teilweise unterklassige Gegner gab es in den letzten Jahren genügend für die Fohlenelf. Ein Pokalaus gegen den SV Drochtersen/Assel hätte aber noch einmal eine neue Dimension der Peinlichkeit bedeutet. Die 90 Minuten beim Vorjahres-4. der Regionalliga Nord gestalteten sich weit schwieriger als es sich viele Experten vorgestellt hatten. Am Ende stand ein auch in der Höhe verdientes 1:0, mit dem beide Seiten gut leben konnten. Der Viertligist kann stolz sein, gegen ein deutsches Topteam standgehalten zu haben. Die Gladbacher sind eine Runde weiter und haben eine durchaus mögliche Blamage abwenden können.

Erleichterung war somit die entscheidende Emotion nach der mühsamen Partie, die lange Zeit an das Auftreten vor drei Jahren beim damaligen Drittligisten Darmstadt 98 erinnerte. Drochtersen stand defensiv sehr kompakt und unterstrich einmal mehr, dass Spielverhinderung auch mit deutlich limitierteren Fußballern möglich ist.

Die völlig neu formierte Fohlenelf spielte gegen dieses Bollwerk einfalls- und ideenlos. Im zentralen Mittelfeld enttäuschten Mo Dahoud und Jonas Hofmann ebenso wie Ibrahima Traoré und Patrick Herrmann auf den Außenbahnen. Gerade die Spieler, die zuletzt meist unzufrieden auf der Bank saßen, konnte ihre Chance nicht nutzen, sondern bestätigten, warum Schubert in der letzten Rückrunde verstärkt auf andere Akteure setzte. Borussia hat zwar einen Kader mit mindestens 18 Spielern auf hohem Niveau. Dennoch deutete die Pokalpartie an, dass es Qualitätsunterschiede zwischen diesen Akteuren gibt. Bei aller Notwendigkeit, den Spielern angesichts der bevorstehenden englischen Wochen Verschnaufpausen einzuräumen. Übertreiben sollte es André Schubert mit der Rotation nicht. Spieler wie Raffael oder Stindl werden in besonders wichtigen und schwierigen Partien kaum zu ersetzen sein.

Neben den nicht oder nur teilweise eingesetzten Akteuren gab es aber auch Gewinner der ansonsten wenig erkenntnisreichen Partie. Julian Korb erzielte den entscheidenden Treffer, was ihm besonders zu gönnen war, nachdem er in Bern noch vollständig im Kader gefehlt hatte. Christoph Kramer hat sich schon nach zwei Pflichtspielen in den Mittelpunkt des Borussen-Spiels zurückgekämpft.

Ansonsten kann die Pflichtaufgabe als mühsam, aber erfolgreich abgehakt und der Blick auf den kommenden Mittwoch gerichtet werden. Nach dem 3:1 im Hinspiel erwartet auch hier niemand mehr ein Ausscheiden der Fohlenelf. Angesichts der Bedeutung der Partie wäre es aber fahrlässig, die Möglichkeit einer solchen Blamage vollständig auszuschließen. Die Berner haben am Wochenende mit dem 7:2 gegen den bisherigen Dritten aus Lausanne angedeutet, an einem guten Tag einiges bewerkstelligen zu können. Gerade offensiv besitzen sie hohe Qualität, wie sie schon letzten Dienstag einige Male andeuteten. Mit Zakaria und Schick sind zwei Stützen des Teams wieder fit. Fraglich ist hingegen neben Abwehrchef Steve von Bergen jetzt auch noch Torjäger Guillaume Hoarau, der mit Oberschenkelzerrung ausgewechselt wurde. Trainer Adi Hütter zweifelte nach der Partie daran, dass er für die Play-Off-Begegnung einsetzbar sein wird.

Borussia wird hingegen erneut stark rotieren und am Mittwoch vermutlich einen Großteil der Spieler zum Einsatz bringen, die Samstag gar nicht oder nur kurz gespielt haben. Unabhängig von der Aufstellung beider Teams wird sich die Elf von André Schubert steigern müssen, damit der Einzug in die Champions League Gruppenphase tatsächlich so mühelos gelingt wie es nach dem Resultat des Hinspiels zu erwarten sein sollte.