Borussia ist wieder in der Spur. Im dritten Spiel unter Dieter Hecking gab es den zweiten Sieg. Die Rückrundenbilanz ist damit makellos, das Darmstadt-Spiel, mit dessen Einordnung es nicht ganz einfach war, wird in der Rückschau jetzt als Teilerfolg verbucht. Gegen den SC Freiburg zeigte Borussia wahrlich keine Glanzleistung, war längst nicht so überlegen, wie es das Ergebnis von 3:0 auszusagen scheint. Aber viele Dinge, die zum Ende des vergangenen Jahres zuverlässig nicht funktionierten, gehen jetzt gut. Dazu gehört Fortune im Abschluss genau wie eine größere Stabilität im Defensivverbund. Das genügte an diesem Wochenende, um einen Gegner, der über weite Strecken des Spiels auf Augenhöhe war, am Ende klar zu besiegen.

Dieter Hecking hätte vermutlich die gleiche Mannschaft wie beim Auswärtssieg in Leverkusen auf den Platz geschickt, wenn sich nicht erneut ein Spieler verletzt hätte. Jonas Hofmann fällt mit einer Muskelverletzung mehrere Wochen aus. Für den Spieler vor allem deswegen ärgerlich, weil er, der schon das Etikett "Fehleinkauf" mit sich herumtrug, sich nach dem Trainerwechsel überraschend in die erste Elf gekämpft respektive gespielt hatte.  Hofmanns Rolle übernahm André Hahn, der zwar keine Katastrophenleistung zeigte, aber dennoch allen verständlich machte, warum Hecking zuletzt eher auf Hofmann setzte. 

Ein Augenschmaus war das Spiel in der ersten Halbzeit nicht. Beide Teams agierten eher abwartend, Borussia wirkte anfangs überlegen und kam zu einigen Halbchancen. Freiburg kam nach 25 Minuten besser ins Spiel und schien der Führung näher als die Gastgeber. Bei denen gefiel vor allem Christoph Kramer mit gesunder Aggressivität und vielen Balleroberungen. Sein Nebenmann Mo Dahoud agierte dagegen unglücklich, wirkte teilweise uninspiriert. Dennoch stand die Abwehr halbwegs sicher, trotz eines erneut unsicher wirkenden Jannik Vestergaard. Yann Sommer machte die besten Freiburger Chancen mit guten Reaktionen zunichte. 

Im zweiten Durchgang verstärkte sich der Eindruck, dass Freiburg die Oberhand gewinnen würde. Sommer vereitelte mit einer guten Reaktion gegen Freiburgs Griffe erneut die Gästeführung. Borussia wirkte in dieser Phase nicht ganz sicher. Doch dann kam Lars Stindl. Der Kapitän leitete, vermutlich nicht einmal ganz bewusst, die Wende ein. Nach einem Zweikampf mit Söyüncü kam es zu einer Rangelei. Stindl und Freiburgs Günter gerieten in den Clinch, beide bekamen die gelbe Karte - und dann war plötzlich Feuer im Spiel. Es war, als sei ein Ruck durch die Gladbacher Mannschaft gegangen. Nur zwei Minuten später fiel Stindl im Strafraum, erneut im Zweikampf mit Söyüncü, und das ganze Stadion forderte Elfmeter, den Schiedsrichter Brych dem Team aber verweigerte. Borussia war jetzt am Drücker. Raffael köpfte aus kurzer Distanz noch knapp über das Tor, dann war es der unermüdliche Kapitän Stindl, dem die Führung gelang. Sein Schuss prallte gegen den Innenpfosten und von dort ins Tor. In der glücklosen Phase zum Ende des letzten Jahres wäre dieser Ball vermutlich wieder ins Feld geprallt. Freiburg reagierte wütend, Borussia aber gab sich keine Blöße mehr. Die entstehenden Räume nutzte die Mannschaft gut, nur fünf Minuten nach der Führung vollendete Raffael einen schnellen Gegenangriff über Stindl und Dahoud zum 2:0. Freiburg steckte zwar selbst dann noch nicht auf, brachte die Gladbacher aber nicht mehr wirklich in Gefahr. Den letzten Konter vollendete dann der gerade eingewechselte Patrick Herrmann nach gutem Zuspiel von Hazard zum vielumjubelten 3:0 - ein perfektes Comeback für den langzeitverletzten Offensivmann. 

Der Sieg ist unter dem Strich verdient, wenngleich er zu hoch ausgefallen ist. Dass es noch Arbeit für Dieter Hecking gibt, ist offensichtlich. Dass die Personalsituation andererseits nicht viele Optionen bietet, weil Borussia zur Zeit fast mit dem letzten Aufgebot spielt, ebenfalls. Erfreulich ist, dass den Spielern nicht mehr das Pech an den Hacken zu kleben bleibt, dass die Mannschaft sich in ein Spiel wie dieses hineinbeißen kann und dass Führungsspieler wie Sommer, Kramer und Stindl ihrer Rolle gerecht zu werden scheinen. Die nächsten Aufgaben sind lösbar, aber nicht einfach. In Fürth muss man erst einmal gewinnen, die Franken haben gerade erst den Tabellenführer der Zweiten Liga abgeschossen. Und Spiele in Bremen waren für Borussia noch nie Selbstläufer. Aber mit gewachsenem Selbstbewusstsein, Disziplin und dem nötigen Quäntchen Glück könnten die kommenden sieben Tage durchaus den gelungenen Rückrundenstart abrunden.