Spiele gegen den FC Bayern sind in Mönchengladbach allgemeinhin absoulute Saisonhöhepunkte, auf die man rund um den Borussiapark schon Wochen vorher hinfiebert. Diesmal war die Stimmung jedoch komplett anders. Nach dem Tiefschlag des Ausscheidens gegen Schalke 04 in der Europa-League am Donnerstag (und vor allem der Art und Weise dieses Ausscheidens) sowie der nicht enden wollenden Serie von Hiobsbotschaften betreffs Ausfällen von Schlüsselspielern (Kramer, Johnson, Dahoud) erschien das Spiel gegen den  Rekordmeister eher als ein höchst unpassender Besuch eines unsensiblen alten Bekannten während intensiver Trauerarbeit. Angesichts der allgemeinen Depression und der dünnen Personaldecke der Borussia erschien das Vermeiden einer peinlichen Klatsche schon als das bestmögliche Ergebnis für dieses Spiel.  Setzt man diesen extrem niedrigen Maβstab an, so muss man eigentlich dem Team gratulieren. Auch wenn man kaum wie so manches Mal in den vergangenen auf Augenhöhe mit dem einstigen Rivalen agierte, so zog man sich doch halbwegs achtbar aus der Affäre und hätte zum Schluss mit in bisschen Glück vielleicht sogar noch einen Punkt holen können.

Fans die  auf Grund der Ausfälle gewünscht hatten mal einen der jungen Spieler wie Benes oder Sow sehen zu können wurden durch Dieter Heckings Aufstellung enttäuscht, der Castrop-Rauxler liess Tony Jantschke neben Tobias Strobl im defensiven MIttelfeld spielen, und beorderte Elvedi dafür auf die rechte Verteidigerposition. In den allerersten Minuten war das Spiel einigermaβen offen. Jantschke kam in einer Wurschtelsituation nach einer Ecke nach 5 Minuten sogar zu einer ersten Chance für die Borussia. In der 12. Minute konnte Hofman bei einem schnellen Gegenstoβ ziemlich frei auf den Bayern-Strafraum zulaufen, agierte dann aber zu unentschlossen. Diese Szene war bezeichnend für das Gladbacher Offensivspiel in der ersten Halbzeit. Zwar gab es immer wieder Räume für potentiell gefährliche Konter aber es fehlte die individuelle Klasse daraus ernsthaft was zu machen. Vor allem der einstige Bayernschreck Patrick Herrmann hatte einen gebrauchten Tag erwischt und konnte sich kaum einmal durchsetzen.

Die Bayern hatten wie erwartet ca. 70% Ballbesitz, kreierten aber auch kein Chancenfeuerwerk, sondern warteten eher geduldig auf ihre Möglichkeit. Die beste davon hatte Robben in der 43. Minute mit seinem klassichen Manöver (“in die Mitte ziehen und den ball oben links reinzwirbeln”), traf aber nur das Lattenkreuz und beim anschliessenden Kopfball von Lewandowski zeigte Sommer seine momentane Klasseform.

Defensiv zeigte sich die Borussia sehr fleissig und aufmerksam und machte den Bayern das Leben so schwer wie möglich, wobei sich vor allem die dänische Innenverteidigung Christensen-Vestergaard weiterhin viel besser präsentierte als noch in der Hinrunde. Trotzdem geschah dann nach einer guten Stunde genau das was in Spielen gegen einer hochklassigen Gegner halt passiert: für einen kurzen Moment war man einmal zu passiv und liess Thiago zu viel Freiraum. Dieser spielte einen zugegebenermassen genialen Chip in den Strafraum genau auf Müller, der seine Beine schnell genug sortieren konnte um aus kurzer Entfernung Sommer zum 0:1 zu bezwingen.

Damit schien das Spiel entschieden, aber unerwarteterweise zogen sich die Münchener nun etwas zurück, während die Borussia Moral zeigte und auf den Ausgleich drängte. Vor allem die Einwechslung des wiedergenesenen Hazards für den glücklosen Hermann brachte neue Impulse und in den letzten Minuten des Spiels gab es fast so etwas wie ein Powerplay auf Manuel Neuers Tor. Hundertprozentige Chancen blieben dabei jedoch aus und letzendlich konnten die Bayern –wie so oft bei Auswärstsspielen in dieser Saison-  einen eher mühseligen aber verdienten Sieg einfahren.

Eine schlimme Woche endete damit für die Borussia wie sie begann mit einer knappen Niederlage. Paradoxerweise wird es jedoch das Unentschieden dazwischen sein, was allen Gladbach-Freunden noch lange schwer im Magen liegen wird.

 

Borussia: Sommer – Elvedi, Christensen, Vestergaard, Wendt- Jantschke (73. Drmic), Strobl, Hofmann, Herrmann (64. Hazard) -Raffael, Hahn (81. Benes)

Bayern: Neuer - Lahm, Martinez, Hummels , Alaba - Alonso (77. Kimmich), Thiago - Robben (85. Sanchez), Müller, Ribery (73. Coman), - Lewandowski 

Tor: 0:1 Müller (63.)