Borussia Mönchengladbach kann weiter nicht gegen Augsburg gewinnen. Dabei war nach der ersten Halbzeit die Welt noch vollkommen in Ordnung. Zwar geriet Borussia in der ersten Minute durch ein relativ schlicht herausgespieltes Tor von Finnbogason in Rückstand, konnte jedoch durch Tore von Zakaria und Wendt das Spiel noch vor der Halbzeit drehen. Borussia hatte zu diesem Zeitpunkt das Spiel im Griff – der Weg für einen optimalen Saisonstart schien bereitet.  

Was sich dann jedoch in der zweiten Halbzeit abspielte, ist nur schwer zu verstehen. Gegen einen Gegner, der auf jeder Position schlechter besetzt ist als Borussia, der mit den Abgängen von Altintop, Kohr, Bobadilla und Verhaegh wesentliche (Führungs-)Spieler verloren hat, der außer Torwart Hitz mit Finnbogason, Caiuby, Gregoritsch und Baier eigentlich nur vier Spieler auf dem Platz hatte, denen man unzweifelhaft gutes Bundesliganiveau attestieren kann, gegen einen Gegner der eigentlich nur über den Kampf kommt, stellt Borussia Mönchengladbach in der zweiten Hälfte komplett das Fussballspielen ein und beschränkt sich nur noch darauf, den Vorsprung zu verwalten.  

Als ob das nicht des Unbegreiflichen genug wäre, vollführt man diese Abwehrschlacht dermaßen stümperhaft, dass sich der Gegner zum Toreschießen geradezu eingeladen fühlen musste. Unerklärliche Kopfballschwächen in der Innenverteidigung gepaart mit ungehinderten Flanken der Augsburger. Riesige Abstände in der Rückwärtsbewegung im Mittelfeld. Aus der Abwehr ungezielt herausgeköpfte oder herausgeschlagene Bälle, die fast ausnahmslos beim Gegner landeten. Kaum einmal ein Ball, der erobert und dann gehalten worden wäre. Ergab sich doch einmal Ballbesitz, wurde dieser sofort weggeschenkt, die wenigen Konter nicht zu Ende gespielt oder verstolpert. Die Mängelliste ist lang und könnte ohne weiteres noch verlängert werden. Vollends verloren ging die Struktur, als Augsburg dreifach wechselte und sich die Gladbacher auf neue Gegenspieler einstellen mussten.  Insofern war es wohl kein Zufall, dass in der 89. Minute der eingewechselte Cordova eine Flanke des ebenfalls eingewechselten Heller verwerten durfte.   

Borussia durfte sich glücklich schätzen, dass Hinteregger nicht kurz vor Schluss noch den Siegtreffer für Augsburg erzielte.  

Ungeachtet dessen, dass trotz des Unentschiedens in Augsburg die Punktausbeute aus den ersten beiden Spielen zufriedenstellend erscheint: Niemand sollte die Länderspielpause dazu nutzen, sich deshalb die Situation schönzureden. Beide Spiele waren Spiele gegen Gegner, die mutmaßlich in der unteren Tabellenhälfte der Bundesliga zu finden sein werden. Augsburg ist sehr wahrscheinlich ein Kandidat für den Abstiegskampf. Gegen einen solchen Gegner eine solch miserable zweite Halbzeit zu spielen, ja geradezu einzubrechen, ist alarmierend.  

Schwer ist zu beurteilen, wo die Ursachen liegen: Mancher Beobachter will ein Fitnessproblem ausgemacht haben, anderen zufolge hat die Mannschaft einmal mehr bewiesen, dass sie zu brav ist und sich gegen giftig agierende Gegner einfach zu leicht einschüchtern bzw. verunsichern lässt. Schließlich kann auch eine gewisse Arroganz des spielerisch überlegenen Teams eine Rolle gespielt haben, das der Überzeugung war, das Spiel mit spielerischen Mitteln nach Hause zu bringen und sich von der plötzlichen Angriffswucht der Augsburger überraschen ließ.   

Was es auch immer ist: Will Borussia Mönchengladbach in der Saison 2017/18 den eigenen Ansprüchen gerecht werden und wieder ein Kandidat für die internationalen Plätze sein, dürfen sich solche Einbrüche wie gestern erlebt nicht wiederholen. Nicht gegen Mannschaften wie Augsburg, erst recht aber nicht gegen stärkere Teams, die das noch viel heftiger bestraften würden. Daran gilt es in der Länderspielpause zu arbeiten.