Nach dem trostlosen 0:1 in Stuttgart war klar: Borussia würde eine deutliche Leistungssteigerung benötigen, um in den letzten drei Spielen doch noch die Chance auf Europa am Leben zu erhalten. Einen Impuls von außen wollte Max Eberl aus Prinzip nicht setzen. So bekam Dieter Hecking eine weitere Chance, seine Mannschaft wieder aufzurichten, nachdem sie unter seiner Führung zuletzt zwei Monaten wie ein Abstiegskandidat unterwegs war. Personelle und taktische Änderungen gegenüber dem jüngsten Debakel nahm er nicht vor. Stattdessen bot er seiner Mannschaft beinahe unverändert die Chance auf Rehabilitation, die diese mehr schlecht als recht nutzten.

So entwickelte sich in Halbzeit 1 ein Spiel auf Ansage. Borussia wirkte von Beginn an verunsichert und war mit dem kompromisslosen Pressing und den schnellen Angriffen der Hoffenheimer überfordert. Das 0:1 war nur eine Frage der Zeit, fiel aber erst relativ spät nach 33 Minuten. Auch dieser Treffer weckte die Fohlenelf nicht auf, sondern animierte eher die Gäste, die Partie möglichst noch vor dem Seitenwechsel zu entscheiden. Ein 0:3 zur Pause wäre das gerechtere Ergebnis gewesen, wurde aber durch Yann Sommer und eine gehörige Portion Dusel verhindert.

Zur zweiten Halbzeit brachte Hecking mit Beyer und Traoré zwei frische Kräfte und stellte auf eine Viererkette um. Immerhin gelang es Borussia jetzt, das Spiel etwas offener zu gestalten. Die besseren Torgelegenheiten lagen aber weiterhin auf Seiten der Sinsheimer, die mehrfach aus freier Position an ihren Nerven versagten. So kam es, wie es in solchen Situationen häufig kommt. Aus dem Nichts stolperte Matthias Ginter den Ball nach 72 Minuten zum überglücklichen 1:1 ins Tor. Auf einmal lebte der Traum von Europa wieder, zumal kurze Zeit später Hazard sogar die Führung auf dem Fuß hatte.

Doch dieses Strohfeuer ebbte nach 7 Minuten ab, weil Amiri einen Sonntagsschuss in den Winkel beförderte und die Weichen endgültig auf Auswärtssieg zu stellen schien. Die Gäste hatten die Rechnung allerdings ohne Josip Drmic gemacht, der sich von seinem Sportdirektor dessen alte Torjägerfrisur aus Spielerzeiten ausgeliehen hatte und folgerichtig in Minute 84 zum erneuten und finalen Ausgleich abstaubte.

So sehr man über den moralischen Erfolg erfreut sein sollte. Die Hoffnung auf den europäischen Wettbewerb wurde an diesem Tag nicht wirklich gestärkt. Mit einer solchen Leistung wird es auch in den kommenden beiden Wochen sehr schwer zu punkten. Angesichts des Restprogramms und der guten Form der Konkurrenz könnten aber selbst 4 Punkte am Ende zu wenig sein, um Platz 6 oder zumindest 7 ins Ziel zu retten. Um dies zu erreichen wird es in Nürnberg und gegen Dortmund mehr bedürfen als sich auf unendlichen Dusel zu verlassen.