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Turbulente Wochen liegen hinter der Borussia, die ihren Fans mal wieder alle Extrema des Gefühlslebens zumutete. Das 2:2 auf Schalke zuletzt war ein Achtungserfolg, mit dem man sich wieder ein Stück weit zurück in die Normalität des Bundesliga-Alltags gespielt haben sollte. Gegen die millionenschwer verstärkte Mannschaft aus Wolfsburg gilt es, diesen Trend zu bestätigen und gegenüber dem Publikum im Borussia-Park Wiedergutmachung zu betreiben. 8 Punkte ließ man daheim bereits gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte liegen. Da ist es vielleicht ein Segen, dass mit dem Meister von 2009 erstmals in dieser Spielzeit eine Spitzenmannschaft an den Niederrhein reist. 



VfL Wolfsburg
 

Obwohl im Vorjahr das internationale Geschäft kläglich verpasst wurde, kaufte VfL-Manager Dieter Hoeneß mit großem Portemonnaie ein. Wohl dem, der einen Weltkonzern mit all seinen Finanzmitteln im Rücken weiß und damit den sportlichen Wettbewerb zu seinen Gunsten aushebeln kann. Von der individuellen Mannschaftsleistung gehören die Wolfsburger allermindestens ins obere Drittel der Liga, was sich seit vergangenen Sonntag auch tabellarisch ausdrückt. In den ersten drei Saisonspielen schien der Einkaufspolitik jedoch noch kein Glück beschieden. Den drei Niederlagen folgten zuletzt aber in der englischen Woche drei siegreiche Partien – darunter u. a. ein 3:1-Auswärtserfolg beim Hamburger SV.

Dies war nicht zuletzt einer Systemumstellung des ehemaligen englischen Nationaltrainers Steve McLaren zu verdanken, der noch zu Saisonbeginn Grafite und Misimovic ohne Not auf der Bank belassen hatte.
Der Bosnier wurde mittlerweile durch den Ex-Bremer Diego ersetzt, was dieser bislang mit 2 Toren und 2 Vorlagen dankte. Sinnbild für die neue Erfolgswelle ist aber Grafite. Dank der Rückkehr zum 4-4-2 konnte dieser in den beiden letzten Partien mit je zwei Treffern zum Matchwinner avancieren. 54 Tore in bislang 85 Bundesligaspielen sprechen ohnehin eine eindeutige Sprache. Umso furchteinflößender, dass der Brasilianer sogar nur als zweitbester Stürmer seines Teams gilt. Sein kongenialer Nebenmann heißt Dzeko, ist amtierender Torschützenkönig und mit 5 Toren gleichfalls gut in die neue Saison gestartet. Wie Borussias gerupfte Abwehr diesen beiden Spielern das Toreschießen verleiden kann, wird eine der kniffligsten Aufgaben für Michael Frontzeck sein. Noch schlimmer erscheinen die Aussichen, wenn man sich vor Augen führt, dass Wolfsburg beide Tore gegen den SC Freiburg nach einer Standardsituation erzielt hat. Die große Schwäche der Borussia ist spätestens seit der Verpflichtung von Diego zu einer Wolfsburger Stärke geworden.

Die starke Offensive der Wölfe ist aus den letzten Jahren bekannt. Anfällig war die Mannschaft stets in der Defensive. Um dies abzustellen, wurde vor der Saison eine komplett neue Innenverteidigung verpflichtet. WM-Held Arne Friedrich verletzte sich früh, was dazu führt, dass nun Simon Kjaer und Andrea Barzagli gemeinsam verteidigen dürfen. Beide hatten und haben mit gewissen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, durch die sie die in sie gesetzten Erwartungen bislang nicht erfüllen konnten. Immerhin wurden für sie zusammen 26 Millionen Euro an Ablöse ausgegeben, was ihnen zumindest den Titel der teuersten Innenverteidigung der Liga einbringt. In den letzten Partien erwies man sich zwar endlich etwas sattelfester als zu Saisonbeginn. In einigen Situationen, wie z. B. vor dem 1:1 der Freiburger, ähnelt die Defensive aber weiterhin der unsrigen. 
 

Von den Transferwerten wird der Kader der Wolfsburger aktuell nur durch den FC Bayern übertroffen. Gelingt es McLaren weiterhin wie zuletzt, die Leistungen der Spieler zu stabilisieren und sie zu einer geschlossenen Einheit zu formen, so muss man den kleinen VfL zu einem Anwärter auf die Meisterschaft ausrufen. Dies sollte man sich vor Augen führen, ehe man für den kommenden Samstag einen Heimsieg zur Pflichtaufgabe ausruft.  

Borussia 

Bei aller Lobhudelei über die Gäste darf es aber nicht unser Anspruch sein, gegen die von VW subventionierten Wolfsburger vor Ehrfurcht zu erstarren und die Punkte bereitwillig herzuschenken. Wenn Borussia an die Leistung aus dem Schalke-Spiel anknüpft, braucht man sich vor keinem Bundesligisten zu verstecken. Gerade gegen starke Mannschaften bot man zuletzt überraschend starke Leistungen, an die es anzuknüpfen gilt. Allerdings wird sich die Elf von Michael Frontzeck gegenüber den bisherigen Heimspielen deutlich steigern müssen. Verschläft man erneut – wie in bislang allen Partien im Borussia-Park dieser Saison – die erste halbe Stunde, so wäre ein Ergebnis wie in der Vorsaison realistisch. 0:4 verlor man damals. Überhaupt spricht die Bilanz nicht gerade für Borussia. Die 5 letzten Partien gegen Wolfsburg gingen allesamt verloren. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2006.  

Die Aufstellung von Borussia wird dieser Tage eher durch den DFB bestimmt als durch unseren Trainer. Dass Roel Brouwers nach seinem Platzverweis ausfällt, steht nicht zur Debatte, gleichwohl die Höhe der Strafe an der Zurechnungsfähigkeit der Entscheidungsträger zweifeln lässt. Zum Vergleich: Dem Bochumer Stürmer Chong Tese wurde trotz eines vorsätzlichen Tritts in die Kniekehle seines Gegenspielers vom selben Kontrollgremium jegliche Strafe erlassen.  

Die Innenverteidigung wird mit dem Duo Anderson – Daems komplett neu formiert. Auch dass Schachten links in der Viererkette seine Chance erhält, sollte uns nicht erschüttern. Diese wurde in den vergangenen Wochen oft genug eingefordert, so dass sich jetzt zeigen wird, ob der Ex-Paderborner mehr zu bieten hat als solides Zweitligaformat. Interessanter erscheinen die Fragen nach den Alternativen, falls es weitere Defensivausfälle zu beklagen gibt. Roman Neustädter hat für Mainz bereits in der Innenverteidigung gespielt. Auf der linken Außenbahn schart mit Jens Wissing ein Spieler mit den Hufen, den man nicht hätte kaufen brauchen, wenn man ihm nicht einmal den Ersatz des Ersatz zutrauen würde. 

In der
Offensive spricht vieles dafür, dass Borussia erstmals in dieser Saison mit zwei echten Stürmern spielen wird. Mo Idrissou sollte nach seinem aberwitzigem Platzverweis gegen St. Pauli wieder in die Startelf zurückkehren. Ebenso ist damit zu rechnen, dass Raul Bobadilla für seinen guten Auftritt auf Schalke belohnt wird. Patrick Herrmann könnte dafür eine Pause erhalten und Marco Reus auf seine Position wechseln. Die Tatsache, dass Igor de Camargo erstmals in den Kader rutscht, darf erfreut zur Kenntnis genommen werden, sollte für die Partie am Samstag aber nicht mehr als eine nette Randnotiz sein. Angesichts der anstehenden Länderspielpause dürfte der Brasilianer nur im äußersten Notfall eingewechselt werden.  

Doch die Aufstellung von Borussia wird am kommenden Samstag ohnehin weniger entscheiden. Wichtiger wird sein, von Beginn an so konsequent aufzutreten wie in Gelsenkirchen. Über 90 Minuten wird man den Offensivdruck der Gäste kaum stoppen und die drei Weltklasse-Offensivkräfte Diego, Dzeko, Grafite nicht ausschalten können. Erwarten darf man aber, dass die Mannschaft dagegenhält und alles daran setzt, damit Gäste demnächst wieder mit Ehrfurcht in den Borussia-Park anreisen. Wenn dies gelingt, wäre unabhängig vom Ergebnis ein wichtiger Schritt zurück nach vorne gemacht worden. 

Mögliche Aufstellungen 

Borussia: Bailly – Levels, Anderson, Daems, Schachten – Reus, Marx, Bradley, Arango – Idrissou, Bobadilla 

Wolfsburg: Benaglio - Pekarik, Kjaer, Barzagli, Schäfer – Hasebe, Josue, Diego, Kahlenberg – Grafite, Dzeko

SEITENWAHL-Meinung  

Michael Heinen:
Aus purem Aberglauben kann ich gar nicht anders als auf ein 0:3 zu tippen.  

Christoph Clausen: Borussia spielt gegen die millionenschwer verstärkten Gäste ganz ordentlich mit. Ganz wird die personell geschwächte Abwehr eine derart stark besetzte Offensive aber nicht stoppen können. Borussia unterliegt mit 1:2 

Christian Spoo: Wolfsburg ist im Aufwind und eine deutliche Nummer zu groß für immer noch verunsicherte Gladbacher. Gegen Grafite und Dzeko tut sich unsere improvisierte Abwehr doppelt schwer. Vorne geht nicht viel - 0:3. 

Christian Heimanns: Das Zwischenhoch auf Schalke war zwar ermutigend, dafür dürfen wir jetzt mit einer abenteuerlichen Abwehrvariante antreten. Das gegen einen aufdrehenden Wolfsburger Sturm und die 1:2 Niederlage ist gebucht. 

Thomas Häcki: Nun also Wolfsburg. Zum ersten Mal kommt in dieser Saison ein spielerisch starkes Team in den Borussen-Park. Eigentlich spricht vieles dafür, dass Diego, Dzeko und Co. unsere schwache Defensive so richtig aushebeln werden und die vierte Heimschlappe der Saison ansteht (ja, auch Nürnberg ist kein Ruhmesblatt gewesen). Auf der anderen Seite ist es aber auch vorstellbar, dass die Defensive ohne den zuletzt indisponierten Brouwers sicherer stehen wird. Da ich in dieser Saison bislang alle Spiele falsch getippt habe, siegt der Aberglaube. 1:3 mit der Hoffnung, dass ich wieder falsch liege.