In der Tabelle stehen die Gegner von Samstag Abend Seite an Seite mit jeweils neun Punkten. Da aber enden die Gemeinsamkeiten. Der Saisonverlauf bis zu diesem neunten Spieltag kann unterschiedlicher kaum sein. Die Eintracht ist gut gestartet und zuletzt etwas eingebrochen. Borussia ist miserabel gestartet und dann aufgebrochen – nach oben. Die Euphorie aus drei Bundesliga-Siegen in Folge und einem beherzten Auftritt in der Champions-League dürfte aber nur anhalten, wenn das Schubert-Team auch die Hürde Frankfurt einigermaßen unbeschadet übersteht. Das wird nicht zuletzt davon abhängen, ob und wie die angeschlagenen Spieler mitmischen können.

 

Yann Sommer, Granit Xhaka, Fabian Johnson. Drei Spieler von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Über die Qualität des Torwarts muss man nicht viele Worte verlieren, wenngleich Tobias Sippel ihn gegen Wolfsburg ordentlich vertreten hat. Granit Xhaka ist so etwas wie die Symbolfigur des vermeintlichen „Turnaround“, der Borussia nach dem Abgang von Lucien Favre gelungen ist. Von André Schubert zum Mannschaftskapitän erklärt, ging Xhaka in den vier Spielern der Post-Favre-Ära mit bemerkenswerter Leistung voran, war mehr denn je Dreh- und Angelpunkt im Spiel seines Teams und schaffte es sogar, wenngleich nur knapp, die vier Spiele ohne Platzverweis zu bestreiten. Fabian Johnson ist der ewig Unterschätzte in Borussias erster Elf, inzwischen dürften aber mehr Beobacher seinen Wert erkannt haben. Das Zusammenspiel mit Oscar Wendt macht die Linke Seite defensiv sicher und offensiv gefährlich. Johnsons 1:0 gegen Augsburg war so etwas wie die Initialzündung des Aufschwungs, riss den kompletten Borussia-Park aus der Depression, die der Saisonstart und die Schock-Demission des Lucien Favre ausgelöst hatten.

Hinter diesen drei Spielern nun steht vor dem Spiel in Frankfurt ein Fragezeichen. Yann Sommer kann spielen, aber mit Maske. Der Schweizer selbst sagt, sie stört ihn nicht. Wer einst sah, wie ein ähnliches Hilfsmittel Martin Stranzl vom Turm in der Abwehr zum desorientiert durch den Strafraum stolpernden Sicherheitsrisiko mutieren ließ, wundert sich über diese Aussage, aber Sommer wird wissen, was er sagt und tut. Granit Xhakas Verletzung ließ Borussias Anhänger eine neue Seuche erahnen, hörte es sich doch zunächst so an, als würde der Kapitän für eine längere Zeit ausfallen. Umso größer die Erleichterung, als deutlich wurde, dass es so schlimm nicht ist. Dass Xhaka nun selbst davon ausgeht, in Frankfurt mitspielen zu können, ist überraschend. Sicher ist sein Einsatz freilich noch nicht, André Schubert will nach dem Abschlusstraining entscheiden. Auch im Fall Fabian Johnson wird sich erst kurz vor dem Spiel entscheiden, ob er dabei ist. Vom ausgewiesenen Medizinfachmann Jürgen Klinsmann als Simulant gescholten und aus der US-Nationalmannschaft verbannt, stellte sich in Mönchengladbach heraus, dass seine Oberschenkelprobleme durchaus real sind.

Sollte Xhaka nicht spielen können, ist Havard Nordtveit sein quasi natürlicher Ersatz. Fabian Johnson könnte durch Thorgan Hazard oder Ibrahima Traoré ersetzt werden – was jeweils auf Kosten der defensiven Stabilität ginge. Der natürliche Ersatz Nico Schulz fällt bis auf weiteres mit Kreuzbandriss aus, genau wie Patrick Herrmann. Dessen Verletzung ist eine echte Schwächung. Auf Außen gehen Borussia die Spieler aus, vor allem solche, die „nach hinten mitmachen“.

Dass Tony Jantschke wieder fit ist, und niemand erleichtert aufatmet, ist einerseits dem guten Lauf, den das Team ohne den Defensivmann hatte, zu verdanken. Andererseits erinnert man sich mit Schaudern an das, was der sonst so zuverlässige Sachse in den letzten Spielen der Favre-Zeit auf den Platz zauberte. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass das die Ausnahme war und der Jantschke, den wir aus den Spielzeiten 2011ff kennen, der echte ist. Trotzdem wird er wohl zunächst auf der Bank sitzen. In der Innenverteidigung hat sich das Duo Christensen/Dominguez ausgezeichnet bewährt, rechts hinten hat Julian Korb gerade erst seine besten Spiele gemacht und sogar bemerkt, dass das Spielfeld hinter der Mittellinie weitergeht.

Auch Eintracht Frankfurt hatte zuletzt mit Ausfällen zu kämpfen. Das Fehlen von Stürmer Haris Seferovic gilt als mit verantwortlich dafür, dass die Eintracht kaum mehr Torgefahr ausstrahlte. Gegen Borussia könnte Seferovic nun wieder an Bord sein. Der Schweizer stieg unter der Woche ins Mannschaftstraining ein, aber auch hier wird wohl erst am Spieltag selbst feststehen, ob er sich schon einsatzbereit fühlt. Auch Carlos Zambrano ist angeschlagen. Der Innenverteidiger war trotz Rippenbruchs für Peru im Einsatz, vermutlich gegen Gladbach auf der Bank sitzen.

In Ingolstadt zeigte Frankfurt seine bisher schlechteste Saisonleistung. Folglich wird Armin Veh die Mannschaft fast sicher etwas umstellen. Makuto Hasebe hat der Trainer gleich in den Urlaub geschickt. Fraglich ist, ob der furios in die Saison gestartete Castaignos nach mehreren harmlosen Auftritten erneut von Anfang an spielt. Auch auf den offensiven Außenpositionen könnte Veh experimentieren, da sich dort zuletzt niemand mit guter Leistung aufzudrängen vermochte.

Aufstellungen

Frankfurt: Hradecky – Ignjovski, Russ, Abraham, Oczipka – Reinartz – Aigner, Meier, Stendera – Seferovic, Castaignos

Borussia: Sommer – Korb, Christensen, Dominguez, Wendt – Xhaka, Dahoud – Hazard, Traoré – Stindl, Raffael

Schiedsrichter: Meyer

Seitenwahl-Prognose

Christoph Clausen: Auch wenn die Borussia in Frankfurt ihre Erfolgsserie mit 3:1 fortsetzt, wird aus der Interims- keine Dauerlösung.

Michael Heinen: Nichts hält ewig. Nach dem 1:1 in Frankfurt bleibt leider auch die Siegesserie von Schubert eine Unvollendete.

Christian Spoo: Gladbach und Frankfurt bleiben auf Augenhöhe. Nach dem 1:1 rätseln die Anhänger beider Mannschaften, ob das nun ein Punktgewinn oder ein Punktverlust war.