Nach dem Hinspiel dieser Partie schien die Welt der Borussia noch völlig in Ordnung. In einem intensiven und phaseweise hochklassigem Spiel hatte man den Rivalen um Platz 3 der letzten Jahre nicht unverdient mit 2:1 besiegt und damit im Rennen um die Champions-League-Plätze vorgelegt. Angesichts der augenblicklichen Situation der Borussia wirkt dieser Satz mittlerweile fast absurd und die Vorzeichen dieser Partie haben sich innerhalb der letzten Monate komplett geändert.

 Die Mönchengladbacher Hoffnungen der Trainerwechsel könne wie in der Vorsaison zu einer Schubertesken spontanen Wiederauferstehung der Borussia führen sind nach dem kläglichen Auftritt beim Telekom-Cup und dem auch nicht sonderlich erheiterndem 0:0 beim Tabellenletzten in Darmstadt schnell gestorben. Natürlich ist zur Halbsaison noch keine Panik angebracht, aber allen Beteiligten scheint klar zu sein, dass es eine Weile dauern kann bis die Fohlenelf wieder das Niveau erreicht, dass Sie mit dem Kader eigentlich haben sollte.

Eine positive Nachricht dieser Tage war, dass Patrick Herrmann wieder ins Mannschaftstraining einsteigen konnte, ein Kaderplatz kommt für den Pechvogel der letzten 2 Jahre aber wohl nicht in Frage. Optionen sind dagegen Fabian Johnson und Nico Schulz, die in Darmstadt noch wegen Trainingsrückstand nicht berücksichtigt wurden. Ein Fragezeichen steht hinter Neuzugang Timothee Kolodziejczak, der an einem Magen-Darm-Infekt leidet.

Was die Taktik angeht, so hat sich Dieter Hecking in einem Interview mit der Aachener Zeitung zuletzt klar zum unter Fans heiss diskutierten  Thema „Dreierkette oder Viererkette“ geäuβert: Für die Dreierkette habe man zur Zeit nicht das geeignete Personal und die Spieler würden im Training dabei auch zuweilen verunsichert wirken. Damit scheint er sich fürs erste auf die Viererkette festgelegt zu haben, die angesichts der Erkrankung von Kolo die gleiche Besetzung haben könnte wie in der Vorwoche. Da Strobl weiterhin ausfällt werden Dahoud und Kramer vermutlich weiterhin das defensive Mittelfeld stellen. Offensiv stellt sich die Frage ob Hecking erneut Hofmann (der sich wohl im Training aufgedrängt hat) eine Chance gibt. Als Alternativen stehen Hahn, Johson, Drmic (sofern er für fit genug gehalten wird)  und auch der Debütant der letzten Woche Simakala zur Verfügung.

Auch beim Gegner  in Leverkusen kann man nicht so richtig glücklich mit der bisherigen Saison sein. Zwar gelang in der Champions-League der Einzug in die KO-Runde aber in der Liga war es doch eher ein Auf und Ab mit zum Teil peinlichen Niederlagen wie der Heim-Pleite gegen den Abstiegskandidaten Ingolstadt. Immerhin gelang der Start ins Jahr 2017 recht gut mit einem überzeugendem 3:1 Sieg gegen die Berliner Hertha und mit 24 Punkten hat man im Gegensatz zur Borussia die Europapokalplätze noch in Sichtweite.

Trainer Schmidt wird nach Verletzungspause vermutlich wieder auf Bender und Kieβling zurückgreifen können, auch wenn es überraschend wäre wenn einer von beiden es schon in die Startelf schaffen würde. Angesichts der augenblicklichen Lage beider Teams und der Stärke des Leverkusener Kaders gerade in der Offensive muss man die Werkself zur Zeit leider als klaren Favoriten in diesem Spiel sehen, aber vielleicht hilft ja gerade das der Borussia etwas von dem psychischen Ballast abzuwerfen, den die Spieler seit Wochen mit sich herumtragen.

 

Seitenwahl-Tipps:

Claus-Dieter Mayer: Weil Borussia durchaus einige gute Aktionen gelingen, sprechen die Verantwortlichen später von einem „klaren Fortschritt“ und blenden dabei gekonnt aus, dass man nach der 0:2-Niederlage den Abstiegsplätzen noch ein Stück näher gekommen ist.

Michael Heinen: Borussia spielt besser als zuletzt in Darmstadt, was in Leverkusen aber leider trotzdem nicht für einen Punkt reicht. Die Werkself siegt mit 2:1.

Christian Spoo: Borussia ist die Verunsicherung weiter deutlich anzumerken, Leverkusen hat vergleichsweise leichtes Spiel. Im Vergleich zum letzten Aufeinandertreffen ist die Welt kaum wiederzurekennen. Leverkusen muss für seinen 3:0-Sieg noch nicht einmal 100% geben.

Thomas Häcki: 0:1 verliert man in Leverkusen und ist sich einig, dass mehr drin war.