Nach den Niederlagen gegen den HSV und Bayern München sowie dem unglücklichen, aber auch nicht ganz unverdienten Ausscheiden aus der Europa League gegen Schalke 04 kam für Borussia Mönchengladbach die Länderspielpause wohl zum richtigen Zeitpunkt. Die Pause gab den Akteuren Zeit, die (gefühlten) Niederlagen zu verdauen, Zeit, Verletzungen auszukurieren und die Akkus aufzuladen. Einige Akteure waren mit unterschiedlichem Erfolg für ihre Heimatländer aktiv. 

Der Verein hat die Zeit offensichtlich genutzt, um Personalentscheidungen voranzutreiben. Der nun bestätigte Abgang von Mahmoud Dahoud und Andreas Christensen zum Saisonende hatte sich abgezeichnet. Christensen hätte aufgrund der Vertragssituation auch dann nach London zurückgemusst, wenn er selbst einen Verbleib bei Borussia vorgezogen hätte (was keiner weiß). Wie sehr ein Spieler in so einer Situation zwischen den Stühlen sitzen kann, zeigt die Historie von Christoph Kramer. Dem gegenüber entschied sich Mahmoud Dahoud ganz offensichtlich aus eigenem Willen gegen die richtige und für die falsche Borussia. Einerseits ist sein Abgang ein schmerzlicher Verlust, der die Rolle von Borussia Mönchengladbach als hochkarätiger Ausbildungsverein für noch Größere bestätigt. Andererseits beschleichen den unbefangenen Beobachter beim Blick auf den Dortmunder Kader und die zuletzt stark schwankenden Leistungen Dahouds leichte Zweifel. Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob der Spieler bei diesem Wechsel gut beraten ist, ob dieser Wechsel nicht ein ganzes Stück zu früh kommt und ob Dahoud damit nicht riskiert als eines der vielen Talente zu enden, die vor der Zeit zu einem Spitzenverein gingen und damit ihre Karriere ruinierten.  

Wenn Borussia Mönchengladbach am Samstag um 18:30 Uhr auf Eintracht Frankfurt trifft und damit in die letzte Phase der Saison startet, darf dies alles keine Rolle mehr spielen. Die Vorzeichen des Spiels sind klar: Gewinnt Borussia, geht der Blick wieder nach oben. Verliert Borussia und punkten die anderen Vereine aus der unteren Tabellenhälfte ebenso zuverlässig wie in den letzten Wochen, muss der Blick zwangsläufig nach unten gehen.

Borussia trifft dabei auf einen Gegner, der zwar in der Tabelle ein paar Pünktchen Vorsprung hat, der aber zuletzt in der Bundesliga mit 5 Niederlagen in Folge und einem Unentschieden absolut nicht überzeugen konnte. Die letzten Erfolgserlebnisse sind die Siege im DFB-Pokal gegen Hannover 96 und Arminia Bielefeld, neben den genannten Bundesligaergebnissen stehen Testspielniederlagen gegen den SC Hessen Dreieich und die Würzburger Kickers auf dem Tableau. Zudem fallen mit Meier und Blum durchaus nicht unwichtige Spieler aus. Sofern also Niko Kovac in der Länderspielpause nicht ein mittleres Wunder vollbracht haben sollte, trifft Borussia am Samstag auf einen Gegner, der mindestens genauso verunsichert ist wie man selbst.

Bei Borussia kehren Stindl, Hazard und vielleicht auch Traoré zurück, letzterer sicherlich noch nicht in der Startformation. Unsicher ist dagegen der Einsatz von Dahoud sowie von Raffael, dessen Frau in diesen Tagen Zwillinge erwartet. Verletzungsbedingt sicher nicht dabei sind Fabian Johnson und Christoph Kramer.

Mit welcher Formation man auch antritt: Borussia wird gut daran tun, die eigene Verunsicherung – sofern diese noch vorhanden ist – nicht durch Hurrafußball zu kaschieren, sondern geduldig und geordnet zu spielen, den Frankfurtern keine Chancen zu gewähren und die eigenen Chancen zu nutzen.

 

Denkbare Aufstellungen

Borussia: Sommer - Elvedi, A. Christensen, Vestergaard, Wendt - Strobl, Dahoud (Jantschke) - Hazard, Herrmann - Stindl, Raffael (Drmic)

Eintracht: Hradecky - Oczipka, Abraham, Vallejo, Chandler - Gacinovic, Mascarell - Rebic, Fabian, Seferovic – Hrgota

 

Der Seitenwahl-Tipp

Uwe Pirl: Vergessen wir Hrgota nicht! Der ist mittlerweile Stammspieler bei Eintracht, trifft aber das Tor nicht mehr. Deshalb gewinnt Borussia 2:0.

Thomas Häcki: Schalke, Hamburg, Bayern... die Borussia bekleckert sich derzeit nicht grade mit Ruhm. Die Eintracht aber auch nicht. In einem schwachen Spiel trennen sich beide 1:1.

Michael Heinen: Borussia ist jetzt wieder auswärtsstark. Nach den letzten Rückschlägen wird es eh wieder mal Zeit für ein Erfolgserlebnis. Borussia gewinnt mit 2:1.

Christian Spoo: Nach dem Europa-Aus und dem ambivalenten Bayernspiel weiß niemand so genau, wo Borussia genau steht. Weil die Mannschaft in Frankfurt zwar nicht überzeugt, aber trotzdem mit 2:1 gewinnt, bleibt das Fragezeichen auch nach dem Spiel.