leverkusenMan stehe vor einer Mammutaufgabe - so ließ sich einer der Leverkusener Spieler unter der Woche mit Bezug auf das bevorstehende Spiel in Mönchengladbach zitieren. Möge er recht behalten! Der Satz zeigt, dass es zwischen der Binnenwahrnehmung unseres Vereins aus Sicht der Borussia-Fans und der Außenwahrnehmung aus Sicht der Konkurrenz durchaus Unterschiede gibt. Stehen in der Binnenwahrnehmung die unbefriedigenden Ergebnisse der letzten Saison und die wenig inspiriert und manchmal noch weniger engagiert anzuschauenden Darbietungen des Teams im Vordergrund, sieht man von außen in der Borussia wohl eher ein immer noch überdurchschnittliches Bundesligateam, das immer ein Kandidat für ein Abschneiden im ersten Tabellendrittel ist.

Dem entsprechend respektvoll geht man die Reise in den Borussia-Park denn auch an, selbst wenn man die letzten drei Spiele gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen hat und wenn man - hier gibt es keine Zweifel - selbst auch ein Team hat, das ins vordere Tabellendrittel gehört. Leverkusen geht diese Herausforderung ersatzgeschwächt an: Aufgrund von Verletzungen fehlen aus der Stammelf der neue Torwart Hradecky, Retsos und beide Benders. Ebenfalls verletzt sind die Ergänzungsspieler Baumgartlinger und Pohjanpalo. Da Leverkusen trotz allem immer noch über eine prominent besetzte erste Elf verfügt, ist schwer zu sagen, wie sich die Ausfälle auswirken. Klar ist, dass es eher die Kämpfer sind, die fehlen werden, wohingegen sich die Riege der künstlerisch begabten Bayer-Spieler nahezu vollständig auf dem Platz finden wird. Die Vorbereitung der Leverkusener verlief unspektakulär, Siegen gegen unterklassige Teams und den holländischen Erstligaaufsteiger Fortuna Sittard stehen ein Unentschieden gegen Istanbul Başakşehir und eine deutliche Niederlage gegen den FC Valencia gegenüber. Auch das Weiterkommen im Pokal geriet mit einem 1:0 Sieg gegen den 1. CfR Pforzheim deutlich zäher als der Kantersieg von Borussia Mönchengladbach.

Wie auch immer, am Samstag 18:30 Uhr zählt "auf`m Platz"! Dann sind alle Vorbereitungsergebnisse Makulatur, alle Pokalspiele gegen unterklassige Gegner auch. Borussia Mönchengladbach muss dann anfangen den Beweis anzutreten, dass in der Saison 18/19 wirklich eine Weiterentwicklung stattfinden wird und dass die Außenwahrnehmung des Vereins aus Sicht der Konkurrenz zutreffender ist als die Unzufriedenheit aus der Binnensicht.

In der Defensive der Borussia ist recht klar, wer diese Aufgabe angehen wird: Vor Sommer im Tor wird eine Viererkette agieren, bestehend aus Wendt, Jantschke, Ginter und dem Bundesligadebütanten Louis Jordan Beyer, der sich wohl abwechselnd mit Bailey und Brandt, im späteren Verlauf vielleicht auch noch mit Karim Bellarabi herumschlagen darf. Als offen kann noch die Besetzung der Einzelsechs gelten - Tobias Strobl hat hier im Pokal und in den anderen Vorbereitungsspielen durchaus Punkte gegenüber Kramer sammeln können. Kommen wir zur Offensive: Nach den Eindrücken der Vorbereitung kann man hier mit Neuhaus und Hofmann rechnen, Cuisance wäre möglicherweise auch eine Alternative. Im Sturm wäre alles andere als eine Startelf mit Raffael, Hazard und Plea eine Überraschung.

Mögliche Aufstellungen

Borussia Mönchengladbach:  Sommer - Beyer, Ginter, Jantschke, Wendt - Strobl - Hofmann, Neuhaus - Raffael, T. Hazard - Plea

Bayer Leverkusen: Özcan - Weiser, Tah, Dragovic, Wendell - Havertz, Kohr - Bailey, Volland, Brandt - Alario

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Borussia entdeckt das robuste Spiel für sich. Durch konsequenten Körpereinsatz, dem auf Leverkusener Seite nur Kohr ernsthaft etwas entgegensetzen kann, raubt man Bayer früh die Lust am Spiel. Ein nicht schön anzuschauender, aber verdienter 2:1-Sieg ist der Lohn.

Michael Heinen: Nach dem tristen Saisoneröffnungsspiel gegen Barcelona und dem Kantersieg im  Pokal weiß man in Mönchengladbach nicht so recht, wo man steht. Nach dem 1:1 im ersten Saisonspiel ändert sich daran zunächst einmal wenig.

Christian Spoo: Aufbruchstimmung im Borussia-Park. Das ist schön, aber kurzlebig. Nach der 1:2-Auftaktniederlage ist die Ernüchterung groß. Nicht nur wegen des Resultats, sondern weil sich Borussias Spiel nicht merklich von dem der vergangenen Saison unterschieden hat.

Thomas Häcki: Na bitte. Die neue Borussia kann Spektakel. Kritiker werden sagen das Leverkusen das Toreschiessen beim 3:3 dann doch zu ei Fach gemacht wurde. Eine gute Unterhaltung war es aber allemal.

Claus-Dieter Mayer: Die Borussia überrascht sowohl den Gegner wie auch die eigenen Fans mit einem überzeugendem 4:1-Auftaktsieg gegen Bayer Leverkusen. In der Seitenwahlredaktion gibt es darauf erste Diskussionen, wer denn nun den Entschuldigungsbrief an Dieter Hecking scheibt, sollte das so weitergehen.