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Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern, außer vielleicht der Misserfolg vom letzten Monat. Noch vor rund 4 Wochen fühlten sich alle Fohlen-Kritiker bestätigt, dass der vermeintliche Aufschwung zum Saisonstart nur ein Strohfeuer war und keine nachhaltige Entwicklung erkennen lasse. Zu ernüchternd war der Auftritt beim 2:4 in Berlin, bei dem die Borussen-Abwehr agierte wie zu schlimmsten Frontzeck-Zeiten. Mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben bei den „Angstgegnern“ aus Wolfsburg und Frankfurt sowie beim damals noch als Spitzenteam geltenden FC Bayern schien ein erneutes Abrutschen ins Tabellenmittelfeld mehr als wahrscheinlich. Tatsächlich sollte es anders kommen, denn die vermeintlich schwierige Spiele-Trilogie wurde höchst erfolgreich bewältigt. Besonders bemerkenswert, wie sich dabei ein Nico Elvedi für seinen katastrophalen Auftritt in Berlin rehabilitiert und grundsolide Leistungen abgeliefert hat. 7 Punkte später grüßt Borussia vom 3. Platz und hat jetzt ein vermeintlich leichteres Trippel gegen Mainz, Düsseldorf und Freiburg vor der Brust. Beste Aussichten, um sich dauerhaft im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Die Erfahrung der letzten Wochen lehrt aber, dass es im Fußball oft anders kommt als erwartet.

Zur Erinnerung: Nach dem 2:1-Erfolg über die Bayern in der vergangenen Saison konnten die folgenden drei Partien nicht gewonnen werden – zum Abschluss ging es dort ebenfalls nach Freiburg, wo eine 0:1-Niederlage endgültig die Euphorie um den glorreichen Erfolg zuvor tilgte. Die Fohlenelf ist also vor allzu viel Übermut gewarnt. Auch in München gibt es letztlich nur drei Punkte zu gewinnen. Wichtiger für den Saisonerfolg wird es sein, die zahlreichen Spiele gegen vermeintlich leichtere Gegner erfolgreich zu gestalten.

Eine bessere erste Prüfung als Mainz kann es hierfür kaum geben. Die Mannschaft von Sandro Schwarz gilt als unbequem und hat in dieser Saison noch nie mehr als ein Gegentor kassiert. Gleichzeitig wartet sie aber inzwischen seit vier Partien auf einen eigenen Treffer. Entsprechend kurios fällt das Torverhältnis mit 4:4 aus. Möglich, dass der Ex-Kölner Anthony Ujah daher mal wieder eine Chance von Beginn an erhält. Zuletzt saß er meist mit Hoodie auf der Bank, da ihm der französische U21-Stürmer Jean-Philippe Mateta vorgezogen wurde, der es bislang auf lediglich einen Saisontreffer bringt.

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Da liest sich die Quote seines Landsmanns auf der Gegenseite deutlich besser. Allassane Pléa hat in dieser Saison alleine bereits mehr Treffer erzielt als die gesamte Mainzer Mannschaft. Zusammen mit Thorgan Hazard und Rückkehrer Lars Stindl deutete sich zuletzt der Beginn eines neuen „magischen Dreiecks“ in Borussias Offensive an. Wenig spricht dafür, dass Dieter Hecking dieses Trio auseinanderreißen oder die siegreiche Mannschaft aus dem Bayern-Spiel überhaupt verändern wird. Insbesondere im Sturm und in der Viererkette scheint sich bereits nach sieben Spielen so etwas wie eine idealtypische Stammformation gefunden zu haben. Darüber hinaus bieten sich z. B. mit Herrmann, Traoré oder Zakaria weitere hochkarätige Optionen von der Bank. Noch verzichten muss Hecking leider auf Raffael, für den das Mainz-Spiel noch ein bis zwei Wochen zu früh kommt.

Bei allem Respekt vor den Mainzern, die zuletzt der Hertha ein 0:0 abtrotzten und es bereits auf 9 Saisonpunkte bringen: Die Voraussetzungen für einen Heimsieg der Fohlenelf sind gut. Während Gladbach seine letzten sechs Heimspiele gewonnen hat, erzielten die Mainzer aus bisher drei Auswärtspartien in dieser Bundesligasaison einen einzigen Zähler.

Borussia: Sommer – Lang, Ginter, Elvedi, Wendt – Kramer, Hofmann, Neuhaus – Pléa, Stindl, Hazard

Mainz: Müller – Mwene, Bell, Niakhaté, Aaron – Kunde, Gbamin, Baku, Boetius – Burkardt, Ujah

SEITENWAHL-TIPPS

Michael Heinen: „Borussia ist gut in Form und zudem heimstark. Es wird kein schönes Spiel, das aber trotzdem 1:0 gewonnen wird.“

Uwe Pirl: „Ein 0:6 wird es wohl nicht, Herr Kollege Spoo. Dennoch sollte man gegen Mainz nicht nur über die Höhe des Sieges diskutieren. Da sich unser Team aber hochkonzentriert zeigt, gelingt ein hart erkämpfter und dennoch verdienter 2:0-Sieg.“

Christian Spoo: „Mainz ist ein fieser Gegner. Borussia muss das wissen und entsprechend auftreten. Wenn man von Beginn an ernsthaft und bei Bedarf auch mal etwas ruppiger zur Sache geht, wird man den Gegner auch niederringen. Aber knapp mit 1:0.“

Claus-Dieter Meyer: „Mainz ist defensiv stark, Mainz ist unangenehm, gegen Mainz war es immer schwer, Mainz darf man nicht unterschätzen, … aber was nützt das alles den Mainzern, wenn wir Allassane Pléa haben? Ein schmuckloses 2:0 hält die Borussia weiterhin voll auf Kurs.“

Thomas Häcki: „Wenn meine Redaktionskollegen so positiv sind, ist Obacht angeraten. Mainz spielt nicht mit und das schmeckt der Borussia gar nicht. Am Ende steht ein ernüchterndes 0:0.“