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Nahezu nahtlos knüpfte Borussia beim Bundesligaauftakt in Dortmund an die Partie aus der Vorwoche an. Allerdings nur was die Aufstellung angeht sowie die Leistung aus der 1. Halbzeit, als selbst der zweitklassige FC St. Pauli zu einer verdienten 1:0-Führung kam. Der deutlich stärker auftretende BVB ließ die Elf von Lucien Favre nicht so glimpflich davon kommen und gewann letztlich auch in der Höhe hoch verdient mit 4:0. Borussias junge Elf wird die mit Abstand schlechteste Vorstellung in der Favre-Ära schnell abschütteln müssen und sollte die bittere Lehrstunde positiv zu nutzen versuchen, die ihnen von phasenweise brillant wirbelnden Dortmundern erteilt wurde.

Im Nachhinein stellte sich das Vertrauen in die jungen Talente gegen ein internationales Topteam als allzu optimistisch heraus. Zumal mit Roel Brouwers und Julian Korb noch zwei erfahrene Recken auf der Ersatzbank bereit standen, die in der überragenden Rückrunde zur defensiven Stabilität beigetragen hatten. Es wäre aber höchst unfair, die Niederlage allein an den überforderten Innenverteidigern festzumachen, die von ihren erfahrenen Mitspielern vielfach im Stich gelassen wurden. Von der Nr. 1 Yann Sommer, der das 1. Gegentor an einem guten Tag evtl. gehalten hätte, bis zur Nr. 34 Granit Xhaka, der im defensiven Mittelfeld gegen die schwarz-gelbe Offensivwucht ebenfalls mit unterging, waren alle Borussen an diesem Abend von ihrer Bestform weit entfernt und wirkten in der Gesamtheit wie eine überforderte Schülermannschaft. Dies galt ebenso für die zuletzt noch so gefeierten Ibrahima Traoré und Lars Stindl. Der Ex-Hannoveraner erwischte einen rabenschwarzen Tag mit unzähligen Ballverlusten, so dass die Frage erlaubt sein muss, ob er gemeinsam mit Xhaka gerade gegen stärkere Gegner für die nötige Defensivbalance sorgen kann. Schon auf St. Pauli wurde er erst richtig stark, als er sich in Halbzeit 2 in offensiverer Rolle hinter den Spitzen einbrachte.

Im vergangenen Jahr startete Borussia nicht zuletzt deshalb so gut in die neue Saison, weil ter Stegen sofort auf gleichem Niveau von Sommer ersetzt wurde und auch der Abgang Juan Arango durch die neuen Offensivspieler kompensiert wurde, so dass Borussia das eingespielte System nahezu unverändert weiterspielen konnte. Zu Beginn dieser Saison fehlten nunmehr 2 der besten Innenverteidiger des Teams und der gesamten Bundesliga. Zudem wurde Christoph Kramer durch den deutlich offensiver agierenden Stindl ersetzt, der Xhaka in die ungeliebtere defensivere Rolle zwängt. Und auch die Spielweise von Josip Drmic weicht erheblich von Kruses vorheriger Rolle ab und bedarf einiger Anpassungen im System.

Die Vorbereitung nutzte Favre weitgehend, um die verfügbaren Spieler zu testen. Jetzt muss er daran gehen, aus den vorhandenen Zutaten einen neuen Systemkuchen zu backen, der weit besser schmecken sollte als das unappetitliche Auftaktmahl im einstigen Westfalenstadion. Die kommenden Wochen bieten mit Spielen gegen die ebenfalls mit Niederlagen gestarteten Teams aus Mainz, Bremen, Hamburg und Augsburg sowie mit dem obligatorischen Derbysieg gegen den 1. FC Köln einige machbare Gelegenheiten, um den bitteren Auftakt schnell vergessen zu lassen und sich möglichst bald zu einer neuen Einheit zusammenzufinden.

Wer Favre kennt, der kann sich vorstellen, dass die jungen Spieler nach dieser einen desolaten Partie nicht fallengelassen werden, sondern vermutlich in der kommenden Woche gegen Mainz wieder in der Startformation stehen werden - obwohl am Rande des Dortmund-Spiels der Transfer von Nico Schulz in den Borussia-Park offiziell bestätigt wurde. "Die jungen Spieler dürfen und werden Fehler machen", hatte Max Eberl noch in der vergangenen Woche geweissagt. Es wird für ihre zukünftige Entwicklung entscheidend sein, dass sie daraus die richtigen Konsequenzen ziehen und weiter an sich arbeiten.

Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, bei dem vergangene Erfolge wenig wert sind. Die Fohlenelf darf sich also keinesfalls auf der überragenden Leistung aus dem Vorjahr ausruhen. Genauso verkehrt wäre es aber, nach nur einer desolaten Begegnung gleich alles in Frage zu stellen und Spielern wie Verantwortlichen komplett das Vertrauen zu entziehen. Favre bleiben nunmehr 8 Tage Zeit, um seine Mannschaft auf die nächste Partie einzustellen und dafür zu sorgen, dass sich ein neues funktionierendes System herausarbeitet, damit die unwürdige Auftaktleistung in Dortmund ein einmaliges bitteres Erlebnis bleiben wird.

Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Reus (78. Kampl), Gündogan, Weigl, Kagawa (85. Bender), Mkhitaryan - Aubameyang (78. Ramos)

Borussia: Sommer - Jantschke, Schulz, Christensen, Wendt - Traoré (65. Herrmann), Stindl, Xhaka (79. Dahoud), Johnson - Raffael, Drmic (66. Hazard)

Tore: 1:0 (15.) Reus, 2:0 (21.) Aubameyang, 3:0, 4:0 (33., 50.) Mkhitaryan

Gelbe Karte: Xhaka