Mit Jannik Vestergaard hat Borussia am heutigen Tag einen weiteren Defensivpfeiler verpflichtet. Während Tobias Strobl den Allrounder Nordtveit und Christoph Kramer seinen Ex-Partner Xhaka ersetzt, sollte der Däne am ehesten für die einstige Rolle von Martin Stranzl in Frage kommen. An der Seite von seinem Nationalmannschaftskollegen Andreas Christensen erscheint Vestergaard nämlich bereits mit 23 Jahren enorm erfahren und führungsstark.

Vestergaard wechselte bereits 2010 kurz vor seinem 18. Geburtstag zur TSG Hoffenheim, wo er zunächst in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde. Am 13. Spieltag der Saison 2011/12 hatte er als 19jähriger seinen ersten Startelfeinsatz und war fortan bei Trainer Stanislawski gesetzt. In den folgenden Jahren gestaltete sich seine Zeit in Sinsheim zwar viel versprechend, aber wechselhaft. Immer wieder pendelte er zwischen Startelf und Reservebank. Damit gab sich der ehrgeizige Däne nicht zufrieden, weswegen er im Januar 2015 für 2,5 Mio. Euro an die Weser wechselte und fortan bei Werder Bremen richtig durchstartete. Noch in derselben Rückrunde stieg er zum Abwehrchef der Hanseaten auf und kam in 1 ½ Jahren auf insgesamt 48 Einsätze, in denen er 3 Tore erzielte.

Speziell gegen Borussia strengte er sich besonders an. So erzielte er am 3. Spieltag der Vorsaison den 2:1-Siegtreffer und war der überragende Mann auf dem Platz. Beim 4:3-Pokalsieg der Bremer wenige Monate später traf er gleich noch mal zum zwischenzeitlichen 2:1.

In dieser Partie wurde aber die Kehrseite deutlich. Seiner Torgefahr, die er dank der Körpergröße von 1,99 Metern speziell bei Standards immer wieder auszuspielen vermag, stehen gelegentliche Nachlässigkeiten in der Defensivarbeit gegenüber, die er sich auf ganz hohem Niveau nicht erlauben kann. In den letzten vier Jahren kassierte er in Hoffenheim und Bremen pro Saison konstant 65 und mehr Gegentore. Bei der TSG spielte er dabei u. a. mit seinen künftigen Mitspielern Fabian Johnson und Tobias Strobl zusammen.

Mit 119 Bundesligaspielen verfügt der robuste Innenverteidiger über beachtliche Erfahrung für einen 23jährigen. Dies und das führungsstarke Auftreten waren die Hauptbeweggründe für Max Eberl, die stattliche Summe von ca. 12 Mio. Euro für diesen Transfer in die Hand zu nehmen.

Internationale Erfahrung kann der Däne zumindest mit seinen Nationalteams vorweisen. Bei der U21 war er jahrelang Führungsspieler. 2015 erreichte er an der Seite von Andreas Christensen das Halbfinale der U21-EM. Beide standen u. a. gemeinsam auf dem Platz als es in der Vorrunde ein 0:3-Debakel gegen die deutsche Juniorenelf gab. Genauso bitter war die jüngste Erfahrung der beiden, als in der vergangenen Woche mit der dänischen A-Nationalmannschaft das Halbfinale des legendären Kirin-Cups gegen Bosnien-Herzegowina verloren ging. Ausgerechnet die beiden Borussen verschossen im Elfmeterschießen und sorgten so für die unglückliche Niederlage. Es war Vestergaards 7. Länderspiel, aber das erste über die volle Distanz. Interessanter Nebenaspekt dieser Partie, dass Dänemark mit einer Dreierkette agierte, in der Borussias Neuzugang das rechte Glied bildete neben dem zentralen Christensen und dem Ex-Wolfsburger Simon Kjaer auf links.

Bei seinem Pflichtspieldebüt für die dänische Nationalelf im Play-Off-Rückspiel gegen Schweden kam Vestergaard in der 84. Minute aufs Feld. Dort gelang ihm in der Nachspielzeit per Kopf der 2:2-Ausgleich, der das 1:2 aus dem Hinspiel aber leider nicht egalisierte, weswegen Borussias Dänen in diesem Sommer ausreichend Zeit für ihre Vorbereitung auf die CL-Play-Offs erhalten.

Mit Jannik Vestergaard erhält Borussia einen starken Charakter, der sich nicht scheut auch öffentlich seine Meinung zu äußern. So beschwerte er sich in der Vergangenheit des Öfteren über die Nicht-Berücksichtigung von Dänemarks Nationaltrainer Morten Olsen und auch zu Viktor Skripnik wurde ihm nicht das allerbeste Verhältnis nachgesagt. Damit ähnelt er dem Stranzler, wenngleich man auf dem Platz nicht erwarten darf, dass er auf Anhieb ähnlich überragende Auftritte wie der österreichische Wunderwuzzi wird abliefern können.