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Borussias Halbfinaleinzug im DFB-Pokal hat hitzige Kontroversen über die Szene des Spiels ausgelöst. Während einige Zeitungen von einer „klaren Fehlentscheidung“ sprechen, bewerten andere Medien die Entscheidung des Schiedsrichters als „vertretbar“ und „regelkonform“. Einigkeit besteht lediglich darin, dass die Schauspieleinlage von Igor de Camargo als übertrieben und unsportlich eingeordnet werden muss. Dies wird selbst von den Fans der Borussia zurecht eingeräumt und kritisiert.

 

Nicht zu verachten ist aber die Perversion des Systems, in dem die Schiedsrichter regelmäßig nur dann eine Situation abpfeifen, wenn der „gefoulte“ Spieler sich genau so unsportlich verhält. Bleibt de Camargo fair stehen und bietet dem aggressiv auf ihn zulaufenden Hubnik mannhaft die Stirn, hätte so mancher Schiedsrichter beide Akteure mit einer „beschwichtigenden“ Gelben Karte bestraft – womit paradoxerweise der zuvor zu Unrecht vorverwarnte Gladbacher vom Platz gestellt worden wäre.

 

Der DFB täte gut daran, seine Schiedsrichter anzuweisen und mit Lehrvideos zu schulen, dass die übertrieben theatralische Reaktion der Spieler bei der Entscheidung des Referees so gut wie möglich ausgeblendet wird. Die Schiedsrichter sind gefordert, einen Pfiff allein nur von der Aktion des Täters – nicht aber von der Reaktion des Opfers – abhängig zu machen. Auch Medien und Fans müssten im Zuge dessen lernen zu akzeptieren, ggf. auch unspektakulär aussehende Szenen, in denen der Gefoulte nicht sich dreifach überschlagend am Boden liegt, sondern standhaft geblieben ist, als gleichwertige Foulspiele anzusehen.

 

Ferner sollten Schauspieleinlagen wie von de Camargo nachträglich mit Spielsperren bestraft werden. Dies wird trotz des medialen Aufruhrs nicht möglich sein, da es sich um eine „Tatsachenentscheidung“ handelt, die im Nachhinein als nicht mehr angreifbar gilt. Diese Feigheit, mit der sich der DFB hinter den Vorgaben der FIFA versteckt, gehört grundsätzlich hinterfragt. Ein Verband von der Größe des DFB sollte genügend Einfluss ausüben können, um hier den unsinnigen Vorgaben des Weltverbandes die Stirn zu bieten. Selbst wenn man das ungestüme Auftreten und die offensichtliche Nasen-Berührung des Berliners als „Tätlichkeit“ bewerten und damit die Elfmeterentscheidung auch nachträglich rechtfertigen kann, so sollte die übertriebene Theatralik des „Opfers“ trotzdem eine Strafe nach sich ziehen. Dies müsste dann aber nicht nur einmalig bei de Camargo umgesetzt werden, sondern bei der zunehmenden Zahl unfairer Zeitgenossen, die in der Bundesliga immer stärker Einzug halten und immer wieder solch ärgerliche Situationen heraufbeschwören. Zu nennen sei hier u. a. übrigens der Berliner Lasogga mit seinem allzu leichten Fall in Halbzeit 1, mit dem er einen Elfmeter zu provozieren versuchte.

 

Kritische und konstruktive Gedanken sind nach so einer weitreichenden und spielentscheidenden Aktion wünschenswert. Eine andere Dimension erhält so eine Kritik aber, wenn sie von einem Kollegen eines anderen Vereins vorgebracht wird. So äußerte BVB-Verteidiger Mats Hummels direkt nach dem Spiel am gestrigen Abend auf seiner Facebook-Fanseite: „man kann auch peinlich und beschämend in ein Pokalhalbfinale einziehen.“ Selbst wenn er die Meldung mittlerweile aufgrund heftiger Gegenreaktionen entfernt und korrigierend klargestellt hat, er habe nicht den Verein, sondern nur de Camargo für seine Aktion verurteilen wollen, so sollte sich der werte Herr Hummels schon einmal in seinem eigenen westfälischen Glaspalast umschauen, ehe er anderswo mit Steinen um sich wirft.

 

Peinlich und beschämend ist es nämlich, wenn ein millionenschwerer Spitzenverein einen Viertligisten zu entwürdigenden Aktionen nötigt und den Amateuren die Zahlung von 12.000 Euro abverlangt wird.

 

Peinlich und beschämend ist es, wenn ein Verein sich über Jahre hinweg seine sportlichen Erfolge mit Geld erkauft, das man überhaupt nie besessen hat, und anschließend mit Hilfe offensichtlicher Lizenzmauscheleien um eine Bestrafung durch den Verband herumkommt, während andere Vereine bereits für weit geringfügigere Verfehlungen in unterklassige Ligen verbannt werden.

 

Peinlich und beschämend ist es, wenn ein Spieler einem gegnerischen Verein Geld zahlt, damit die eigene Mannschaft ein wichtiges Spiel gewinnt und er dann anschließend aus rein sportpolitischen Gründen um jegliche (ernsthafte) Strafe herumkommt.

 

Peinlich und beschämend ist es, wenn jemand eine Handvoll Freunde zu einer Party ins eigene Haus einlädt, wenn eine junge Frau anschließend behauptet, ihr seien wohl K.O.-Tropfen verabreicht und sie sei sexuell belästigt worden, und man sich selbst damit herausredet, man habe davon nichts mitbekommen, weil man auf der eigenen Party im eigenen Haus bereits um Mitternacht eingeschlafen sei.

 

Die Liste könnte noch ergänzt werden, sollte aber auch Herrn Hummels ausreichend Stoff geben, mit dem er sich bei seinen regen Aktivitäten im Sozialen Netzwerk beschäftigen kann. So wie es ratsam wäre, dass Borussia Igor de Camargo intern für sein unschönes Fehlverhalten in die Mangel nimmt und ihn zu einer faireren Spielweise ermahnt, so sollte ein jeder in seinen eigenen Reihen verharren, wo sich gerade Herrn Hummels mehr als ausreichende Gelegenheiten zu naseweisen Belehrungen bieten.