(mh) Dass Borussia in der vergangenen Woche die Lizenz ohne Bedingungen und Auflagen erhielt, war nach den Erfahrungen der letzten Jahre keine Überraschung mehr, spricht aber für die zuletzt so scharf kritisierten (Ex-)Verantwortlichen unseres Vereins. Ein anderer Bundesligaverein, der sich einst denselben Vornamen gegeben hat, dürfte schon eher aufgeatmet haben, dass man ihm trotz horrender Schuldenzahlen und finanzieller Negativstschlagzeilen wahrhaftig wieder einmal die Lizenz ohne jegliche Bedingungen erteilte. Zweifel sollten mehr als angebracht sein, wie dies zu rechtfertigen sein kann, nachdem sich die Unrichtigkeit der vorjährigen Lizenzerteilung mittlerweile erwiesen hat. Ein Fauxpas, der sich zu Beginn dieses Jahres als folgenschwer herausstellte, als der Verein BVB 09 Dortmund öffentlich bekannt gab, die eigene Liquidität sei nicht mehr sichergestellt und hänge unausweichlich vom Verzicht diverser Gläubiger ab. Selbst ein Eingriff in den ligainternen Solidarfonds zur Sicherung des Spielbetriebes wurde ernsthaft erwogen.

Doch eben solche Zweifel an der Allmacht der DFL sieht die unfehlbare Organisation offensichtlich als blasphemische Majestätsbeleidigung an. So hatten es sich der VfL Bochum und Eintracht Frankfurt als betroffene Vereine der letzten Jahre erdreistet, Fragen zu stellen über die Lizenzentscheidung des BVB 09 Dortmund im Vorjahr, bei der diesem Verein die ausreichende Liquidität für die momentan laufende Spielzeit fehlerhaft bestätigt worden war.

In Zukunft wird es solche Diskussion jetzt nicht mehr geben dürfen. Denn anstatt die allzu berechtigten Fragen der Bochumer und Frankfurter öffentlich transparent zu entkräften, wählte die DFL die visaausschuß-erprobte Ausweichtaktik und ging lieber zum Gegenangriff über. Seit diesem Montag ist ihr nun eine Generalvollmacht erteilt, durch die es jedweden dritten Vereinen untersagt wird, gegen DFL-Lizenzentscheidungen in irgendeiner Form aufzumucken. Was hier in vier Resolutionspunkten juristisch verpackt wurde, bedeutet im Klartext nichts Anderes als dass von nun an jeder zum uneingeschränkten Vertrauen in die Lizenzerteilungen gezwungen wird. Das "hohe Gut" der "absoluten Verschwiegenheit der überlassenen Daten, Dokumenten und Verträgen" bietet der DFL das perfekte Alibi, um sich von nun an noch viel weniger zu den eigenen Entscheidungen äußern zu müssen. Diskussionen um etwaige Willkürentscheidungen der nicht immer unumstrittenen Organisation, die es in der Vergangenheit schon des öfteren gegeben hatte, werden dadurch garantiert nicht abnehmen. Der DFL wird einzig ermöglicht, diese mit Berufung auf den Vorstandsbeschluss vom Montag besser aussitzen zu können.

Und so wird es in Deutschlands schöner neuer Fußballwelt weitergehen wie bisher, dass die Gerechtigkeit mit Füssen getreten wird. Wirtschaftlich solide arbeitende Vereine werden mit dem "demokratisch legitimierten" Wettbewerbsnachteil leben müssen, den sie gegenüber hoch verschuldeten Konkurrenten zwangsläufig erleiden. Und so verwundern die aktuellen Schlagzeilen nicht, dass sich der BVB 09 Dortmund für die nächste Saison bereits wieder mit drei Neuzugängen verstärkt hat und weiterhin in der Lage ist, neuen Spielern wie Degen und Buckley Millionengehälter zu zahlen, bei denen andere Vereine wie z.B. unsere Borussia von vorneherein nicht mithalten können.