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Höchst erfreut nahm der Vorstand des Volkswagen-Konzerns den Wolfsburger Sieg am vergangenen Wochenende zur Kenntnis. Jahrelange Aufbauarbeit und hohe Investitionen scheinen sich endlich ausgezahlt zu haben. Endlich ist der VfL dort angekommen, wo er im Selbstverständnis von VW schon seit Jahren stehen sollte: Mit dem Einzug ins Finale der Champions-League ist Europas Spitze endlich erreicht.

Zu dumm, dass sich das oben beschriebene „nur“ auf die Frauenabteilung der Wölfe bezieht. Die Herren der Konzernschöpfung liefern hingegen seit Jahren einen bemerkenswerten Gegenbeweis der These, dass Geld Tore schießt. Jedes Jahr werden von Volkswagen dreistellige Millionensummen an den Fußballverein überwiesen – ein Schlag ins Gesicht für jeden wegrationalisierten Ex-Mitarbeiter. Mit den originären Zielen des Sportsponsorings hat das Engagement des Konzerns schon lange nichts mehr gemein. Der Bekanntheitsgrad lässt sich in Deutschland kaum noch steigern und es ist höchst fragwürdig, inwieweit die eingesetzten Geldmittel tatsächlich das Image der Automarke in annähernd angemessener Weise positiv verbessern helfen.

Seit dem Bundesligaaufstieg 1997 konnte sich der Verein nur ganze dreimal für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte war zweifelsohne die Meisterschaft im Jahr 2009, die allerdings im Nachhinein als einmaliger Ausrutscher betrachtet werden muss. Dabei wären die Möglichkeiten gegeben, es den so erfolgreichen Frauen nachzueifern. Nur der FC Bayern hält einen höheren Etat für Spielergehälter bereit – eine Größe, die in den allermeisten Fällen sehr stark mit dem sportlichen Erfolg eines Vereins korreliert.

Mit Klaus Allofs und Dieter Hecking hat der kleine VfL in diesem Winter zwei in der Bundesliga langjährig erfolgreiche Führungskräfte abgeworben, die den Verein endlich aus dem Mittelmaß an die Ligaspitze führen sollen. Zunächst aber gilt es die Altlasten aufzuarbeiten, die besonders der für seine Kaufwut bekannte Ex-Trainer Felix Magath hinterlassen hat. Dies umfasst einen durchaus wohlklingenden, aber aufgeblähten Kader, der trotzdem an guten Tagen als klarer Favorit in die Partie gegen Borussia Mönchengladbach gehen sollte.

Mit dem 3:0 in Bremen wurde zuletzt ein Ausrufezeichen gesetzt, mit dem sich die Mannschaft gleichzeitig aus dem Abstiegskampf verabschiedete. Mit 37 Punkten ist der Verein vier Spieltage vor dem Ende jenseits von gut und böse. Durch einen Sieg am Samstag würde sich der Rückstand auf Gladbach zwar auf „nur noch“ 4 Punkte verringern. Angesichts der Vielzahl an Konkurrenten und dem schwachen Torverhältnis, hat sich das Thema Europa aber bei den Niedersachsen spätestens mit dem DFB-Pokalaus erledigt.

In den letzten sechs Ligaspielen konnten die Wölfe nicht bezwungen werden, was aber vier Remis umfasst. Auswärts tut sich die Mannschaft deutlich leichter. Mit 24 Zählern auf fremden Plätzen nimmt die Elf von Dieter Hecking in dieser Tabelle tatsächlich den Champions League Rang 3 ein. Erschreckend hingegen die Ausbeute im heimischen Stadion, wo aus 15 Partien ganze 13 Zähler zubuche stehen und seit 6 Partien auf einen Sieg gewartet wird. Nur die SpVgg Greuther Fürth kann dies unterbieten.

Statistiken sind aber nur das eine. Das Auftreten der Mannschaft das andere. Dieses ist wie bei so vielen Bundesligisten in dieser Saison höchst wechselhaft. Trotz der herben 1:6-Pokalschlappe gegen die Bayern kann aber nicht übersehen werden, dass es zuletzt leistungsmäßig bergauf ging. Ivica Olic blüht in der Sturmmitte immer mehr auf und erzielte in den letzten 7 Ligaspielen 6 Tore. Damit hat er Bas Dost in die Rolle des Edeljokers gedrängt, obwohl dieser immerhin auch schon 8 Saisontore vorweisen kann, also mehr als jeder Borusse.

Im offensiven Mittelfeld ist Diego die nominell herausragende Größe. Zuletzt wurde er von Hecking auf die linke Außenbahn beordert, wo er auch gegen Borussia wieder auflaufen könnte, um die aktuelle Schwächephase von Tony Jantschke auszunutzen. In der Zentrale wird dadurch Platz für den 18jährigen Maximilian Arnold, der in seinen ersten vier Bundesligaspielen gleich zweimal traf und in Bremen seine bislang beste Partie ablieferte. Komplettiert wird das offensive Mittelfeldtrio durch den portugiesischen Nationalspieler Vierinha, von dem man sich nach zuletzt stark verbesserten Auftritten endlich den großen Durchbruch erhofft. Um ihn auszubremsen sollte Lucien Favre erneut auf Filip Daems zurückgreifen, der sich vergangene Woche deutlich souveräner präsentierte als zuvor Oscar Wendt.

Für Dieter Hecking gibt es kaum Grund für Änderungen an der zuletzt erfolgreichen Startformation. Kjaer und Polak gingen leicht angeschlagen aus dem Bremen-Spiel, sollten bis zum Samstag aber wieder fit sein. Für den dänischen Innenverteidiger stünden Youngster Robin Knoche oder der wiedergenesene Alexander Madlung als Alternative bereit. Die genannten Innenverteidiger zeichnen sich ebenso wie der gesetzte Naldo durch Größe und Kopfballstärke aus, so dass Borussia bei Standardsituation acht geben sollte.

Lucien Favre könnte ebenfalls erneut auf sein siegreiches Team vom letzten Wochenende zurückgreifen. Angesichts der starken Leistungen von Mlapa und Hanke dürfte für Luuk de Jong erneut nur der Platz auf der Bank bleiben. Man sollte sich aber davor hüten, eine einzige ordentliche Partie gleich zum Maßstab für die gesamte Zukunftsplanung zu machen. Gerade de Jong hatte in der Rückrunde deutlich aufsteigende Form und war bei den knappen 1:0-Siegen gegen Fürth, Hannover und Frankfurt jeweils der umjubelte Matchwinner.

In der Defensive sind Martin Stranzl und Havard Nordtveit wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, so dass sie in die Startformation zurückkehren könnten. Der Norweger, der mit einer Spezialmaske auflaufen müsste und in den letzten Wochen ohnehin schwächelte, würde vermutlich Granit Xhaka verdrängen, nachdem dieser gegen Augsburg sein bislang bestes Spiel im Borussen-Dress absolviert hat. Lucien Favre ist aber bekannt für überraschende Aufstellungen, so dass eine Prognose schwer fällt, wie er mit der Rückkehr der vormaligen Stammkräfte umgeht.

Statistisch wird Borussia immer wieder vorgehalten, in dieser Saison noch keine zwei Siege in Folge bewältigt zu haben. Gleiches galt aber schon in der vorletzten Saison – und zwar genau bis vier Spieltage vor dem Ende der Bann gebrochen wurde und mit 3 Siegen und einem abschließenden Remis der Sprung in die Relegation gelang. Gleichfalls wird auf das schwierige Restprogramm verwiesen, das nach dem Wolfsburg-Spiel noch Schalke, Mainz und die vermeintlich unbesiegbaren Bayern bereit hält. Mit derselben Argumentation wurde aber schon zum selben Zeitpunkt der Hinrunde ein Absturz in untere Tabellengefilde prognostiziert. Am Ende standen 8 Punkte, die den Anschluss an die internationalen Plätze herstellten. Borussia täte gut daran, sich im Bundesliga-Schlussspurt an diesen beiden historischen Beispielen zu orientieren

 

Wolfsburg: Benaglio – Hasebe, Naldo, Kjaer, Rodriguez – Vierinha, Träsch, Arnold, Polak, Diego – Olic

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems – Herrmann, Marx, Xhaka, Arango – Hanke, Mlapa

 

SEITENWAHL-TIPPS

 

Michael Heinen: Beide Mannschaften sind gerne mal für eine Punkteteilung gut, auch wenn diese beiden nur bedingt hilft. Nach dem 1:1 lebt Borussias Traum von Europa aber immerhin weiter.

Christian Spoo: Zwei Siege in Folge hat es in diese Saison noch nicht gegeben. Wird also Zeit. Leider klappt das in Wolfsburg so gar nicht. Nach dem 0:3 wundern sich in Gladbach viele, wo der gegen Augsburg spürbare Aufwärtstrend geblieben ist.

Christian Heimanns: Gegen die Wolfsburger Wundertüte werden die Gladbacher Minimalisten sich zu zwei Toren aufschwingen. Jeweils geschossen und bekommen.

Christian Grünewald: Irgendwie will es nicht klappen mit den zwei Siegen in Folge. In Wolfsburg reicht es für Borussia nur zu einem 1:1.

Christoph Clausen: Irgendjemand muss hier doch auch auf Sieg tippen. Sonst heißt es hinterher wieder, wir seien zu pessimistisch. Also: Borussia gewinnt in Wolfsburg mit 2:0. Wie am 9. Mai 1998. Die Älteren unter uns werden sich erinnern.

Thomas Häcki: Wenn die Borussia an die Moral und den Kampfgeist des letzten Spieles anknüpfen kann, ist ein Punkt in Wolfsburg machbar. Nur dann! 0:0.