Was ist neu?

Was tut ein Traditionsverein, der in der vergangenen Saison erst in der 88. Minute des letzten Spiels glücklich die Klasse halten konnte? Sich direkt im Anschluss von vier seiner besten Spieler zu trennen, ist hier vermutlich nicht die Top-Antwort. Genau dies ist Werder Bremen in diesem Sommer aber widerfahren. Jannik Vestergaard schloss sich einem ambitionierteren Bundesligisten an. Da auch Leihgabe Papy Djilobodji nach Chelsea zurückkehren musste, fehlt Werder die Stamm-Innenverteidigung der letzten Rückrunde. Ersetzt wurde diese durch den Ex-Freiburger Fallou Diagne, den 30jährigen Finnen Niklas Moisander und Rückkehrer Luca Caldirola, der zuletzt nach Darmstadt verliehen worden war. Ein Qualitätsgewinn ist insgesamt eher nicht zu erwarten. Selbiges gilt für die Offensive, wo Levan Öztunali und Anthony Ujah fehlen werden und ausgerechnet durch einen Ex-Borussen schlagkräftig ersetzt werden sollen.

Der bevorstehende Kauf von Max Kruse wäre enorm wichtig für den Werder-Angriff, der im bisherigen Sommer durch Lennart Thy und Florian Kainz nur höchst unzureichend verstärkt wurde. Kainz, Linksaußen von Rapid Wien, wurde übrigens letzten Winter noch mit Borussia in Verbindung gebracht. Für Kruse würde ein Wechsel zum hanseatischen Abstiegskandidaten einen enormen sportlichen Rückschritt bedeuten, war er einst doch aus Gladbach geflohen, weil ihm die Ambitionen der bescheidenen Borussen nicht groß genug erschienen.

Im Tor bietet sich den Bremern durch die Verpflichtung des Ex-Hamburgers Drobny eine weitere Alternative auf relativ hohem Niveau. Zudem ist im Transferfenster bis Ende August mit weiteren Einkäufen zu rechnen. Genug Geld für weitere Verstärkungen sollte nach den Verkäufen von Vestergaard und Ujah zur Verfügung stehen.

Was passt?

Zum jetzigen Zeitpunkt nicht viel. Werder scheint bislang in jedem Mannschaftsteil schwächer aufgestellt zu sein als in der ohnehin schon sehr schwachen letzten Saison. Zudem ist der Trainer durch die enttäuschende Vorsaison und angebliche Unstimmigkeiten mit diversen Spielern angezählt. Hoffnung macht eigentlich nur die eigene Jugend, wo sich z. B. das umworbene Sturmtalent Johannes Eggestein für einen Verbleib an der Weser ausgesprochen hat. Er könnte ähnlich wie einst Davie Selke den Sturm bereichern.

Was fehlt?

Im Angriff setzt Werder auf den unberechenbaren Kruse, den zunehmend alternden Claudio Pizarro (37) sowie auf eben jenes 18jährige Talent. Es ist zumindest mutig, so den Abgang von Torjäger Ujah (11 Treffer) ersetzen zu wollen. Noch problematischer erscheinen aber die Defizite in der Defensive, wo die komplette Innenverteidigung mit deutlicher Qualitätseinbuße ausgetauscht wurde, nachdem der Verein in den letzten vier Jahren bereits jeweils mindestens 65 Gegentore kassiert hat.

Was geht?

Es ist noch zu früh, um sich ein abschließendes Urteil zu bilden. Auf Neu-Manager Frank Baumann, der diesen Sommer den glücklosen Ex-Borussen Thomas Eichin abgelöst hat, wartet in den kommenden Wochen noch einiges an Arbeit. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint fraglich, wie Werder mit diesem Kader in der 1. Bundesliga bestehen und den zweiten Abstieg nach 1980 verhindern möchte.