Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 76

Selten verlief eine Transferperiode derart turbulent wie die soeben abgelaufene. Der neue TV-Vertrag der englischen Premier League setzte eine Bewegung in Gang, die Ablöse- und Gehaltsforderungen inflationär in die Höhe schnellen ließ. In den letzten Tagen gipfelte dies in absurden Forderungen, z. B. von 10 Mio. € für einen Lasogga, 15 Mio. € für einen Ramos oder bis zu 30 Mio. € für einen Kostic. Selbst für einen 29jährigen Zweitligakicker wie Uwe Hünemeier konnte der SC Paderborn 2,7 Mio. € erlösen. Borussia war zumindest an der heißen Endphase dieses Transferwahnsinns nicht mehr aktiv beteiligt, da sich die geplanten Groß-Einkäufe von Dante und Embolo zerschlugen. Nicht nur deshalb könnte sie aber als einer der Verlierer aus diesem hervorgegangen sein.

Es ist noch nicht lange her, da feierte Max Eberl den Einzug der Borussia in die Champions League „wie einen Titelgewinn“. Rein sportlich ist das unbestritten weiterhin so zu sehen und die Erfahrungen der anstehenden 6 CL-Spiele kann Borussia niemand mehr nehmen. Die europäische Königsklasse ist aber u. a. auch aus finanziellen Gründen heiß begehrt – kann man hier nämlich an das ganz große Geld gelangen. Rund 25 Mio. Euro sind Borussia durch die Teilnahme an der Gruppenphase garantiert. Ein stolzer Betrag, der aber real nur noch die Hälfte wert ist, wenn sich die Ablösen europaweit faktisch verdoppeln. Alles eingenommene Geld ist letztlich nur so viel wert, wie im Gegenzug dafür eingekauft werden kann. Einige Vereine konnten in dieser Transferperiode durch den Verkauf eines einzigen Spielers genauso viel (Augsburg) oder gar noch viel mehr (Hoffenheim, Wolfsburg) Geld einnehmen als Borussia in der CL garantiert erhält. Der finanzielle Wettbewerbsvorsprung wurde so zumindest zum Teil aufgeweicht.

Auch die für Max Kruse erhaltenen 12 Mio. € Ablöse erscheinen im Lichte der aktuell aufgerufenen Summen wie ein Taschengeld. Gleiches gilt zwar für Lars Stindl, der für 3 Mio. zu einem wahren Schnäppchenpreis aus Hannover losgeeist werden konnte. Ansonsten musste Borussia aber bei den meisten anderen Transfers dieses Sommers tiefer in die Tasche greifen als es der gesunde Menschenverstand hätte vermuten lassen. 10 Mio. € für den in Leverkusen gescheiterten Drmic, sowie kolportierte 3-4 Mio. € für die ungeschliffenen Talente Elvedi und Schulz. Ersterer war in Zürich Ergänzungsspieler und wird den Nachweis erst noch erbringen müssen, ob er auf dem hohen Niveau der Bundesliga seine Ablöse rechtfertigen kann. Der Ex-Berliner wiederum hatte bereits zwei Jahre Gelegenheit, dies zu tun, die er aber nicht zu nutzen verstand. Als U21-Nationalspieler deutete er gelegentlich an, dass er speziell mit seiner Schnelligkeit Qualitäten ins Spiel einbringen kann. Bei der Hertha blieb Nico Schulz aber über weite Strecken blass, so dass der aufgerufene Millionen-Betrag überrascht.

Ebenfalls problematisch: Borussia ist in den letzten Jahren bewusst eine Strategie mit Ausstiegsklauseln in überschaubarer Höhe gefahren. Nur so konnten Spieler verpflichtet werden, die ansonsten vermutlich anderen Vereinen den Vorzug gegeben hätten. Die Aussicht, dass Borussia den Spielern bei gutem Karriereverlauf keine Steine in den Weg legt, kann oftmals ein gewichtiges Argument sein. Auch andere Vereine, wie Mainz oder Freiburg, sind mit dieser Strategie in den vergangenen Jahren höchst erfolgreich gefahren. Es ist zwar bitter, wenn ein Weltklasse-Verteidiger wie Dante für unter 5 Mio. € oder ein Nationalstürmer wie Max Kruse für nur rund 12 Mio. € über die Ladentheke gehen. Diesen Preis muss der Verein aber wohl oder übel zahlen, um sich im Wettbewerb mit den Großklubs behaupten zu können.

Angesichts der inflationären Entwicklung bei den Ablösen dieses Sommers geraten jetzt aber auch bestehende Ausstiegsklauseln, die in den Verträgen fast aller Stammspieler bei Borussia verankert sein dürften, in die Gefahr einer realen Abwertung. Wenn ab 2017 ein Granit Xhaka für vermeintliche 30 Mio. Euro oder ein Patrick Herrmann für 15-20 Mio. Euro den Verein verlassen dürfen, könnten diese Beträge weit weniger wert sein als zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung. Gleichwertiger Ersatz wird dann noch sehr viel schwerer zu verpflichten sein als ohnehin schon.

Es wird spannend sein, wie Borussia auf diese Entwicklung in den kommenden Transferperioden reagieren wird. Sollten sich die Top-Spieler in der Champions League profilieren, so könnte die Verlockung groß sein, den einen oder anderen für großes Geld abzugeben ehe die Klausel ggf. im darauf folgenden Jahr greift. Ab der kommenden Saison werden die englischen Vereine vom neu geschlossenen TV-Deal profitieren. Die aktuelle Transferperiode war also nur ein Vorbote dessen, was in Zukunft zu erwarten sein dürfte. In den letzten Jahren ist es Max Eberl gelungen, immer wieder gute und kreative Lösungen zu finden. An der Kompetenz des Managers und seines Teams ist also grundsätzlich nicht zu zweifeln, auch wenn es in dieser Saison bislang danach aussieht, dass die diesjährige Transferstrategie – zumindest kurzfristig – nicht aufgegangen ist. Noch ist es aber ohnehin viel zu früh, die Einkaufspolitik und einzelne Neuzugänge komplett zu verteufeln. Angesichts des Abgangs von Kramer und den ungewissen Verletzungen von Stranzl und Dominguez hätte sich der Verein zwar in jedem Fall (noch) intensiver um einen defensiven Führungsspieler bemühen müssen. Der Kauf der jungen Talente könnte sich in der langen Frist aber noch durchaus als goldrichtig herausstellen. Geld sollte noch in ausreichendem Maße vorhanden sein, um ggf. im Winter den Kader weiter zu verstärken. Und selbst wenn dieses dann real nicht mehr so viel wert ist: Borussia hat in den letzten Jahren zumeist mit den relativ preisgünstigen Transfers besonders richtig gelegen, so dass sie schon bald wieder zu den Gewinnern gehören kann.

In diesem Zusammenhang interessant erscheint die Auswertung der Borussen-Umfrage zum Thema, welche Spieler Borussia bis Ende Mai 2016 verlassen werden. Es überrascht nicht, dass nur die wenigsten der 319 Teilnehmer schon zur kommenden Saison mit einem Abgang von Leistungsträgern wie Xhaka oder Herrmann rechnen (wollten). Auf einige Stammkräfte – namentlich Yann Sommer, Tony Jantschke, Oscar Wendt und Lars Stindl – entfiel sogar überhaupt keine Stimme. Neben den alternden Brouwers, Stranzl und Heimeroth könnte es am ehesten für Branimir Hrgota die letzte Saison im Borussen-Trikot sein, wie rund 58 % der Borussen-Fans vermuten. Sein Vertrag läuft 2016 aus, so dass für ihn im kommenden Sommer auch keine horrenden Ablöseforderungen mehr erzielt werden könnten.

1. Branimir Hrgota (58,09%)

2. Roel Brouwers (41,58%)

3. Martin Stranzl (39,93%)

4. Christofer Heimeroth (34,32%)

5. Granit Xhaka (21,45%)

6. André Hahn (18,15%)

7. Havard Nordtveit (16,50%)

8. Alvaro Dominguez (9,57%)

9. Marlon Ritter (8,58%)

10. Marvin Schulz (7,26%)

10. Mahmoud Dahoud (7,26%)

12. Patrick Herrmann (3,30%)

13. Fabian Johnson (1,98%)

13. Raffael (1,98%)

13. keiner (1,98%)

16. Julian Korb (1,65%)

16. Andreas Christensen (1,65%)

18. Nico Elvedi (1,32%)

18. Thorgan Hazard (1,32%)

18. Josip Drmic (1,32%)

21. Ibrahima Traoré (0,66%)

22. Tobias Sippel (0,33%)

Bei Xhaka, der bereits vor dieser Saison mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht wurde, sahen immerhin noch rund 21 % die Gefahr eines vorzeitigen Abgangs. ghobi übertrieb es ein wenig mit dieser Horrorprognose: "Ein erneuter Schock wird im Frühjahr 2016 durch den Borussia Park gehen, wenn die Dräcks ernst machen und Granit Xhaka dem Geldscheinwedeln nicht mehr widerstehen kann. Das ist aber noch gar nichts gegen die Untergangsstimmung, die der bevorstehende Abschied von Lucien Favre ebenfalls zu den Antipathen aus dem Süden hervorrufen wird." Auch schwerer Kunde, der den Stranzler zudem „als Chip-Tuning Ingenieur für die Linie 1900“ ins Gespräch brachte, orakelt einen solchen Doppelwechsel herbei und „betet, dass er sich damit einen Flop-Platz gesichert habe."

Hans99 hat die ungehörigen Transfersummen vielleicht sogar schon antizipiert, als er meinte, "Hazard wird für 56 mio wechseln." Bella hingegen transferiert Nordtveitman mag es gar nicht aussprechen zu den Kölner Geissböcken, da er immer so schön mit seinem roten Mundschutz lächelt ;-)" Am plausibelsten ist aber immer noch die Antwort von Zitzinho, dass "Keiner geht, weil Borussia der absolut geilste Verein ist und alle Spieler das wissen und dementsprechend niemals die Borussia verlassen würden..." Ebenso gut sind die Aussichten von borazzurro auf einen Top-Platz mit einer ähnlichen Antwort: "Keiner. Wer will schon das Finale der Champions League verpassen?"