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Die höchste deutsche Fußballliga weist interessante Manschaften auf, langweilige Mannschaften, solche die Emotionen erzeugen und solche, bei denen immer noch nicht alle mitbekommen haben, dass sie überhaupt in der Bundesliga sind. Der SV Werder Bremen gehört in die Kategorie "Emotion". Durch die erfolgreichen Jahre hinweg sowieso, wo man sich die Augen rieb und sich fragte "wie machen die das?", weil der Verein sich ständig weit über seinen Möglichkeiten zu bewegen schien. Aber auch jetzt, während eines schon einige Jahre andauernden Niederganges, wo man sich die Augen reibt und sich fragt "wie haben die das früher nur gemacht?"

Selbst das Gespann Allofs / Schaaf ist nicht mehr da (mal ehrlich: wer verbindet selbst jetzt noch eine Schlagzeile mit "Klaus Allofs" nicht unwillkürlich mit Bremen?), das ligaweite Vorbild an Kontinuität, sozusagen die Erfinder des Prinzips Kontinuität. Die Idee, Trainer und Sportdirektor einfach lang genug in Ruhe arbeiten zu lassen, damit sich der Erfolg nach ruhiger, beharrlicher Arbeit irgendwann einstellt, ist die Folge der Bremer Erfolge der letzten (mindestens) 20 Jahre. Hier stellten Rehagel und Schaaf Rekorde an langjähriger Trainerarbeit auf, hier wurden junge Talente zu Stars und ausländische Spieler zu Mythen.

Das ist vorbei. In Bremen und überall sonst muss man sich etwas zwingen, die Realität als solche zu erkennen. Thomas Eichin ist von Köln nach Bremen und vom Eishockey in den Fußball gewechselt, Robin Dutt gab seinen Posten beim DFB auf und ist nun Trainer beim SV Werder. Und nun tritt auch in Bremen ein Gefühl ein, dass jeder andere Bundesligist kennt, das hier aber neu ist: Man kann nicht sagen, wer in 3 oder 5 Jahren hier auf der Trainerbank sitzt.

Das alles sind natürlich nur die äußeren Folgen des fehlenden sportlichen Erfolgs, dieser wiederum die Folge vieler unglücklicher Transfers. Mit der Reihe Herzog, Micoud, Diego, Özil hat  der SV Werder eine glanzvolle Reihe großer Spielmacher hervorgebracht und mit Stürmern wie Basler, Pizzarro, Ailton ergänzt. Auch das ist vorbei. Die Namen Wesley und Carlos Alberto stehen für die teuersten und vollständigsten Pleiten unter den Bundesligatransfers, zuletzt waren es Ekici, Elia, Arnautovic und Marin, die wenig sportliches für viel finanziellen Aufwand brachten. Jetzt ist der Club in der Zwickmühle, würde Elia und Arnautovic am liebsten verkaufen und halbwegs gesittete Spieler einsetzen, müsste aber dabei hohe Verluste in Kauf nehmen. Darum werden die beiden weiterhin zu Stars im Wartestand erklärt und im Kader gehalten. Vielleicht geht die Rechnung auf, vielleicht sind die Folgen verheerend.

Im Vergleich zur letzten Saison ist der Substanzverlust besorgniserregend. Die kaum zu erwartende starke Saisonleistung von Kevin de Bruyne hielt die Bremer letzten Endes über der Abstiegszone. Ein Kauf des Belgiers kann nicht annähernd realisiert werden. Sokratis tut dem Verein ein letztes Gutes und bringt Geld in die geplagten Finanzen, der sportliche Ersatz in Gestalt von Luca Caldirola wird Zeit brauchen, um sich einzugewöhnen.

Der SV Werder Bremen bereitet weiter Emotionen und zwar Sorgen. Nicht nur seinen Anhängern, sondern vielen Fußballinteressierten, für die der Nordverein einfach eine Konstante im oberen Tabellenbereich war; die beruhigende Gewissheit, dass beständige Arbeit sich auszahlt, die Gegenthese zu Mäzenen und Sponsoren, zu Geldverbrennern und börsennotierten AGs. Damit ist es auf absehbare Zeit vorbei, eine neue Erfolgsgeschichte nicht in Sicht. Beim Blick auf die kommende Saison sind zuviele Möglichkeiten im Spiel, die alle nicht schief gehen dürfen: Kann Robin Dutt sich als Trainer außerhalb von Freiburg durchsetzen? Kann die Abwehr ohne Sokratis bestehen? Wird Arnautovic erwachsen und Elia sich endlich mal an sein Talent erinnern?  

Das alles kommt zusammen in der Frage: Kann eine Mannschaft, die sich letztes Jahr schon mit dem Abstiegsgespenst herumschlug, die wichtigen Abgänge und den Verlust vieler Konstanten verkraften? Wenn die Antwort nein lautet, muss eine neue Erfolgsgeschichte da anfangen, wo die letzte 1981 begann.