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Hertha BSC und Eintracht Braunschweig: Zwei Traditionsvereine bereichern in dieser Saison die Bundesliga. Während die Berliner den direkten Wiederaufstieg schafften, benötigten die Niedersachsen nicht weniger als 28 Jahre für ihre Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse. Entsprechend hoch ist die Euphorie im Norden. Aber haben beide Vereine auch die Klasse, sich für längere Zeit in der Bundesliga festzusetzen? Dass Tradition kein Garant für den Erfolg ist, beweist schon das letzten Endes deutliche Scheitern des 1 FC. Kaiserslautern in der Relegation, ausgerechnet an der traditionsarmen TSG Hoffenheim. So ist es nicht verwunderlich, dass beide Aufsteiger vor der Saison zum Kreis der Abstiegskandidaten gezählt werden.

Wer wird deutscher Meister? Natürlich die Bayern, wer sonst? Und wer steigt ab? Ganz logisch, Eintracht Braunschweig! Geht es nach den Fußball-Experten dieser Nation, sind einige Entscheidungen bereits vor dem ersten Anpfiff der neuen Saison gefallen. Daniel Davari, Marcel Correia, Omar Elabdellaoui, Dennis Kruppke – das sind alles keine Namen, die wirklich beeindrucken. Ebenso wenig wie die Neuzugänge, welche helfen sollen, das Abenteuer Bundesliga nicht zu einem kurzen Intermezzo verkommen zu lassen. Thorsten Oehrl war als bislang teuerster Neuzugang in Augsburg zuletzt nur noch Ergänzungsspieler. Der Kanadier Simeon Jackson hatte in Norwich keinen neuen Vertrag erhalten und wurde dem Zweitligisten Bournemouth buchstäblich vor der Nase weggeschnappt. Jan Hochscheidt konnte in Aue bislang lediglich seine Zweitligatauglichkeit unter Beweis stellen. Lediglich der aus Mainz gekommene Marco Caligiuri stellt auf den ersten Blick eine Verstärkung da.  Eine weitere Offensivkraft soll noch kommen, vermutlich aus der niederländischen ersten Liga. Sieht so also ein Kader aus, der in der Bundesliga bestehen kann?

Wer so denkt, sei gewarnt. Namen sind im Fußball eben nicht alles. Ähnliches hätte man vor Jahresfrist auch über die Düsseldorfer Fortuna sagen können. Am Ende scheiterte sie denkbar knapp, auch weil Borussia Dortmund im letzten Heimspiel mit den Gedanken bereits im Champions League Endspiel zu sein schien und es der namhaften Truppe von Hoffenheim dann doch zu leicht machte, die Klasse zu halten. Zwei Jahre zuvor war Augsburg der sichere Abstiegskandidat, ein Verein, der nun in seine dritte Bundesligasaison geht. Wer weitere Beispiele möchte, der schaue sich mal die Historien von Cottbus, Wattenscheid, Unterhachingen, Freiburg, St. Pauli oder Uerdingen an. Totgesagte leben bekanntlich länger.

Es gibt einen Grund, warum das Gründungsmitglied der Bundesliga nach 28 Jahren in die Bundesliga zurückgekehrt ist. Thorsten Lieberknecht und Marc Arnold ist es gelungen, in den vergangenen fünf Jahren eine Mannschaft zu gestalten, die weniger durch Namen, als durch Teamgeist besticht. Selbst schwierige Charaktere, wie der derzeit verletzte kongolesische Star des Vereins, Domi Kumbela, stellen sich ganz in den Dienst der Mannschaft. Das Ergebnis ist ein stetig in der Qualität wachsendes Team, welches aber eben auch kontinuierlich unterschätzt wird. So zählte die Eintracht in der vergangenen Saison allenfalls zum erweiterten Kreis der Aufstiegsaspiranten. Diesen schaffte man dann aber letztendlich souverän, großen Namen wie Kaiserslautern oder Köln zum Trotz. So darf man auch in der kommenden Saison mit einigen Überraschungen rechnen, vielleicht auch schon in der Auftaktpartie gegen Werder Bremen. Ob dies letztendlich zum Klassenerhalt reichen wird, ist offen. Ausschließen darf man es aber nicht.

Ganz anders stellt sich die Lage beim Zweitligameister dar. Der Star der Berliner ist klein, trägt einen Schnauzbart und spricht holländisch. Nach Mönchengladbach und Augsburg hat Jos Luhukay nun auch die Hertha in die erste Liga geführt und ist damit derzeit Deutschlands Aufstiegsprofi Nummer eins. Der letztlich souveräne Aufstieg durfte angesichts des teuersten Kaders in der zweiten Bundesliga erwartet werden und war doch nicht selbstverständlich. Zu tief waren die Wunden angesichts des desaströsen Abstiegs im Jahr zuvor und der sich daran anschließenden Unruhen um die Personalien Preetz und Gegenbauer. Die skandalösen Umstände rund um das entscheidende Relegationsspiel in Düsseldorf dienten dabei nur zu gerne als Ausrede. Jos Luhukay ließ sich hiervon nicht beeindrucken und formte auch ohne den abgewanderten Star Raffael ein Team, welches letzten Endes für die zweite Liga eine Klasse zu gut war. Raffaels Platz hinter den Spitzen nahm pikanterweise sein Bruder Ronny ein, welcher auf dieser Position endlich seinen Durchbruch schaffte. So war der Jubel beim Hauptstadtverein auch groß, als Ronny seinen Vertrag verlängerte.

Groß ist auch die Euphorie, die derzeit bei der alten Dame vorherrscht. Optimistische Gemüter sprechen sogar von Platz neun bis zehn, welche als erreichbar erachtet werden. Fast könnte man meinen, der Abstieg sei nur ein Betriebsunfall gewesen, den man nun behoben habe. Kritischere Zeitgenossen erinnern sich, beim Wiederaufstieg vor zwei Jahren ähnliches gehört zu haben. Das Ergebnis ist bekannt. Bescheidenheit ist halt nicht des Berliners Sache. Von all dem unbeirrt feilt Luhukay weiter an der Mission Klassenerhalt. Dabei ist es fast schon rührend, dass sich der Niederländer bei den Verstärkungen auch diesmal fast ausschließlich auf ihm bekannte Spieler beschränkt. Hosogai und Langkamp trainierte er in seiner Augsburger Zeit, van den Bergh und Baumjohann sind im aus Mönchengladbach bekannt. Jeder dieser Transfers ist sinnvoll, decken sie doch genau die Schwachstellen im Kader ab, die schon in der zweiten Liga sichtbar wurden. Ob diese auch wirklich einschlagen, muss hingegen abgewartet werden. Mit Allagui und Wagner hatte man in der vergangenen Saison die Offensive beleben wollen. Beide Angreifer blieben aber hinter ihren hohen Erwartungen zurück, so das Ramos erneut die Nummer eins im Sturm sein wird.

Inwieweit die Hertha ihre hoch gesteckten Ziele erreichen kann, wird vor allem vom Start abhängen. Das Berliner Umfeld ist traditionell unruhig und schwankt gerne zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Der Erfolg des Aufstiegs hat die internen Querelen bislang nur verdeckt, nicht aber behoben. Sollte es zu Misserfolgen kommen, können die alten Gräben schnell wieder aufbrechen. Besonders Manager Preetz und seine Nähe zu Präsident Gegenbauer wird durchaus kritisch gesehen. Eine solche Situation könnte auch für Luhukay, den Architekten des momentanen Berliner Erfolges, gefährlich werden. Zudem bleibt abzuwarten, ob besonders die Stammspieler den Schritt von der zweiten in die erste Liga nun endgültig vollzogen haben. Ob Ronny, Ramos, Baumjohann,  Ben-Hatira, Wagner oder Allagui – sie alle konnten in der Vergangenheit nicht beweisen, in der höchsten deutschen Spielklasse Leistungen auch über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten. Inwiefern Namen in Berlin auch für Qualität stehen, wird sich also erst noch zeigen müssen. Der Klassenerhalt ist ein realistisches Ziel für die Hertha. Selbstverständlich ist er jedoch nicht.