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Nicht ohne Neid blickte der FC Schalke 04 auf die beiden Champions League Partien in dieser Woche. Gerade das internationale Abschneiden des Reviernachbarn aus Dortmund bringt die Schalker gegenüber ihren Fans in Erklärungsnot. So werden Horst Heldt und Clemens Tönnies nicht müde zu behaupten, man befände sich mit dem BVB auf Augenhöhe. Rein finanziell kann davon spätestens nach dieser Champions League Saison kaum noch die Rede sein. Sportlich sprechen die höchst unterschiedlichen Auftritte in der Champions League sowie 15 Punkte in der Bundesligatabelle eine eindeutige Sprache.

Top sind die Schalker nur beim Geldausgeben, denn ihr Lizenzspieleretat wird nur noch von Wolfsburg und von den Bayern übertroffen. Mit 65 Millionen Euro stecken die Schalker genau doppelt so viel Geld in ihre Mannschaft wie Borussia. Trotz des offensichtlichen Missmanagements der vergangenen Jahre und trotz einer höchst durchschnittlichen Saisonleistung haben die Knappen aber drei Spieltage vor Schluss die besten Aussichten, den 4. Tabellenplatz und damit die Qualifikation zur Champions League zu erreichen. Die dort erzielbaren Gelder sind für die schuldengeplagten Schalker nahezu unverzichtbar. Eine Niederlage im Borussia-Park würde dieses Ziel wieder ein Stück weit gefährden und damit auch die Zukunft von Trainer Jens Keller als Schalke-Trainer.

Die Statistik macht dem Ex-Stuttgarter wenig Mut. Nicht nur, dass die letzten 5 Pflichtspiele im Borussia-Park allesamt verloren wurden – im vergangenen Jahr setzte es gar ein 0:3-Debakel. Auswärts mussten die Schalker in dieser Saison bereits 7 Niederlagen einstecken. Zuletzt beim 0:3 in Nürnberg und 0:1 in Frankfurt scheiterte die Mannschaft aber eher unglücklich an der mangelhaften Chancenverwertung und an fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Dem gegenüber stehen in den letzten Wochen aber auch überzeugende Siege in Wolfsburg (4:1) und Bremen (2:0). Auch das 4:1 gegen den Hamburger SV in der Vorwoche spricht für die ansteigende Form des Revierklubs.

Gegen den HSV feierte Klaas-Jan Huntelaar mit drei Toren sein großes Comeback. Er wird auch gegen Borussia in vorderster Front stehen und im offensiven Mittelfeld von Bastos, Raffael und Draxler unterstützt, die sich zuletzt allesamt in blendender Verfassung präsentierten. Gerade die Entwicklung von Raffael wird in den nächsten Wochen zu beobachten sein, da die Schalker für ihn eine Kaufoption in Höhe von ca. 6 Mio. Euro besitzen. Sollten sie diese nicht nutzen, wäre der Brasilianer ein heißer Kandidat für Max Eberl, der ihn schon im Winter gerne verpflichtet hätte. Seitdem sich Raffael vor 3 Spielen aber einen Stammplatz erobert hat, sind die Chancen des Borussen-Manager deutlich gesunken.

Mit Marica und Farfan könnten den Schalkern zwei weitere Offensivalternativen zur Verfügung stehen, die allerdings nach Verletzungen erst in diesen Tagen wieder ins Training eingestiegen sind und somit höchstens als Joker in Frage kommen. Als solcher hat sich zuletzt der schnelle Finne mit dem putzigen Namen Pukki positiv hervorgetan.

Während die Offensive der Schalker wenig zu wünschen übrig lässt, stecken die Probleme in der Defensive. Dies beginnt bereits im defensiven Mittelfeld, wo neben Jermaine Jones zuletzt wieder Roman Neustädter agierte. Der Ex-Borusse führte sich zu Saisonbeginn hervorragend bei seinem neuen Arbeitgeber ein und verdiente sich sogar eine Berufung in den Nationalkader. Anschließend wurden seine Schwächen im Passspiel aber immer stärker offenbar, so dass es inzwischen nicht wenige Schalker gibt, die den ablösefreien Transfer mehr als kritisch sehen. Für ihn könnte daher am Freitag der zuletzt gelbgesperrte Höger zurück in die Startelf rücken.

Kritisch beäugt wird weiterhin Torhüter Timo Hildebrand, der vor einigen Jahren immerhin als bester deutscher Keeper galt. Von seinen glorreichen Stuttgarter Zeiten ist er inzwischen aber recht weit entfernt. Heute ist Hildebrandt nicht mehr und nicht weniger als ein durchschnittlicher Bundesliga-Keeper. Ähnliches gilt für seine Vorderleute in der Viererkette. Ausgerechnet der unerfahrene Sead Kolasinac präsentiert sich noch am stabilsten mit soliden Leistungen auf der linken defensiven Außenbahn. Sein Pendant auf rechts, Atsuto Uchida, ist hingegen immer wieder für eine Unsicherheit gut. In der Innenverteidigung haben sich Matip und Höwedes durchgesetzt, die defensiv ordentlich, aber keineswegs fehlerlos agieren. Gefährlich sind sie aber bei Standardsituationen im gegnerischen Strafraum.

Während Jens Keller vermutlich die erfolgreiche Mannschaft vom vergangenen Wochenende aufbieten wird, ist Lucien Favre zu mindestens einer Umstellung gezwungen. Havard Nordtveit steht wegen Magen-Darm-Problemen nicht zur Verfügung und wird voraussichtlich durch Thorben Marx ersetzt. Damit wäre die Startaufstellung aus dem letzten Heimspiel vorstellbar. Wahrscheinlicher aber erscheint es, dass Roel Brouwers für den endgültig wiedergenesenen Martin Stranzl zurück auf die Ersatzbank rückt.

Wie auch immer Borussia spielt: Jedem sollte klar sein, dass die Partie am Freitag abend die allerletzte Chance auf einen Platz im europäischen Wettbewerb darstellt. Gegen den FC Bayern München ist selbst in B-Formation aktuell kaum ein Kraut gewachsen, so dass in den vorherigen Spielen gegen Schalke und in Mainz zwei Siege benötigt werden, um das Wunder des Vorjahres in leicht abgeschwächter Form zu wiederholen. Gegen Schalke 04 wird dafür eine gehörige Leistungssteigerung gegenüber der Partie in Wolfsburg, und selbst gegenüber jener aus dem Augsburg-Spiel nötig sein.

 

Borussia: ter Stegen – Jantsche, Stranzl, Dominguez, Daems – Herrmann, Marx, Xhaka, Arango – Hanke, Mlapa

Schalke: Hildebrand – Uchida, Höwedes, Matip, Kolasinac – Bastos, Neustädter, Jones, Raffael, Draxler – Huntelaar

 

Seitenwahl-Tipps

 

Christoph Clausen: Das 2:2 gegen starke Schalker ist achtbar. Ob es im Kampf um Europa zu wenig hängt ist, hängt von den Resultaten der Konkurrenz ab.

Thomas Häcki: Zum Glück kann auch Schalke sein Potential nicht voll ausschöpfen. So kommt es zu einem 1:1, was nicht wirklich begeistert.

Christian Spoo: Ist Europa schon verspielt oder ist das Schalke-Spiel die allerletzte Chance? Egal - nach dem 1:1 ist das Thema endgültig durch.

Michael Heinen: Wenn hier alle Unentschieden tippen, traue ich mich kaum, davon abzuweichen. Also schließe ich mich an und setze auf ein 1:1.