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Wer will diese Mannschaft stoppen? Diese Frage bewegte Fußball-Deutschland vor fast genau einem Jahr. Nein, nicht die erfolgsverwöhnten Bayern waren gemeint. Der forsche Herausforderer aus Dortmund hatte  den Rekordmeister grade eindrucksvoll in die Schranken gewiesen und ihn als Sahnehäubchen im Pokalfinale regelrecht vorgeführt. Kein Rezept schienen die Münchener gegen das schnelle Kombinationsspiel der Westfalen zu haben und sogar das böse Wort „Wachablösung“ machte bereits die Runde. Zwölf Monate später haben die Bayern eine eindrucksvolle Antwort gegeben. 88 Punkte. 28 Siege in 33 Spielen bei nur einer Niederlage. Ein Torverhältnis von 94:15. Seit 24 Spielen in der Bundesliga ungeschlagen, davon 15 Siege in der Rückrunde bei nur einem Unentschieden in Dortmund. Von 48 möglichen Auswärtspunkten wurden 44 geholt, dort ist man sogar seit dem 11. April 2012 ungeschlagen. Zudem steht man sowohl im Pokal-, als auch im Champions-League-Finale. Noch nie hat eine Mannschaft derart den deutschen Fußball dominiert. Man muss die Bayern nicht mögen, aber man kommt angesichts dieser Zahlen nicht umher, Respekt zu zollen.

Alles eitel Sonnenschein also an der Säbener Straße? Mitnichten! Ausgerechnet die Lichtgestalt des FC Bayern wirft einen dunklen Schatten auf den außergewöhnlichen Erfolg. Die Steueraffäre um Präsident Uli Hoeneß dominierte die Medien und führte zu sogar zu Debatten im Bundestag. Angesichts der Prominenz des Bayern-Präsidenten wurde diese Diskussion intensiv geführt und offenbarte die Bigotterie über den Umgang mit Steuerflüchtlingen. Könnte man sich umgekehrt vorstellen, Autoschiebern Anonymität gegen Rückgabe des Diebesgutes zuzusichern? Das würde absurd erscheinen. Uli Hoeneß ist mehr das Gesicht eines Skandals, als der Skandal selbst. Das er in diesem Umfeld dann auch noch als Aufsichtsratsvorsitzender bestätigt wurde, gibt dem Ganzen allerdings dann doch ein gewisses Geschmäckle.

Aber nicht Uli Hoeneß wird am Samstag auf dem Rasen des Borussen-Parks stehen.  Dort erwarten die Fohlen den neuen deutschen Meister, der schon seit einigen Wochen feststeht und die Schale am letzten Wochenende in Empfang nehmen durfte. Für die Bayern ist dieses letzte Spiel nicht mehr als ein Warmlaufen für das Champions-League-Finale gegen den neuen Erzfeind Borussia Dortmund. In welcher Aufstellung der Rekordmeister antreten wird, ist völlig offen und auch nicht von Belang. In den letzten Wochen haben die Bayern mehrfach rotiert und ihrem „zweiten Anzug“  den Vorzug gegeben. Auch dieser erwies sich für die Konkurrenz als ein paar Nummern zu groß, wie beispielsweise Hannover 96 bei seiner 1:6 Heimpleite erfahren durfte. Selbst wenn die Bayern also nicht in ihrer Bestbesetzung antreten sollten, schmälert das keineswegs die Qualität der vielleicht derzeit besten Vereinsmannschaft der Welt.

Auch für die Borussia wird es am Samstag wohl nur noch um den Gewinn der berühmten „goldenen Ananas“ gehen. Zwar bestehen noch theoretische Hoffnungen auf einen Europapokalplatz, aber eben nur theoretische. Ein Erreichen der Qualifikation müsste schon als ein weiteres Wunder der Ära Favre angesehen werden. Doch auch wenn dieses Wunder nicht eintrifft, darf man an der Weisweiler-Allee mit der Saison durchaus zufrieden sein. Natürlich mischt sich ein wenig Wehmut in das Erreichte. Ein erneutes Auftreten auf Europas Bühne schien durchaus im Bereich des machbaren gewesen zu sein. Auf der anderen Seite wurde aber auch das Saisonziel letztendlich souverän erreicht. Allen Unkenrufen zum Trotz befand sich die Borussia nach ihren personellen Abgängen zu keiner Zeit in Abstiegsgefahr. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten hat sich das Team stabilisiert und konnte, im Gegensatz zur erfolgreichen Vorsaison, Ausfälle durchaus kompensieren. Folgt man Lucien Favres Aussage, diese Saison sei eine Übergangssaison, darf man zum Schluss kommen, dass das Saisonziel erreicht wurde. Der nächste Schritt in der Weiterentwicklung der Borussia wurde also erfolgreich getätigt.

Für das letzte Saisonspiel bietet also der ewige Klassiker eine würdige Bühne. So zum Beispiel für Mike Hanke, der am Samstag seinen letzten Auftritt im Borussen-Dress haben wird. Vielleicht wird die eine oder andere Träne fließen, hat der Stürmer unlängst bekannt gegeben. Wohl nicht nur bei ihm. Das einstige enfant terrible hat sich in seiner Zeit in Mönchengladbach als tadelloser Sportsmann präsentiert. Hanke und Borussia, das hat einfach gepasst. Sportlich ist die Trennung hingegen nachzuvollziehen. Wären die Leistungen immer so gewesen, wie am letzten Samstag in Mainz, eine Vertragsverlängerung wäre wohl nie ein Thema gewesen. Doch auch für einen anderen großen Gladbacher stehen am Samstag die Zeichen auf Abschied. Jupp Heynckes wird voraussichtlich seine letzte Pressekonferenz als Trainer in der Bundesliga geben. Im Borussenpark. Als Meistertrainer (wenn auch nur für die Bayern). Der Kreis schließt sich, einen würdigeren Abschied könnte man sich kaum vorstellen. Trotz ihrer vermutlich sportlichen Belanglosigkeit bietet die Partie somit allerhand Stoff zur Gefühlsduselei. Zum Abschied also bitte noch einmal mit Gefühl.

 

Die Borussia: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems - Nordtveit, Xhaka - Herrmann, Arango - Hanke, Hrgota

Der Meister: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Martinez, Schweinsteiger - Robben, T. Müller, Ribery - Mandzukic

 

Tipps:

Christoph Clausen: Das 2:2 gegen generalprobende, aber auch auf Verletzungsvermeidung bedachte Bayern ist ein schöner Saisonabschluss. Ohnehin hätte für Europa auch ein knapper Sieg nicht gereicht.

Christian Heimanns: Liebe Bayern. Ihr werdet irgendwann wieder mal ein Spiel verlieren, das steht fest. Wenn ich ihr wäre, würde ich das Risiko, dass es nächste Woche passiert, minimieren. Und dem Schicksal ein Schnippchen schlagen, indem die Niederlage einfach eine Woche vorgezogen wird. Deal? Falls nicht, 1:3. Werdet schon sehen, was ihr davon habt.

Christian Spoo: Herzlichen Glückwunsch, Jupp Heynckes. Zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft und mit der Faust in der Tasche auch zum 3:1-Sieg der Bayern im Borussia-Park. Dabei darf ich mich gleich outen: Im Champions-League-Finale drücke ich erstmals eher dem FC Bayern die Daumen. Im DFB-Pokal-Endspiel auch. Für Sie, Jupp Heynckes, Sie alte Raute! Und natürlich, damit die Latte für Pep Guardiola so hoch liegt, dass er scheitern muss. Möge der FC Bayern nach dieser, Ihrer, Saison schnell wieder zum FC Hollywood mutieren.

Thomas Häcki: Einmal habe ich die Bayern bereits als frischgebackenen Meister gesehen. Damals noch am Bökelberg. Das Spiel endete 2:2. Gegen ein solches Ergebnis hätte ich auch diesmal nichts einzuwenden. Ungeschlagen gegen den hoffentlich baldigen Champions-League-Gewinner wäre ein schöner Saisonabschluss. Wenn dann noch ein gewisses "Projekt" den Gang in die zweite Liga antritt, ist der Weg sogar frei für eine Saisonabschluss-Polonaise.

Christian Grünewald: Letzter Spieltag, es geht (fast) um nichts mehr und Jupp gibt seinen Abschied. Hört sich beschaulich an? Von wegen. Nach dem Spiel wird der Ärger überwiegen, dass es für den VfL in diesem Jahr nicht zu mehr gereicht hat - Borussia siegt mit 3:1 gegen desinteressierte Bayern.