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Die Laune im Borussen-Lager ist blendend. Nachdem die Saison mit einem sehr unerwarteten Pokal-Aus und einer sehr erwarteten Niederlage in München nicht gerade ideal begann, hat der überzeugende Heimsieg von Samstag wieder die Zuversicht der Vorbereitungsphase zurückkehren lassen. Doch trotz guter Ansätze bei starken Bayern und der tollen Umsetzung gegen ein chronisch auswärtsschwaches Hannover fehlte bisher ein echter Gradmesser zu der Frage, wo Borussia derzeit wirklich steht. Der Wunsch nach Erkenntnis wird nun womöglich schnell erfüllt: In Leverkusen wartet eine Mannschaft ohne Punktverlust, die als Dritter der Vorsaison eine Tabellenregion repräsentiert, der man sich in Gladbach langsam wieder selbst annähern möchte. Kann die Favre-Elf schon mithalten?

Der Gegner aus Leverkusen

So wie der Kollege Heinen in seiner umfassenden Auswertung der Borussen-Umfrage fleißig die Ergüsse der Borussia-Fans zusammenträgt, so kann es auch für einen Autor nicht schaden, hin und wieder seine eigenen Prognosen der Vorbereitung zu überprüfen.

Beim Bundesligacheck zu Bayer Leverkusen lag der Fokus vor allem auf dem starken Mittelfeld, in dem „erfahrene und spielstarke Profis wie Bender, Rolfes und Castro, dazu Abräumer Reinartz und der variable Hegeler […] zahlreiche taktische Möglichkeiten [bieten]“. Diese Einschätzung hat sich bisher zweifellos bestätigt, das Mittelfeld stellt auch zu Beginn dieser Saison wieder das Rückgrat im 4-3-3-System der Werksmannschaft dar, von dem die entscheidenden Impulse für das schnelle Umschaltspiel nach außen gegeben werden. Alle erwähnten Spieler konnten an den Spieltagen 1 und 2 in bekannter Manier überzeugen, als zusätzliche Alternativen bieten sich zudem der erst 17-jährige Seeler-Enkel Levin Öztunali und U21-Nationalspieler Emre Can an, der kurz vor Saisonbeginn von den Bayern kam.

In der Abwehr hielten sich die Zweifel ebenfalls in Grenzen, auch wenn bemerkt wurde, dass „die gesamte Zweitbesetzung von Tor und Viererkette“ den Verein vor der Saison verlassen hat. Bisher scheint das der Qualität nicht zu schaden, überraschend ist sogar, dass der vom Autor nichtmals erwähnte Neuzugang Emir Spahic den deutschen Nationalspieler Philipp Wollscheidt vorläufig aus der Innenverteidigung verdrängt zu haben scheint.

Zwei Mannschaftsteile wurden im SEITENWAHL-Bundesligacheck mit Fragezeichen versehen: Angriff und Trainer. Während es für einen aussagekräftigen Eindruck von Novize Hypiä noch viel zu früh ist, gibt es in der Offensive durchaus erste Erkenntnisse:

Wird André Schürrle bzw. „die Torgefahr und das Überraschungsmoment eines Spielers seiner Klasse […] auf jeden Fall vermisst […]“? Bisher kann man diese These nicht unbedingt bestätigen, Hoffnungsträger Son und Sidney Sam, von dem vor der Saison gefordert wurde, er solle endlich „den nächsten Schritt machen“, konnten bislang mit ihrer Schnelligkeit und Torgefahr überzeugen. Allerdings bleibt die Kaderbreite im Angriff kritisch, zumal Bellarabi in dieser Woche kurzerhand nach Braunschweig ausgeliehen und Talente wie Robbie Kruse und Milik bisher von Trainer Hypiä nicht berücksichtigt wurden. Stefan Kießling darf sich ohnehin nicht verletzen, ist das Leverkusener Spiel ohne den zuverlässigen Torjäger doch nur schwer vorstellbar.

Insgesamt verlief der Saisonstart für Bayer mit Siegen gegen Freiburg und in Stuttgart sehr rund, auch wenn sich gegen den VfB in der Schlussphase leichte Ermüdungserscheinungen zeigten. Echter Verlierer scheinen in Leverkusen derzeit wohl nur die Auswärtsfans zu sein, die für Plätze in der BayArena hemmungslos zur Kasse gebeten werden. Ob es sich hier rein um finanzielle Motive handelt oder damit nicht auch die akustische Übernahme des Stadions durch lautstarke Borussia-Anhänger verhindert werden soll, sei mal dahingestellt. Gelingen wird es ohnehin nicht.

Borussia

Es gibt weder Anlass noch Hinweise dafür, dass sich an der Formation der Borussia in Leverkusen etwas verändern wird. Das Sechser-Duo Xhaka-Kramer bot gegen Hannover nicht nur offensiv eine verheißungsvolle Leistung. Setzen sie diesen Trend fort, wird für Harvard Nordtveit eine Rückkehr in die erste Elf schwer – ganz zu schweigen von Luuk de Jong, der nach dem bärenstarken Heimdebüt von Raffael und Kruse weiter ein Opfer des Spiels ohne echten Stürmer bleibt.

Dennoch stehen diese beiden Mannschaftsteile weiter im Fokus – kann man auf Dauer die Kompaktheit im Zentrum aufrecht erhalten, zugleich aber auch verstärkt mit mehreren Spielern aufrücken, um offensiv gefährlich zu werden? Die Herstellung dieser Balance über 90 Minuten wird die Hauptaufgabe der Favre-Truppe bleiben. Gegen Leverkusen wird man diesbezüglich ganz besonders auf die Probe gestellt werden.

 

Voraussichtliche Aufstellungen:

Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic, Boenisch - L. Bender, Reinartz, Castro - Sam, Kießling, Son

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems - Kramer, Xhaka - Herrmann, Arango - Raffael, M. Kruse

 

SEITENWAHL-Tipps

Christian Grünewald: Alles andere als ein echter Härtetest wäre eine Überraschung. Gegen die schnellen Leverkusener muss Borussia vor allem defensiv hellwach sein, vorne könnten sich Kontergelegenheiten ergeben. So ist am Ende ein etwas glückliches 1:1 drin.

Christoph Clausen: Borussia zeigt auch bei den Ticketwucherern eine gute Leistung, unterliegt aber knapp mit 1:2.

Christian Spoo: Schnell zeigt sich, dass Bayer Leverkusen ein stärkerer Gegner ist als Hannover 96 es war. Borussia kann ihr Spiel nicht so aufziehen wie am vergangenen Samstag und unterliegt verdient mit 1:2.

Michael Heinen: In Leverkusen zeigt sich Borussia erneut engagiert, aber nicht ganz so druckvoll wie in den letzten beiden Spielen. Die größere Effizienz spricht für Bayer und einen 2:1-Heimsieg.

Christian Heimanns: Leverkusen in dieser Form stellt ohne Zweifel eine Härteprobe dar. Nach dem 2:2 weiß man bei Bayer, dass das auch für die Borussia gilt.

Thomas Häcki: Ich bin mal Optimist und hoffe auf ein 1:1. Es wird aber sehr glücklich sein.