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Preisfrage: Was wird Lucien Favre über den nächsten Gegner sagen? Genau! Es wird schwer. Nein, nicht die Beantwortung der Frage ist gemeint. Schwer wird für den Mönchengladbacher Übungsleiter die kommende Partie. Süffisant lächelt der Borussenfreund und schaut auf die aktuelle Tabelle. Schwer? Das Spiel gegen den Vize-Meister war schwer. Auch mit dem Sieg beim wiedererstarkten HSV konnte nicht unbedingt gerechnet werden. Beide Partien hatte man 2:0 gewonnen. Und nun kommt der 1. FC Nürnberg. Tabellenvorletzter. Ohne Sieg. Mit einer 0:3-Heimpleite gegen Freiburg im Gepäck. Schwer? Ein solcher Gegner sollte einer Fortführung der Gladbacher Siegesserie nicht ernsthaft im Wege stehen. Wer so denkt, könnte am Samstag eine böse Überraschung erleben.

Zufrieden schaute Dieter Hecking in den Presseraum. Grade hatten seine Nürnberger beim etwas überraschenden 3:2-Auswärtssieg drei Punkte vom Niederrhein entführt. Clever hatte der Club die defensiven Schwächen der neuformierten Borussen ausgenutzt. Zwar hatte man zwischenzeitlich einen 2:0-Vorsprung verspielt, doch im entscheidenden Augenblick schlug der an diesem Tag überragende Kiyotake zurück. Das Nürnberger Spiel hatte eine neue Qualität gezeigt, welche sich an diesem Nachmittag auch in der Tabelle wiederspiegelte. Den sechsten Tabellenplatz hatten bei einem Auftaktprogramm mit Hamburg, Dortmund und Gladbach nur die wenigsten auf der Rechnung. Die Franken schienen im Mittelfeld der Bundesliga endgültig angekommen. Seit dem hat sich viel getan. Hecking wechselte in der Winterpause nach Wolfsburg und auch sein Nachfolger Michael Wiesinger ist wieder Vergangenheit. Und die neue Qualität sucht man derzeit bei den Franken vergebens.

Natürlich hatte man sich in Nürnberg mehr versprochen. Eine Saison ohne Abstiegssorgen sollte es werden, trotz der Abgänge von Simons und Klose. Die Realität ist ernüchternd. Im Pokal bereits in der ersten Runde an Sandhausen gescheitert, in der Bundesliga wartet der Vorletzte nach elf Spielen immer noch auf den ersten Sieg. Den bislang negativen Höhepunkt lieferte eine 0:5-Pleite gegen den HSV, als der Club im eigenen Stadion nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wurde. Die höchste Bundesliga-Heimniederlage seit fast 30 Jahren. Der im Frankenland wenig geliebte Michael Wiesinger wurde kurz danach beurlaubt, Geertjan Verbeek heißt der neue Spielleiter. Der Niederländer trainierte Heerenveen und Alkmaar zeitweise recht erfolgreich und führte die Clubs in das obere Tabellendrittel der Eredevisie. In Nürnberg begann er jedoch, wie Wiesinger aufhörte: Ein Auswärtspunkt und eine Heimpleite.

Überhaupt zeigt sich der Club bislang gastfreundlich. Zwei mickrige Punkte bei 3:12 Toren aus fünf Heimspielen – selten war das Punktesammeln so leicht im easyCredit-Stadion. Das macht im Umkehrschluss aber auch fünf Punkte aus sechs Auswärtsspielen. Lediglich bei den Bayern setzte es eine 0:2-Niederlage und auch die kam erst in der Schlussphase zustande. Ansonsten spielt man fleißig nach dem Motto: „Verloren ist, wenn der Schiedsrichter abpfeift“. Lediglich in Braunschweig lag man in Führung. Bei allen anderen Partien kämpfte sich der Club ins Spiel zurück, in Hoffenheim und Bremen sogar nach Zwei-Toren-Rückstanden. Besonders zu beachten ist hierbei Neuzugang Josip Drimic. Der Schweizer erzielte drei der letzten 4 Ausgleichstreffer und erfüllte damit bislang die Erwartungen, die man in ihn setzte. Das gilt auch für Klose-Ersatz Emanuel Pogatetz, während der dritte namenhafte Neuzugang Daniel Ginczek seinen Stammplatz vorerst verloren haben dürfte.

Natürlich stellt sich die Frage nach der Auswärtsstärke der Franken. Aber vielleicht nutzten sie bislang auch nur die Schwächen ihrer Gegner? Richtig ist, dass Hoffenheim, Braunschweig, Bremen, Frankfurt und Stuttgart in dieser Saison keine Übermannschaften darstellen. Drei dieser Teams waren aber auch bereits im Borussia-Park zu Gast. Insofern darf man mit der gleichen Berechtigung auch fragen, was es mit dem blütenweißen Heimnimbus der Gastgeber auf sich hat. Der Samstag wird hierzu einige Antworten geben. Denn klar ist, dass mit den Franken eine andere taktische Ausrichtung als bislang an der Weisweiler-Allee zu Gast ist. Nürnberg wird nicht den offenen Schlagabtausch suchen, sondern über Kampf und Pressing aus einer gesicherten Defensive agieren. Wie wenig der Borussia eine solche Ausrichtung schmeckt, konnte bislang in Berlin oder Augsburg beobachtet werden. Das kommende Spiel könnte dem Zuschauer somit mehr Geduld abverlangen, als er es eigentlich erwarten dürfte.

Am Niederrhein herrscht derweil eitel Sonnenschein. Den angeblichen Auswärtsfluch gebrochen, daneben nach über 20 Monaten wieder einmal zwei Siege in Folge. Die Reise nach Hamburg hätte nicht erfolgreicher laufen können. Auch weil der HSV als Gastgeber fleißig Geschenke verteilte und auch das Aluminium zweimal vor Gegentreffern rettete. Verdient war der Sieg, aber eben auch ein wenig glücklich. Erfreulich war, dass Tony Jantschke erneut einen überzeugenden Auftritt in der Innenverteidigung ablieferte und Julian Korb einen mehr als gleichwertigen Vertreter auf der rechten Abwehrseite gab. Weniger erfreulich war hingegen die gelbe Karte gegen Martin Stranzl, welche die derzeitigen Verteidigungsprobleme nicht kleiner macht. Auch wenn die Defensive an der Alster zeitweise mehr unter Druck geriet, als dem Borussen-Fan lieb sein durfte, gibt es derzeit keine Veranlassung zu personellen Veränderungen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Offensive, die im Moment glänzend harmoniert – soweit es der Gegner zulässt. Nimmt man ihr den Raum, wird es schwierig. Schafft sie sich trotzdem ihren Raum, ist es ein Zeichen von Qualität.

Die neue Qualität wird auch außerhalb des Niederrheins wahrgenommen und bestimmt zeitweise die Nachrichtenlage anders, als es wünschenswert wäre. Da ist zum einen die ärgerliche, weil überflüssige Diskussion um die Vertragsverhandlungen von Torhüter ter Stegen. Auch wenn das angebliche Interesse des FC Barcelona nie ernsthaft unterlegt werden konnte, wird dieses Gerücht von gewissen Kreisen immer wieder dankbar in allen Facetten aufgewärmt. Wahr ist, was Auflage schafft. Eine echte Nachricht ist dadurch freilich noch nicht entstanden. Des Weiteren wird Max Eberls erfolgreiche Personalpolitik gelobt. So sehr man ihm dieses Lob  auch gönnt, so sehr möchte man auch bitten, beim nächsten Fehltransfer nicht wieder den Stab über den Sportdirektor zu brechen. Eberls Arbeit ist langfristig angelegt. Betrachtet man Borussias Werdegang seit seinem Amtsantritt, so ist der Fortschritt unübersehbar. Dafür gebührt ihm Lob, nicht für den Augenblick. An der langfristigen Ausrichtung wird das nächste Heimspiel also wenig ändern. Kurzfristig geht es darum, den Platz an der Sonne zu verteidigen. Ein Platz im oberen Tabellendrittel wäre der nächste große Schritt für die Elf vom Niederrhein.

 

Aufstellungen:

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen – Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt – Kramer, Xhaka – Herrmann, Arango – Kruse, Raffael.

1. FC Nürnberg: R. Schäfer - Chandler, Nilsson, Pogatetz, Plattenhardt - Stark - Mak, Hasebe, Kiyotake, Hlousek - Drmic



SEITENWAHL-Meinung:

Thomas Häcki: Es wird schwer. Aber die Borussia ist reif genug, um mit dem 2:0 auch den dritten Sieg in Folge zu erreichen.

Michael Heinen:Nürnberg ist zwar ein unangenehmerer Gegner als es der Tabellenplatz aussagt. Aber wen stört das? Borussia spielt zuhause und das lässt in dieser Saison regelmäßig einen 4:1-Sieg erwarten.

Christian Spoo: Wer ein Fußballfest erwartet, wird enttäuscht. Nürnberg zieht sich zurück und macht Borussias Angreifern das Leben schwer. Mit Glück gelingt denen trotzdem ein Treffer, mit Pech gelingt Nürnberg stattdessen ein Kontertor. Diese Faktoren herausrechnend prognostiziere ich ein 0:0.

Christian Heimanns: Wer bereits ein paar Fußballspiele beobachten durfte weiß, dass gegen einen Tabellenvorletzten gewöhnlich kein Schützenfest herauskommt sondern ein fürchterliches Gewürge. Am Ende reicht es trotzdem zu einem 2:1 der Borussen.

Christoph Clausen: Nürnberg macht es Dortmund nach und verliert im Borussiapark nur mit zwei Toren Abstand. Anders als den Dortmundern gelingt den Nürnbergern dabei sogar ein eigener Treffer.

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