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Die vergangene Saison ist von nicht wenigen Borussen-Fans als leicht enttäuschend wahrgenommen worden. Nur Platz acht in der Liga, das war nach der rauschhaften Spielzeit 2011/12 und dem erstmaligen Erklingen der Champions-League-Hymne im Borussia-Park weniger, als so mancher erwartet hatte – allen Euphoriebremsversuchen der Vereinsführung zum Trotz. In dieser Spielzeit reicht ein Blick auf den nächsten Gegner, um zu erkennen: uns ging’s letztes Jahr noch Gold!

Der SC Freiburg hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie Borussia ein Jahr davor. Nach einer Sensationssaison folgte ein personeller Aderlass und zusätzlich die Doppelbelastung aus Europapokal und Bundesliga. Im Gegensatz zu Borussia im vergangenen Jahr steht Freiburg aber in dieser Spielzeit nicht in Schlagweite der Europapokalplätze und in der Euro-League droht trotz des Sieges in Liberec das Aus in der Gruppenphase. So prekär ist die Lage an der Dreisam, dass Trainer Christian Streich die Prioritäten schon justiert hat: wichtig ist die Liga, um dort zu bestehen, würde gegebenenfalls das Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft hingenommen.

Immerhin kann Streich am Sonntagabend in Gladbach auf die in Liberec noch gesperrten Ergänzungsspieler Guedé und Höfler zurückgreifen. Aber mit Schuster, Schmid, Muidza, Hedenstad und Terrazino und eventuell auch noch Darida und Mehmedi fallen viele Spieler, darunter mindestens fünf potenzielle Startelfkandidaten, aus.

Optimistisch hatte SEITENWAHL vor der Saison den Freiburger Kader analysiert und festgestellt, dass der Kader in der Breite nicht stärker geworden sei – deswegen wirken sich die Ausfälle umso drastischer aus. Die in der selben Analyse getroffene Prognose, der SC sei kein Abstiegdskandidat, muss kassiert werden. „Wenn es gut läuft, ist die Qualität auf der einen oder anderen Position sogar höher, als zuvor“, konstatierten wir. Nun, gut läuft es zweifelsohne nicht, die Spieler, die den Weggang von Leistungsträgern wie Kruse, Flum, Rosenhal und Makiadi kompensieren sollten, sind nur teilweise so eingeschlagen, wie in Freiburg gehofft. Auch hier zeigt sich eine Parallele zu Borussia im Vorjahr, als gerade de Jong und Xhaka die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnten, aber in Freiburg sind die Konsequenzen deutlich dramatischer.

Die Schweizer Nationalspieler, die Flum und Kruse ersetzen sollten, haben ihre Stammplätze sicher.  Mittelfeldmann Gelson Fernandes überzeugte bisher allerdings selten. Erst am letzten Spieltag in Braunschweig änderte sich das. Gelson  schoss das entscheidende Tor zum Freiburger 1:0-Sieg und machte auch sonst ein sehr ordentliches Spiel. Besser lief es für Angreifer Admir Mehmedi, der nach schleppendem Start immerhin schon dreimal traf und in der Regel zu den besseren Spielern seiner Mannschaft gehörte.

Dass Vaclav Pilar ein Risikotransfer ist, war den Freiburger Verantwortlichen bewusst, einen fitten Pilar hätte der SC vermutlich nicht bekommen. So wundert es auch nicht, dass der Tscheche erst am neunten Spieltag sein Ligadebut gab. In Braunschweig stand er in der Startelf, zeigte aber nicht viel. Gegen Liberec saß der 14-fache Nationalspieler wieder draußen.

Der zweite neue potenzielle „Sechser“ im Kader, Francis Coquelin, wird von Streich bisher eher auf der Außenposition im Mittelfeld eingesetzt. Dabei hat der Franzose bisher selten überzeugt, stand in der Bundesliga zuletzt nicht mehr regelmäßig in der Startelf und durfte sich ansonsten schon dreimal über die besondere Auszeichnung freuen, von seinem Trainer schon zur Halbzeit aus dem Team genommen zu werden. Gegen Liberec gelang dem ihm der entscheidende Treffer, in der Bundesliga traf Coquelin noch nicht.

Das meiste Interesse von Gladbacher Seite zieht das Abschneiden von Mike Hanke auf sich. Viele Anhänger hätten den populären und volkstümlichen Angreifer gerne weiter im Borussentrikot gesehen, der aber verzockte sich im Vertragspoker und musste gehen. Sein Einstand in Freiburg war ordentlich, durchwachsene Leistungen und Verletzungspech machten aber aus Hanke inzwischen wieder das, was er in Gladbach am Ende auch war: eine Teilzeitkraft. Inzwischen weint in Mönchengladbach wohl kaum mehr einer dem interviewfreudigen Blondschopf eine Träne nach, zumal es im Gladbacher Angriff in dieser Saison auch ohne Hanke bisher tadellos läuft.

So schlecht es für Freiburg bisher läuft, sollte Borussia sich hüten, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Nach zuletzt vier Siegen in Folge ist diese Gefahr zweifelsohne gegeben, da mögen sie im Borussia-Park noch so sehr betonen, wie sehr sie von Spiel zu Spiel denken. Freiburg hat in der Bundesliga auswärts dreimal in Folge nicht verloren, zweimal hintereinander gar gewonnen. In Nürnberg war der SC zwar das schwächere Team, ging aber dennoch mit einem hohen Sieg vom Platz – eine Geschichte, die uns Gladbachern bekannt vorkommen sollte. In Braunschweig gewann Freiburg hochverdient – aber nun gut, das war Braunschweig. Der Euro-League-Erfolg gegen Slovan Liberec am Donnerstag Abend war glücklich, dürfte der Streich-Elf aber Rückenwind verschaffen – außerdem zeigte Freiburg in Tschechien zwar kein großes Spiel, aber einen großen Kampf.

Borussia sollte für die Breisgauer definitiv ein anderes Kaliber darstellen als Braunschweig und auch als Liberec. Man muss es vor diesem Spiel klar sagen: alles andere, als ein Sieg, wäre ein Tiefschlag für die ambitionierten Borussen. Schwere Spiele liegen vor der Mannschaft. Die Heimspiele gegen Schalke und Wolfsburg werden richtungsweisend sein, vorausgesetzt, die Pflichtaufgabe Freiburg wird zufriedenstellend gelöst.

Personell dürfte sich im Vergleich zu den vergangenen Spielen nichts ändern. Lucien Favre hat sich als extrem wenig wechselfreudig erwiesen, wenn es keine unbedingte Notwendigkeit gibt. So gibt es im Kader nur wenige Basisspieler, die sich, sofern fit, darauf verlassen können, in der Startelf zu stehen. Für alle anderen gilt: wer sich verletzt, ist seinen Stammplatz quitt, sofern sich der Ersatz nicht allzu blöd anstellt. Von daher gilt  für Filip Daems, Roel Brouwers und Havard Nordtveit wohl: wir müssen leider draußen bleiben. Die vermeintliche Notlösung mit Korb und Jantschke darf sich am Sonntag weiter bewähren. Darüber hinaus gibt es für Lucien Favre ohnehin keine Notwendigkeit, etwas zu ändern.

Aufstellungen

Borussia: ter Stegen – Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt – Kramer, Xhaka – Arango, Herrmann – Raffael, Kruse

Freiburg: Baumann –  Sorg, Krmas, Diagne, Günter – Ginter – Freis, Coquelin, Fernandes, Lorenzoni - Hanke

SEITENWAHL-Prognose

Christian Heimanns: Freiburgs Strategie, nur mit Auswärtssiegen die Liga zu erhalten, erleidet im Borussia Park einen Rückschlag. Mit einem schwer erkämpften 1:0 für die Borussen.

Michael Heinen: Es wird wie schon gegen Nürnberg ein hartes Stück Arbeit. Aber daheim ist Borussia eine Macht und in der Lage, Statistiken aus der Vergangenheit vergessen zu lassen. Am Ende steht ein knapper 2:1-Heimsieg.

Christian Spoo: Was ich fälschlicherweise vom 1.FC Nürnberg erwartete, wird der SC Freiburg tatsächlich praktizieren: hinten reinstellen und Borussia die Lust am Kreativspiel nehmen. Das gelingt nur bedingt und kann den fünften Gladbacher Sieg inFolge nicht verhindern. Der fällt mit 1:0 allerdings ziemlich knapp aus.

Christoph Clausen: Der Tag wird kommen, an dem die Borussia erstens zuhause und zweitens gegen ein Team aus letzten Tabellendrittel Punkte liegen lässt. Aber noch nicht am Sonntag. Da gelingt ein 2:0.

Thomas Häcki: Nach Stuttgart nun der sympathischere Verein aus diesem Bundesland dort unten links neben Bayern. Freiburg spielt auch sympathischer auf, doch das Glück ist auf der Seite der Borussen. 3:2 - der bislang knappste Sieg.

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