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Am 5. Oktober des vergangenen Jahres reiste der BVB als ungeschlagener Tabellenführer zum Tabellen-7. nach Gladbach, der bis zu diesem Zeitpunkt 9 Punkte weniger eingefahren hatte. Der glorreiche 2:0-Erfolg war für beide Vereine wegweisend. Während Borussia aus den letzten 10 Partien der Vorrunde 23 Punkte mitnahm, waren es für die Westfalen nur noch trostlose 13, wodurch zur Winterpause die wahre Borussia vor ihrer Namenscousine platziert war. Vor dem erneuten Aufeinandertreffen in der Rückrunde hat sich das Blatt erneut gewendet. Während der BVB in 7 der letzten 8 Pflichtspiele siegreich blieb, wartet Borussia schon seit 9 Partien auf einen Dreier. Da wäre es umso schöner, wenn die Partie gegen die Schwarz-Gelben wie in der Vorrunde die Wende zum Guten einleiten könnte.

Rein statistisch spricht aber nicht nur die Bilanz der letzten Monate gegen ein solches Szenario. Im (einstigen) Westfalenstadion konnte Gladbach im April 1998 letztmalig gewinnen - damals übrigens ein überlebenswichtiges 2:1, das den ersten Abstieg um ein Jahr hinauszögerte. Der letzte Punktgewinn ist ebenfalls bereits über 9 Jahre her. 7 Mal in Folge siegte das Böse, in den letzten 4 Partien allein mit einem kumulierten Torverhältnis von 14:1.

Dieses trostlose Zahlen-Wirrwarr lässt befürchten, dass der erhoffte "Favre-Effekt" allzu schnell verpuffen könnte. Wunderbares sollte man von dieser Vertragsverlängerung in der kurzen Frist ohnehin nicht erwarten. Es ist zweifelsohne ein deutliches Zeichen an Mannschaft und Öffentlichkeit, dass der Trainer unter keinen Umständen, d.h. unabhängig von der weiteren sportlichen Entwicklung der nächsten Wochen, zur Diskussion steht. Die Wirkungen sollten sich aber eher langfristig als positiv erweisen, denn Lucien Favre hat in seinen 3 1/2 Jahren in Diensten des VfL mehrfach nachgewiesen, welch herausragender Fachmann er ist und dass er den Verein auch in schwierigen Zeiten auf die Erfolgsspur zurückführen kann.

Die derzeitige Krise darf aber keineswegs beschönigt werden, denn eine solch intensive Durststrecke ist nicht allein nur mit Pech zu erklären. In den vergangenen Jahren zeichnete sich Favres Elf regelmäßig durch mentale Stärke aus. Davon ist in den letzten Wochen nichts mehr zu sehen. Das Herbeireden einer Krise, das in Teilen der Medien bereits nach der Auftaktniederlage gegen die Bayern begonnen hatte, scheint viele Spieler mehr und mehr verunsichert zu haben, und entwickelte sich so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Ein solch langanhaltendes Tief hat stets viele Gründe und jeder Beteiligte muss sich ob seiner möglichen Verfehlungen hinterfragen. Einen einzelnen Sündenbock auszumachen, wäre aber hochgradig unfair und zudem kontraproduktiv. So schwer es dem leidgeplagten Fan fallen mag, so bestehen immer noch die besten Chancen, aus dieser schwierigen Phase zu entkommen, wenn alle gemeinsam und konstruktiv daran arbeiten. Hämischer Applaus oder Pfiffe gegen die eigenen Spieler sollten daher zumindest während der 90 Minuten unterbleiben. Konstruktive Kritik an diversen Personalentscheidungen des Trainers, an ausbleibenden Offensiv-Transfers des Managers im Winter-Transferfenster oder an der Einstellung einiger Profis darf und muss aber geübt werden können, damit aus potentiellen Fehlern für die Zukunft gelernt werden kann.

Personell steht hinter Tony Jantschke (Fußprellung) und Granit Xhaka (Grippe) ein Fragezeichen. Im Falle einer rechtzeitigen Genesung könnte der Schweizer wieder mit Kramer die Doppel-6 bilden, nachdem zuletzt beide gelbgesperrt aussetzen mussten. Für Havard Nordtveit bliebe dann einmal mehr nur die Bank, was nach seinen zuletzt gezeigten Leistungen nicht völlig unverdient wäre.

Jantschke würde in jedem Fall wieder in die Viererkette zurückkehren - vermutlich in die Innenverteidigung, wo er Alvaro Dominguez verdrängen könnte. Sehr unwahrscheinlich ist aber, dass es für Borussias Nr. 24 ein Wiedersehen mit seinem Freund Marco Reus auf dem Spielfeld geben wird. Dieser soll aller Voraussicht nach nicht rechtzeitig fit werden. Dass selbst 99,9% Ausfallwahrscheinlichkeit manchmal nicht ausreichen, bewies in der Vorwoche zwar der Augsburger Daniel Baier. Reus machte in den letzten Wochen allerdings ohnehin keinen allzu fitten Eindruck, so dass Klopp ihn nicht um jeden Preis spielen lassen wird. Da auch Mkhitaryan mit Gelbsperre ausfällt, gehen den Dortmundern andererseits so langsam die Mittelfeldspieler aus, so dass der 21jährige Jonas Hofmann vermutlich zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison in der Startelf stehen wird.

Relativ gut stehen die Chancen, dass er dort mit Robert Lewandowski zusammenspielen kann, der am Freitag wieder ins Training einsteigt und damit voraussichtlich spielbereit sein wird. Letztlich wird die Aufstellung beider Teams aber sekundär sein, da der BVB in jedem Fall eine deutlich höherwertige Mannschaft wird stellen können, die im Normalfall selbst gegen eine Borussia in Bestform als klarer Favorit auf einen Heimsieg gilt. Fernab vom Ergebnis wird es sehr darauf ankommen, wie sich die Elf von Lucien Favre in Dortmund präsentiert. In den vergangenen Wochen gab es gegen schwächere Gegner zumindest noch knappe Ergebnisse. Mit der Leistung, die dort über weite Strecken abgeliefert wurde, könnte es in Dortmund aber gut und gerne zu einer Wiederholung des 0:5-Ergebnisses aus dem Vorjahr kommen. Um dies zu verhindern oder im Idealfall sogar eine Wende zum Besseren einzuleiten, wird die Mannschaft schon, wie von ihrem Trainer eingefordert, das sprichwörtliche Gras fressen müssen.

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Aubameyang, Kehl, Sahin, Hofmann, Großkreutz - Lewandowski

Borussia: ter Stegen - Korb, Dominguez, Stranzl, Daems - Herrmann, Kramer, Xhaka, Arango - Raffael, Kruse

Seitenwahl-Tipps

Michael Heinen: "In Dortmund gibt es leider wieder nichts zu holen. Das 0:3 wird die Stimmung rund um den Borussia-Park ganz bestimmt nicht heben."

Christian Spoo: "Unterschriebene Verträge sind derzeit das einzige, über das sich Borussias Fans freuen können. Um nach der 0:4-Niederlage in Dortmund die Stimmung wieder anzuwärmen, müsste in der kommenden Woche aber schon mindestens ein deutscher Nationalspieler seinen Wechsel zu Borussia bekannt geben."

Christoph Clausen: "Bei den 09ern war schon in guter Form meist wenig zu holen. In der aktuellen Verfassung spricht leider alles für eine Niederlage. Mit 1:3 hält sie sich immerhin in Grenzen."

Christian Heimanns: "Nichts gibt´s für die Borussen. Nach der 2:1 Niederlage sollten intern alle Zähler auf Null gestellt werden, um wieder in die Spur zu kommen."