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Nach Frankfurt, Hamburg und Nürnberg jetzt Stuttgart und Freiburg – bevor es für Borussia an den letzten drei Spieltagen in direkte Duell um die internationalen Plätze geht, muss man zunächst an der derzeitigen Nachhut der Bundesliga vorbei. Doch nicht nur im Rennsport birgt das Überrunden durchaus seine Tücken, vor allem wenn sich die Gegner im hinteren Feld selbst heiße Positionskämpfe liefern: So hat sich der VfB Stuttgart seit der Amtsübernahme durch Huub Stevens stabilisiert und versteht es wieder besser, das vorhandene Potenzial auf den Platz zu bringen. Durch den Erfolg gegen den SC Freiburg meldete man sich im Kampf um den Klassenerhalt zurück, und mit Blick auf die sechs Teams im Tabellenkeller machen die Schwaben derzeit bei weitem nicht den schlechtesten Eindruck. Kein Selbstläufer also für den VfL, wie auch Trainer Lucien Favre wie üblich verlauten ließ.

Abwärtstrend seit dem Hinspiel

Als Borussia im Herbst des vergangenen Jahres in Stuttgart gastierte, befand sich das Team von Lucien Favre in Höchstform. Nach einer recht offenen ersten Hälfte ließ man dem VfB im zweiten Durchgang kaum eine Chance, vergab vorne aber selbst zahlreiche, sodass der 2:0-Endstand für die Gastgeber am Ende noch schmeichelhaft daher kam. In Stuttgart zeichnete sich in jenen Wochen zum ersten Mal ab, dass der zwischenzeitliche Höhenflug mit Jung-Trainer Thomas Schneider womöglich doch nicht von dauerhafter Natur sein könnte. Dass es so weit nach unten gehen würde, war wohl dennoch nur für die wenigsten vorstellbar – trennten beide Teams nach der Hinrunden-Partie noch 9 Punkte, sind es im Vorfeld des Rückspiels ganze 21 Zähler.

Und das, obwohl auch die fußballerische und mentale Leichtigkeit bei Borussia zwischenzeitlich abhandenkam. Seit der Winterpause, spätestens aber seit den drei Niederlagen zum Rückrundenstart, musste man am Niederrhein notgedrungen dazu übergehen, sich die Punkte wieder mehr zu erarbeiten als zu erspielen – das jedoch mit Erfolg: Vier Siege aus den letzten fünf Spielen lassen so manchen Anhänger das teilweise sehr holprige Zustandekommen derselben schnell vergessen, denn die Resultate stimmen. Auch in Nürnberg war dies der Fall, und trotz der fehlenden Abgeklärtheit vor dem Tor gewann man dank Arangos Freistoß und Kruses Cleverness gegen den defensiv arg gebeutelten Club schlussendlich verdient.

Ein wenig erinnerte das Spiel beim Club sogar an die Vorrundenbegegnung gegen Stuttgart - an die fußballerische Qualität von damals reichte die Leistung allerdings auch diesmal nicht heran, zu unruhig wirkte die Mannschaft in vielen Szenen, zu wenig Impulse gingen von der Mittelfeldzentrale aus.

Stuttgart: Flinke Offensive, verbesserte Abwehr

Und genau diese zuletzt nur vereinzelt aufblitzende Kreativität wird Borussia brauchen, um den VfB unter Huub Stevens zu knacken. Der Branchen-Veteran verordnete den Schwaben einerseits seine bekannte Defensiv-Kur, die zumindest in Duellen mit der direkten Konkurrenz gleich ihre positive Wirkung zeigte: Mit einer Bilanz von -13 ist der VfB in Sachen Tordifferenz regelrecht der Krösus im Keller.

Zugleich setzt Stevens vorne auf Dynamik, um die Gefahr im Umschaltspiel und bei Kontern zu erhöhen. So katapultierte er den bei Schneider und Labbadia abgemeldeten Traoré zurück in die Startelf, der es ihm gleich mit guten Auftritten und Torvorlagen dankte. Neben dem (in Kürze wohl auch offiziellen) Neu-Gladbacher kehrten der zuvor Langzeitverletzte Didavi und Martin Harnik in die Startformation zurück, sie erhielten gegen Freiburg den Vorzug vor sensiblen Technikern wie Leitner, Maxim und dem jungen Timo Werner. Zugleich bleiben diese Spieler aber interessante Wechseloptionen, die das Angriffsspiel der Stuttgarter auch zu vorgerückter Spielzeit wesentlich beleben können – keiner der sonstigen Abstiegskandidaten hat eine vergleichbare Breite an fußballerisch starken Offensivspielern zu bieten.

Sorgen macht bei den Stuttgartern derzeit nur Mittelstürmer Ibisevic, der nach seiner dümmlichen Rotsperre nicht mehr richtig in Tritt zu kommen scheint – es wäre keine große Überraschung, wenn Stevens im Borussia-Park entweder den bisherigen Flop-Transfer Abdellaoue eine neue Chance geben oder womöglich Harnik als Stoßstürmer aufbieten würde.

Borussia: Auf welche Viererkette setzt Favre?

Gerade auf den Flügeln wird es besonders interessant sein zu sehen, ob und wie Lucien Favre auf die Schnelligkeit des Gegners reagieren wird. Der in Nürnberg erstmals als Außenverteidiger aufgebotene Dominguez oder der wiedergenesene Daems auf der linken sowie Jantschke oder Korb auf der rechten Seite haben wohl einiges an Arbeit vor sich.

Der personellen Besetzung der Viererkette  könnte somit eine entscheidende Rolle zukommen, während ansonsten wie üblich wenig personelle Änderungen zu erwarten sind. Dabei ist mit Blick auf die Tabelle und das Restprogramm der Borussia und ihrer Konkurrenten um die internationalen Plätze ein Sieg nahezu Pflicht, um die gute Ausgangsposition nicht zu gefährden. Eine weitere Steigerung der spielerischen Qualität wäre dem natürlich äußerst zuträglich – mit einer Leistung wie im Hinspiel stehen die Chancen auf drei Punkte auch an diesem Samstag gut.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Stuttgart: Ulreich – Schwaab, Niedermeier, Rüdiger, Boka – Gruezo, Gentner – Traoré, Didavi, Harnik – Ibisevic (Maxim)

Gladbach: ter Stegen – Korb (Daems), Jantschke, Brouwers, Alvaro Dominguez – Kramer, Nordtveit –Herrmann, Arango – Raffael – Kruse


SEITENWAHL-Prognose:

Christian Heimanns: VfL gegen VfB, Europakandidat gegen Abstiegskämpfer. Genauso wie immer, nur ganz anders weil umgekehrt. Zu dieser neuen Sachlage passt nur ein 2:0 Sieg der Borussen.

Christian Spoo: Wer nach Europa will, für den sollten schwächelnde Schwaben kein unüberwindbares Hindernis sein. Ein Hindernis sind sie nichtsdestoweniger, mühsam ringt Borussia den VfB nieder und gewinnt mit 2:1.

Michael Heinen: Heimspiele gegen Stuttgart waren in den letzten Jahren wenig erfolgreich. Aber das waren Heimspiele gegen Hamburg oder Auswärtsspiele in Nürnberg ebensowenig. Die Zeiten haben sich zum Glück geändert und deswegen sollte Borussia zu einem weiteren Heimsieg kommen - 2:1.

Thomas Häcki: Momentan wirkt die Mannschaft, als hätte sie Angst vor der eigenen Courage. Das erklärt auch, warum die Leichtigkeit im Gladbacher Spiel verloren gegangen ist. Leichtigkeit war aber in dieser Saison nie ein Thema für die Schwaben. Dafür geistert das Abstiegsgespenst zu deutlich beim VfB. Viel Kampf und Krampf und ein 1:0 mit einer einzigen gelungenen Aktion.