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Endspiel in Wolfsburg! Noch vor einem Jahr hätte diese Nachricht Sorgenfalten auf die Stirn gezaubert. Ein Abstiegs-Endspiel? Bitte nicht! Doch weit gefehlt. Mit dem Saisonausgang konfrontiert, hätten beide Parteien vor der Saison sicherlich freudig zugegriffen. Denn sowohl die Borussia als auch der VfL Wolfsburg haben bereits verdient einen Platz im oberen Tabellendrittel sicher. Das Saisonziel ist erreicht. Ein Endspiel um die goldene Ananas also, wie sie Gladbach in den letzten beiden Jahren führte? Weit gefehlt, denn der Ausgang dieses Spiels bestimmt nicht nur die Tabellenplätze beider Vereine. Man darf sich auch erlauben, auf fremde Plätze zu schielen, ob nicht sogar mehr möglich ist. Nach der Pflicht folgt am Samstag somit die Kür.

Wolfsburgs Formkurve in der Saison zeigt erstaunliche Parallelen. Zumindest wenn man auf die Ergebnisse schaut. Mit vier Niederlagen aus den ersten acht Spielen startete man mäßig in die neue Saison. Doch nach einer blamablen Niederlage zu Hause gegen Braunschweig fing sich das Team von Dieter Hecking und verlor in der restlichen Hinrunde kein Spiel mehr, einschließlich der Partie in Mönchengladbach. Ähnlich verlief der Start in die Rückrunde. Nur drei Siege aus den ersten neun Spielen waren eigentlich zu wenig für die eigenen Ansprüche. Doch danach folgten fünf Siege aus sieben Partien, nur in Dortmund verlor man denkbar unglücklich. Die Borussia trifft als auf ein gefestigtes Team. Das sich die Niedersachsen überhaupt noch verhalten Chancen auf die Champions League ausrechnen dürfen, liegt vor allem an den beiden kroatischen Nationalspielern. Ivica Olic spielt im Herbst seiner Karriere seine vielleicht nicht beste, aber treffsicherste Saison. 14 Tore bei 6 Assists stehen bei ihm mittlerweile zu Buche, sechs Treffer alleine in den letzten acht Spielen. Ebenfalls sechs Treffer steuerte Ivan Peresic bei, in den letzten sieben Spielen wohlgemerkt. Damit waren die beiden an über zwei Dritteln der letzten Wolfsburger Tore beteiligt. Überhaupt ist die Wolfsburger Torgefahr beachtenswert. Seit Anfang Oktober traf man nahezu in jedem Pflichtspiel, lediglich im Pokal-Halbfinale in Dortmund ließ man seine Chancen ungenutzt liegen.

Defensiv sieht es hingegen etwas nüchterner aus. Seit Dezember blieb Torhüter Benaglio nur ein einziges Mal ohne Gegentreffer. Dabei verfügt Dieter Hecking über eine eingespielte Defensive, die seit der Rückrunde mit Träsch, Naldo, Knoche, Rodriguez sowie Gustavo gesetzt scheint. Lediglich die zweite 6er-Position war zuletzt vakant. Mit Jan Polak kam wieder etwas Stabilität in den Spielaufbau. Kein Zweifel, Wolfsburg verfügt über eine starke Mannschaft, die derzeit genau dort steht, wo sie hingehört. Gleiches lässt sich aber auch von der Borussia sagen. Kollektive Erleichterung war nach dem Sieg gegen Mainz und der Sicherung von Platz sechs zu spüren. Die Achterbahn der Gefühle in der Rückrunde erhielt nach der desaströsen Niederlage im Breisgau einen neuen Tiefpunkt. Nicht wenige sahen die Qualifikation für Europa in Gefahr. Die Antwort viel mit einer taktischen Meisterleistung auf Schalke und einem beherzten Sieg gegen Mainz eindrucksvoll aus. „Ach hätte die Borussia doch in der gesamten Rückrunde so gespielt“, seufzt so mancher Gladbach-Fan. Und die Wolfsburger können dies nachempfinden.

Wenig wahrscheinlich erscheint es, dass die Champions League von einem der beiden Teams noch erreicht werden kann. Eine Heimniederlage gegen Bremen hätte für Leverkusen fast schon Unterhaching-Charakter und würde den Mythos von Vizekusen neu aufleben lassen. Doch wie groß wäre der Katzenjammer, falls Bayer tatsächlich ausrutschen würde und die Chance Champions League fahrlässig verpasst wurden wäre? Zwar haben sich die Rheinländer nach einer wahrlich desaströsen Rückrunde zuletzt wieder soweit gefangen, dass eine Niederlage unwahrscheinlich scheint. Aber der 34te Spieltag schreibt manchmal seine ganz eigenen Geschichten. Selbst wenn Bayer gewinnt, geht es in Wolfsburg immer noch um die Direktqualifikation zur Gruppenphase. Wie gefährlich die Play-Offs werden können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Stuttgart scheiterte in dieser Saison, Mainz zwei Jahre zuvor. Dabei müssen es nicht Gegner, wie der FC Sevilla oder Dynamo Moskau sein, die die Play-Offs zu einem Risiko werden lassen. Alleine in diesem Jahr sorgten Vereine wie HNK Rijeka, Pandurii Targo Jiu, Apollon Limassol oder Esbjerg fB für Aufsehen. Unbekannt, unterschätzt und oft gefährlich. Fußballfeste feiert man gegen solche Gegner nicht.

Endspiel-Charakter in Wolfsburg. Dabei sind die Niedersachsen im Vorteil, denn die Borussia muss gewinnen, Wolfsburg kann mit einem Unentschieden leben. Solange in Leverkusen alles seinen geplante Gang geht, wohlgemerkt. Je länger es in der BayArena aber Unentschieden steht, desto höher wird auch der Druck auf Heckings Team, denn der Abstand zwischen den Werkteams beträgt nur einen Punkt. Es darf also davon ausgegangen werden, dass auch Wolfsburg die Entscheidung suchen wird. Mit mehr Hang zur Sicherheit, wenn Leverkusen in Führung geht. Fußball kann kompliziert sein, besonders am letzten Spieltag. Für Juan Arango könnte es die Krönung seiner Zeit bei Borussia werden. Wenn er seinen mutmaßlich letztes Spiel so versteht. Gegenüber der Rheinischen Post soll er verkündet haben, dass dies seine letzte Saison für die Borussia sei. Auch wenn man im Borussen-Park noch abwiegelt, die Zeichen stehen auf Abschied. Das ist schade, denn man hätte ihm einen größeren Abschied gewünscht. Aber vielleicht zelebriert er diesen am Samstag ja selber.

 

Aufstellung:

Wolfsburg: Benaglio - Träsch, Naldo, Knoche, Rodriguez - Luiz Gustavo, Polak - de Bruyne, Arnold, Perisic - Olic

Borussia: ter Stegen - Korb, Jantschke, Stranzl, Alvaro Dominguez - Kramer, Nordtveit - Herrmann, Arango - Raffael - M. Kruse

 

Tipps:

Thomas Häcki: Die Borussia unterliegt gemäß weiterer Bitten mit 1:3. Noch Fragen?

Michael Heinen: Endlich ist die Meisterschaft auch für alle Nicht-Bayern beendet. Zum krönenden Abschluss einer tollen Saison reicht es leider nicht. Die Partie in Wolfsburg geht unglücklich mit 1:2 verloren, so dass am Ende "nur" Platz 6 zu feiern ist.

Christian Spoo: "Alles ist möglich", sagt Lucien Favre. Da hat er Recht. Möglich ist zum Beispiel, dass Leverkusen gegen Bremen gewinnt, während Borussia in Wolfsburg mit 0:2 unterliegt.

Christoph Clausen: Entweder: Wer in Freiburg und Braunschweig nicht gewinnt, wird auch in Wolfsburg wird nicht gewinnen. Oder: Wer in Schalke und Dortmund siegt, kann auch in Wolfsburg siegen. Man kann sich seine Referenzpunkte aussuchen. Mit einer reichlichen Portion Hoffnung entscheide ich mich für letzteren und prognostiziere einen vielumjubelten 2:0-Sieg der Borussia. Für eine zeitgleiche Leverkusener Heimniederlage reicht der Glaube denn aber doch nicht.