Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 76

Mit der bevorstehenden Verpflichtung von Jorge Daniel Benitez Guillén dürften Borussias Transferaktivitäten für diesen Sommer beendet sein. Nach den aus Europa weitgehend bekannten Traoré, Hahn, Johnson, Sommer und Hazard findet mit dem Paraguayer nunmehr ein völlig unbeschriebenes Blatt seinen Weg in den Borussia-Park. Nicht nur aus diesem Grund ist es ein besonderer Wechsel, der so manchen In- und Outsider überrascht hat.

Überraschend ist zunächst einmal, dass der Transfer bis vor wenigen Tagen absolut geheim gehalten werden konnte. Eine Vielzahl von Stürmernamen geisterte in den vergangenen Wochen durch den Blätterwald. Von Benitez war hingegen erst zu lesen, als sich dieser bereits auf dem Weg nach Deutschland zum obligatorischen Fitnesstest befand. Ein nicht unwichtiger Erfolg für das Team von Max Eberl, da mangelnde Verschwiegenheit in der Vergangenheit schon so manchen Transfer erschwert hat.

Benitez kommt von Club Guarani, dem aktuellen Vizemeister der Paraguayischen Primera Division, wo er 2010 im Alter von 17 Jahren seine Karriere begann. So richtig durch startete er aber erst Anfang 2013, als er für ein halbes Jahr an Rubio Nú verliehen wurde. Im vergangenen Jahr brachte er es dann für seinen Heimatverein auf 17 Tore in 21 Ligaspielen. In den internationalen Wettbewerben Copa Libertadores und Copa Sudamericana (vergleichbar mit der Champions bzw. Europa League) kam er bislang nur zu vier Kurzeinsätzen, in denen er aber immerhin zweimal als Joker traf. Anfang Juni wurde er für seine starke Saison von Nationaltrainer Victor Genes belohnt, der ihn gegen Frankreich nach 65 Minuten für Roque Santa Cruz einwechselte.

Überraschend ist ferner, dass sich Eberl und Favre zum Transfer eines zentralen Mittelstürmers entschlossen haben – ein Spielertyp, mit dem der Schweizer zuletzt eher wenig anzufangen verstand. Aber man erinnere sich: zu Beginn seiner Amtszeit beklagte Favre sich öffentlich, mit de Jong, Hanke und de Camargo zu viele ähnliche Spielertypen zu haben, die in Folge dessen inzwischen allesamt entsorgt wurden. Um für alle Spielsituationen gewappnet zu sein, möchte man nunmehr zumindest eine durchschlagkräftige Alternative zu den ansonsten eher spielstarken Tempofußballern in der Offensive aufbieten können.

Vergleiche mit dem gescheiterten Luuk de Jong werden bei ausbleibenden Erfolgen kaum zu vermeiden sein, sind grundsätzlich aber wenig angebracht. Genau wie de Jong steht der 1,82 Meter große Paraguayer mit seinen bald 22 Jahren zwar am Anfang seiner Entwicklung und spielt auf derselben Position im Sturmzentrum. Damit sollten die Gemeinsamkeiten allerdings weitgehend erschöpft sein. Auch wenn der beidfüßige Benitez über ein ordentliches Kopfballspiel verfügt, ist er nicht der Typ Spieler, der vornehmlich darauf wartet, im Sturmzentrum mit Flanken gefüttert zu werden. Benitez bringt zudem mehr Schnelligkeit mit als de Jong, wenngleich seine primären Qualitäten auf anderen Gebieten liegen – vornehmlich in der Abschlussstärke und Durchschlagskraft sowie in einer technisch versierten Ballsicherheit. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten eines Santa Cruz sollte man diesbezüglich von ihm allerdings nicht erwarten. Vergleiche mit Raul Bobadilla wären schon eher angebracht, wobei er zum Glück nicht dessen oftmals aufbrausendes Temperament mitbringt. Der tiefreligiöse Paraguayer ist ein vergleichsweise ruhiger und sachlicher Vertreter seiner Zunft.

Überraschen lassen darf man sich, wie schnell sich Benitez an das im Vergleich zu Paraguays Liga deutlich höhere Tempo der Bundesliga wird anpassen können. Hier dürfte er gerade zu Beginn im Vergleich zu seinen neuen Offensivkollegen recht deutlich abfallen. Seine Erfolgswahrscheinlichkeit wird sehr stark davon abhängen, ob er lernfähig genug ist, um sich in den von Favre so geliebten Schnelligkeitsfußball zu integrieren. Der von den Medien kolportierte 5-Jahres-Vertrag verdeutlicht, dass der Verein langfristig denkt und dem Spieler die Chance zur entsprechenden Entwicklung bieten möchte.

Schlussendlich ist der Spieler in allererster Linie ein potentieller Ersatz für Max Kruse und wird zunächst wohl eher mit Hrgota um die Rolle des Top-Jokers konkurrieren. Gut möglich, dass er von den Fans dann alsbald den Spitznamen „Hans-Jorge“ verpasst bekommen wird. In Südamerika hat es bislang nur zum Kaninchen („Conejo“) gereicht. Trotz der vermeintlichen 3 Mio. Euro Ablöse, die in der heutigen Zeit für einen talentierten Stürmer keine nennenswerte Besonderheit mehr darstellen, sollten die kurzfristigen Erwartungen an den Spieler nicht zu hoch angesetzt werden. Borussia setzt mit Benitez vielmehr konsequent ihren Weg fort, junge, entwicklungsfähige Spieler zu verpflichten, die Favre dann im Idealfall nach seinen Vorstellungen formen kann. Wenn alles normal läuft und sich kein allzu großes Verletzungspech in der Offensive einstellt, dann werden die Qualitäten des Jorge Benitez zumindest in dieser Saison nur sporadisch zum Vorschein kommen (können). Aber vielleicht gelingt es dem Paraguayer ja auch auf dem Platz, für die eine oder andere Überraschung zu sorgen.