Die Enttäuschung unter den Anhänger der Borussia war groβ am Samstagabend. Nach dem Hochgefühl des Sieges in Glasgow, war die Hilflosigkeit des Teams im Spiel gegen den Rekordmeister schwer zu verdauen. Dabei hatte es doch gute Gründe gegeben optmistich zu sein. In den Vorjahren hatte man immer gut ausgesehen in München, zweimal gar gewonnen. Noch dazu hatten Köln und Frankfurt in den Vorwochen gezeigt, dass die einst unbesiegbar erscheinenden Bajuwaren in dieser Saison verwundbarer waren als noch unter Guardiola. Und zu guter Letzt hatte man im Celtic Park eindrucksvoll bewiesen, dass Borussia auch “auswärts kann”. Leider wurde es aber ein extrem dürftiger Auftritt, gegen den selbst die 0:4-Blamage bei Manchester City im nachhinein fast wie ein offener Schlagabtausch wirkt. Und das obwohl der in den letzten Wochen immer mal wieder gescholtene Trainer doch alles tat, was Kritiker verlangt hatten: es wurde nicht erneut experimentiert und rotiert, sondern die Mannschaft von Glasgow nur auf einer Position verändert. Es wurde mit Lucien-Favre-Gedächnis-Viererkette gespielt wie die Tradition es vorschreibt. Es wurde auch nicht auf übertrieben-übermütige Offensive gesetzt, sondern mit Kramer und Strobl die defensive Variante im hinteren Mittelfeld gewählt.

Dass es dann doch alles nach hinten los ging, kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern es gibt einige gute Erklärungen dafür: Zunächst mal ist da der Gegner zu nennen. Bayen München ist eine der besten Mannschaften der Welt und am Samstagabend war das Team leider sehr gut drauf. Wurde unter Guardiola oft noch zwischen geduldig und brotlos hin und her getikit und getakat, was defensiv gut stehenden Mannschaften eine Chance gab, das Spiel längere Zeit offen zu halten und vielleicht selbst irgendwann zu Chancen zu kommen, ist das Spiel unter Ancelotti direkter und vertikaler, was am gestrigen Abend dazu führte dass eigentlich ständig Gefahr für das Borussia-Tor herrschte.

Dann kommt noch eine unglückliche Verletztenmisere des VFL hinzu. Gerade in solch einem Spiel wäre Raffael Gold wert gewesen als der eine Spieler, der auch mal unter Druck den Ball behaupten kann. Auch Hazard und Traoré wären Spieler gewesen, die zumindest mal mit einem Dribbling einen Freistoβ hätten rausholen können. So aber kam die Borussia in der ersten Halbzeit kaum mal zu längerem Ballbesitz oder irgendwelchen Verschnaufpausen; die Tore für Bayern fielen zwangsweise.

Hauptgrund für den schwachen Auftritt jedoch war das CL-Spiel unter der Woche. Ein Spiel in München ist normalerweise das Spiel des Jahres für die Gladbacher, diesmal war es noch nicht einmal das Spiel der Woche.  Alle Anspannung, Energie und Konzentration des Kaders war auf Glasgow fixiert gewesen und das aus gutem Grund: der Sieg im Celtic-Park könnte dem Verein internationalen Wettbewerb bis ins Frühjahr hinein garantieren; finanziell wie auch für das Prestige daher enorm wichtig. Auch besser besetzte Mannschaften als die Borussia haben grosse Probleme mit der CL-Belastung unter der Woche (siehe Leverkusen und Dortmund) und die Tatsache, dass die beiden Spiele dieser Woche auswärts statt fanden war noch eine zusätzliche Bürde. Natürlich schütteln Weltklassespieler solche Strapazen locker ab und bringen ihre Leistung, aber solche Spieler hat die Borussia einfach nicht. Borussias Kicker hatten am Mittwoch mit dem ersten Auswärtssieg in der Champions-League und das bei einem Club der in ganz Europa als Heimmacht gilt groβartiges geschafft; am Samstag war der Akku einfach leer.

Insofern macht es wenig Sinn das Spiel noch groβ im Detail zu analysiseren: die Defizite waren offensichtlich, aber die Gründe dafür sind es ebenso. Sollte der VFL seine Ziele in der Liga am Ende um ein paar Punkte verpassen, so wurden die nicht in München liegen gelassen sondern vielmehr in Freiburg, Schalke oder gegen den HSV. Noch aber besteht kein Anlass zur Panik: ein zehnter Platz nach 8 Spieltagen ist sicher kein Grund zur Euphorie, aber die Liga ist eng, so dass noch vieles möglich ist. Für die Borussia folgen nun drei enorm wichtige Heimspiele mit denen man sich in drei Wettbewerben im Rennen halten kannen. Sowohl den rauschenden Abend in Parkhead als auch den tristen in München sollte man daher schnell vergessen und statt dessen mal wieder von “Spiel zu Spiel” denken.